Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2, S. 577
Rothuhn: Aufenthalt. Begabung. Stimme. Fortpflanzung. 535
förmlih raubvogelartig zur Tiefe hinab. Demungeahtet fliegt es nux ungern weit und no< weniger wiederholt nacheinander auf, ſondern ſucht ſich ſoviel wie möglih dur Laufen zu helfen.“ Auch A. von Homeyer ſagt, daß es in allen Lebensverrichtungen viele Ähnlichkeit mit dem Rebhuhne habe: „es weidet, läuft und drückt ſich vor dem Hunde wie vor dem Menſchen oder von ſelbſt während des Tages, um auszuruhen oder ſih zu verbergen, und ift hauptſächlich abends rege. Da liegt es jedoh nicht ſo feſt, geht vielmehr gern heraus. Wenn es auf den Beinen iſt, läßt es ſich weit treiben, ohne aufzufliegen; iſt es jedoch des Verfolgens überdrüſſig, ſo erhebt es ſi< niht außer Shußweite, wie unſer Rebhuhn ſo oft thut, ſondern drü>t ſi< und läßt den Jäger ſhußgere<ht herankommen.“ Bezeichnend für unſeren Vogel iſt, daß er gern bäumt; er thut dies auh feine8wegs bloß im Falle der Not, ſondern da, wo es Bäume gibt, regelmäßig, unzweifelhaft in der Abſicht, von der Höhe aus zu ſichern. Den Lo>ruf des Männchens überſeßt Homeyer durch die Worte: „hid ſherna“, während wir geglaubt haben, daß ein ſhnarrendes Tat ta>era>“ oder „Kerekeket“ dafür gebraucht werden könne; ih muß jedo<h genanntem Forſcher beiſtimmen, wenn er ſagt, daß der Ruf in derſelben Art und Weiſe wie von unſerem Rebhuhne ausgeſtoßen wird, nur daß der Ton nicht ſo kreiſchend, durchdringend, ſondern mehr liſpelnd, ziſhend und rund iſt. Um zu warnen, ſtoßen beide Geſchlechter ein leiſes „Reb reb“, beim Aufſtehen ein ſchallendes „Scherb“ aus.
„Den größten Teil des Jahres hindurh“/ {reibt mein Bruder Reinhold, „lebt das Rothuhn in Völkern oder Geſperren von 10—30 Stü; denn oft ſhlagen ſi< mehrere Familien zu einer Kette zuſammen. Das Volk treibt ſi in demſelben Gebiete umher, obwohl niht eben regelmäßig; es kommt au, weil das Rothuhn ſehr wenig Waſſer bedarf, niemals zur beſtimmten Stunde zur Tränke. Seine Thätigkeit beginnt mit dem erſten Morgengrauen und währt bis nah Sonnenaufgang; wenigſtens vernimmt man dann den Nuf des Hahnes nur noch ſelten. Während der Mittagsſtunden iſt das Volk ſehr ſtill; wahrſcheinlich liegt es jest im Halbſhlummer, wohlverde>t zwiſchen dem Geſteine oder im niedrigen Geſtrüppe. Gegen Sonnenuntergang wird es von neuem rege und treibt ſih nun bis in die Nacht hinein, mehr ſpielend als Nahrung ſuchend, umher. Die Zeit der Liebe ändert ſelbſtverſtändlih au das Betragen des Rothuhnes. Schon im Februar trennt ſich das Volk in Paare:
Al dia de San Anton
Cada perdiz con su perdicon.“
(Am Tage des heil’gen Anton
Geht mit dem Hahne die Henne ſcon.) behaupten die Spanier. Je nach den verſchiedenen Provinzen Spaniens iſt die Paarungszeit übrigens verſchieden: in Südſpanien fällt ſie in den Anfang des März, in Mittelſpanien oder in den Gebirgen zu Ende dieſes Monats; auch wohl in den Anfang des April. Die Hähne führen dabei hißzige Kämpfe um die Hennen aus und geben Gelegenheit zu einer ſehr anziehenden, weiter unten zu beſchreibenden Jagd. Brüten die Hennen bereits, ſo überlaſſen die Hähne ſie ihrem Schiéſale und ſhleihen, Minne ſuchend, no< weiter umher, freilich gewöhnlich zu ihrem Verderben. Das Neſt, das man in Getreidefeldern, Weinbergen, unter einem Rosmarin- oder Thymianbuſche u. ſt. w. findet, beſteht aus einer muldenförmigen Vertiefung, welche die Henne in den Boden ſcharrt. Es enthält 12—16 Eier von dur<ſhnittli< 40 mm Längs- und 31 mm Querdurchmeſſer, die ſih dur<h Größe und Färbung von denen unſeres Rebhuhnes unterſcheiden. Jhre Geſtalt iſt ſtumpfer und gerundeter, die feſte Schale glänzend, obgleih man die vielen Poren deutlich erkennen kann, die Grundfarbe ein lihtes Roſtgelb, das mit zahlloſen, braunen Punkten und Fle>en überſtreut iſt. Sobald die Jungen dem Eie entſhlüpft ſind, laufen ſie geſhwind umher, ſorgſam behütet von der jezt beſonders vorſihtigen Mutter. Bei Gefahr benimmt ſi