Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2, S. 569
Schneehuhn: Fortpflanzung. Streifzüge, Federwecſel. Feinde. DAT
Winternat dort eingetreten iſt, treffen doch in jedem Spätherbſte, und zwar gegen anderer Vögel Art, nicht bei reiſeförderndem Gegen-, ſondern bei Nordwind, zahlreiche Maſſen im Süden der Halbinſel ein und ſiedeln ſi hier auf den Bergen an. Auf Labrador kommen, wie Audubon erzählt wurde, allwinterlih Tauſende von Schneehühnern an und bede>en alle Berge und Gehänge. Aber auch in Skandinavien hat man ähnliche Fälle beobachtet, auf den Lofoten erzählte man Boje, in Tromsö Liljenborg, daß einmal bei ſtarkem Ofſtwinde viele Hunderte erſchienen wären.
Über den Federweth\el der Alpenſchneehühner iſ man noch niht im klaren. Während die Shweizer Forſcher der Meinung ſind, daß dieſer Wechſel zweimal im Jahre vor ſich gehe, im Herbſte auf alle, im Frühjahre nur auf die kleineren Federn ſich erſtre>end, glaubt Holböll, daß wenigſtens eine dreimalige, und M'Gillivray, daß ſogar eine viermalige Mauſerung des Geſieders ſtattfinde. Faber dagegen meint beobachtet zu haben, daß „die weißen Federn des Winters keine Folge einer neuen Mauſer im Spätjahre, ſondern des Abblaſſens der Sommerfedern ſind“, da ex in der Blutfeder ſtets die bunte Sommerfeder, nie die weiße Winterfeder fand und oft Gelegenheit hatte, zu beobachten, daß jene Winter feder nah und nach von der Wurzel zur Spigze weiß wurde. Radde berichtet die ihm auffallende Thatſache, daß einige von ihm erlegte Alpenſchneehühner im öſtlichen Sajangebirge [hon am 12. Juni Federn der Unterſeite, des Bauches und der Bruſt erneuerten und bereits die Wintertracht anlegten. J< glaube, daß die ſcheinbar widerſprechenden Beobachtungen ſih vereinigen laſſen; denn ih habe erfahren, daß gleichzeitig mit der Mauſer auh Verfärbung der Federn ſtattfinden kann, und wage es, dieſe Erfahrungen auf das S<hneehuhn zu beziehen. Somit nehme ih an, daß die Hauptmauſer des Schneehuhnes in den Herbſt fällt, daß jedo< wahrſcheinlih niht alle Federn neu gebildet ſondern die im Laufe des Sommers hervorgeſproßten wenigſtens teilweiſe umgefärbt werden. Fm Frühlinge erneuert ſih dann das Kleingefieder, und zwar geſchieht dies bei Weibchen früher als bei Männhen. Die Färbung dieſer jezt neu gebildeten Federn iſt jedoch niht bleibend, ſondern im Gegenteile einem mehrfahen Wechſel unterworfen. Übrigens ſcheint jo viel feſtzuſtehen, daß die Heimat des Schneehuhnes allerdings einen Einfluß auf die Mauſer ausübt, da das Winterkleid mit Beginn des Winters, das Sommerkleid mit Beginn des Sommers, das eine wie das andere alſo je nach der Örtlichkeit früher oder ſpäter angelegt wird. Kurz vor der Herbſtmauſer we<ſeln die Schneehühner auh ihre Krallen.
Die Armut und Unmwirtlichkeit der Wohnpläße des Alpenſhneehuhnes wird dieſem nicht ſelten verderblih. So anſpruchslos es auh ſein mag, ſo geſchi>t es Sturm und Wetter zu begegnen weiß: aller Unbill der Witterung iſt es doch niht gewa<ſen. Wenn im Winter bei ruhiger Luft tagelang Schnee fällt, wird unſer Huhn kaum gefährdet; wenn aber Lawinen von den Bergen herabrollen, wird manches von den Schneemaſſen erdrü>t und wenn ſich eine harte Eisfruſte über die Schneede>e legt, muß manches verkümmern und dem Hunger erliegen. Aber nicht bloß die Natur tritt den harmloſen Vögeln hart, ja faſt feindlich entgegen, ſondern auch, und in viel höherem Grade, der Menſch und das geſamte Naubgezücht. Tauſende und Hunderttauſende werden alljährlih gefangen; niht wenige fallen dem mit dem Gewehre ausgerüſteten Jäger zur Beute, und ebenſoviele, wie die Menſchen für ſih beanſpruchen mögen, müſſen unter dem Zahne der Füchſe und des Vielfraßes oder in den Fängen des Jagdfalken und der Schneeeule verbluten.
Alt eingefangene Schneehühner laſſen ſih zähmen, d. h. an ein Erſaßfutter und an den Käfig gewöhnen halten auh längere Zeit in der Gefangenſchaft aus; junge hingegen ſollen eine ſo ſorgfältige Pflege beanſpruchen, daß ihre Aufzucht ſelten gelingt. Mehr weiß ih hierüber niht mitzuteilen; denn ih ſelbſt habe niemals ein lebendes Alpenſhneehuhn im Käfige geſehen. „Es ſind auh Baſtarde zwiſchen Birkhähnen und Schneehennen bekannt“