Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2, S. 574

532 Vierte Ordnung: Hühnervögel; erſte Familie: Faſanvögel.

„Legt man ſi“, ſagt Girtanner, „während die Henne brütet, wenn auch in ziemlicher Entfernung auf die Lauer, und ahmt man den Hahnenruf nach, ſo kommt der Vogel in größter Erregtheit dahergerannt. Die Wut mat ihn ſo blind, daß er unter folchen Umſtänden oft ſehr nahe an dem gede>t ſtehenden Beobahter vorbeiſchießt, ja ſelbſt beinahe mit der Hand ergriffen werden kann. Nach vermeintlich ſehr gut beſorgter Vertreiz bung des Störenfriedes kehrt er ſtolz zurü>.“ Nach Lindermayers Behauptung legt das Steinhuhn in Griechenland ſ{hon Mitte Februar, nah Krüpers Beobachtungen in den lezten Tagen des März, ſelten früher, nah den Angaben der Schweizer Forſcher in den Alpen erſt gegen Ende Mai, Anfang Juni und ſelbſt im Juli ſeine Eier. Am Murgab fand Alfred Walter die Neſtér am 10. April mit vollen Gelegen beſeßt. Das Neſt iſt eine einfache Vertiefung, die unter niedrigen Zwergtannen oder Geſträuch, unter vorragenden Steinen und an anderen geſhüßten und verborgenen Orten ausgeſharrt und mit etwas Moos, Heidekraut, Gras und dergleichen ausgekleidet wird. Die Ausfütterung geſchieht im Hochgebirge mit größerer Sorgfalt als in den tieferen Gegenden und zumal im Süden, wo die Henne zuweilen eine einfache Mulde im Sande ſchon für hinreichend hält. Das Gelege bilden 12—15, auf blaß gelblihweißem Grunde mit ſehr feinen, blaßbräunlihen Strichen gezeichnete Eier von ungefähr 46 mm Längs: und 33 mm Querdur<hmeſſer. Die Henne brütet ſicherlih ebenſo lange wie die Rebhenne, alſo 26 Tage, ſehr eifrig und führt dann die Küchlein in Geſellſchaft ihres Gatten auf die erſten Weidepläße. Die Färbung der Fungen im Daunenkleide ſpielt, nah Stölker, in einem hellen Steingrau; die Kopfplatte und ein Strih vom Auge zum Ohre ſind braun, die Oberteile dunkelbraun, von zwei helleren Seitenlinien eingefaßt und einer ſolchen Mittellinie durchzogen, die Shultern und Weichen ebenfalls braun. Das erſte Federkleid iſt auf bräunlihgrauem Grunde bunt gefle>t, indem die Rücken, Flügelde> und Bruſtfedern hellgelbe Spißenfle>en, die Außenfahne der Schwingen ſolche Rundfle>en tragen, die Kopfplatte hellbraun. Später treten oberſeits mehr einfarbig graubraune Federn auf, und im November ähneln die Jungen faſt gänzlih den Alten. „Die Küchlein“, ſagt Tſchudi, „haben, wie die Alten, eine außerordentliche Fertigkeit im Verſte>en und ſind verſchwunden, ehe man ſie reht gewahrt. Stört man eine Familie auf, ſo ſtürzt ſie nah verſchiedener Richtung, faſt ohne Flügelſhlag mit dem ängſtlichen Rufe „pitſchii pitſchii ſeitwärts oder abwärts, meiſt bloß 40 Schritt weit, und doch iſt man niht im ſtande, in den Steinen oder Sträuchern auh nur eins wieder zu entde>en. Hat aber der Jäger etwas Geduld, und verſteht er es, mit einem Lopfeifchen den Ruf der Henne nachzuahmen, ſo ſammelt ſi< bald das ganze Volk der geſelligen Tiere wieder.“ Fn Grie<enland, wo das Steinhuhn, wie überall, ein ſehr geſuchtes Wildbret iſt, zieht man ſchon im Monat Juni zur Jagd aus; dieſe aber hat, laut Powys, inſofern beſondere Schwierigkeit, als das aufgeſcheuchte Volk ſich nach allen Richtungen hin zerſtreut, ohne daß eins ſih um das andere zu bekümmern, vielmehr jedes darauf bedacht zu ſein ſcheint, ſi<h möglichſt {nell und ſicher zu verſte>en. Gelingt es dem verfolgten Steinhuhne, einen guten Verſte>plaß, 3. B. eine dichte He>e, aufzufinden, ſo läßt es ſich ſo leiht niht wieder auftreiben, und der Jäger hat dann gewöhnlich das Nachſehen. Da, wo die Hühner häufig ſind, gewährt die Jagd aber trozdem reiche Ausbeute und viel Vergnügen. Außer dem Menſchen treten Füchſe, Marder, Wieſel, Raubvögel und Raben als Feinde des Steinwildes auf; rollende Steine mögen auh manche erſchlagen: am meiſten aber gefährdet ſie ein ſtrenger Winter.

Die leichte Zähmbarkeit des Steinhuhnes iſt den Griechen wie den Schweizern, den Jndern wie den Perſern wohl bekannt; daher findet man gerade dieſen Vogel ſehr häufig im Käfige. „Es iſt merkwürdig“, ſagt Schinz „daß dieſe wilden Vögel ſo leiht gezähmt werden können. Sie freſſen oft ſhon na< wenigen Tagen aus den Händen, laſſen ſich au< wohl berühren, beißen aber tapfer und ſ{hmerzhaft, wenn man ſie faſſen will. Gezähmt