Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2
Allgemeines. Bleßhuhn. Kammbleßhuhn. 649
daß einzelne da, wo ſie maſſenhaft auftreten, wirklihen Schaden anrihten und ſchon deshalb auch die Verfolgung dur< den Menſchen rechtfertigen. Außerdem haben dieſe Vögel viel von den Nachſtellungen des Raubzeuges, insbeſondere der Falken, zu leiden, obgleih ſie ſi< dur< geſchi>tes Tauchen oder Verbergen im Schilfe ihren Feinden oft zu entziehen wiſſen. .
Durch die mit Lappenhäuten verſehenen Zehen unterſcheiden ſi< die Waſſerhühner (Fulica) von allen anderen Rallenvögeln. FJhr Leib iſt kräftig, ſeitlih wenig zuſammengedrüdt, der Hals mittellang, der Kopf ziemlih groß, der Schnabel ein zuſammengedrükter Kegel, mit ſcharfer, etwas gezähnelter Schneide, die für die Familie bezeihnende Stirnſhwiele groß, der Fuß ziemlih hoch, ſtark, ſeitlih zuſammengedrü>kt und durch die mit Lappen bekleideten langen Zehen beſonders ausgezeihnet, der Flügel mittellang, in ihm die zweite und dritie Schwinge die längſte, der aus 14—16 Steuerfedern beſtehende Schwanz ſehr furz, unter den De>federn verſte>t, das Kleingefieder außerordentlich dicht.
Allbekannter Vertreter dieſer Gattung iſt das Bleßhuhn, au<h Waſſer- und Böllhuhn, Hurbel, Plärre, Kritſchene, Liebe, Pfaffe, Zoppe, Bölle 2c. genannt (Fulica atra, aterrima, aethiops, major, pullata, nipalensis, leucoryx, cinereicollis. australis und platyura). Die vorherrſchende Färbung ſeines Gefieders iſ ein ziemlih gleichmäßiges Schieſerſhwarz, das an Kopf und Hals dunkler, auf Bruſt und Bauch lichter als der Nü>en erſcheint. Der Augenſtern iſt hellrot, der Schnabel, einſ<hließlih der Stirnplatte, blendend weiß, der Fuß bleifarben, an der Ferſe rotgelblihgrün. Fm Jugendkleide iſt das Gefieder der Unterſeite wegen der breiten, weißlihen Federränder lichtgrau und [<warz gemiſ<t, und der Mantel zeigt einen ölfarbenen Anflug. Die Länge beträgt 47, die Breite 78, die Fittihlänge 23, die Shhwanzlänge 8 cm. i
In Europa und Mittelaſien kommt das Bleßhuhn überall vor; außerdem hat man es in ganz Afrika, Südaſien und Auſtralien in der Winterherberge angetroffen.
In Südeuropa, zumal in Spanien und Portugal, ſowie in Nordweſtafrika vertritt es das Kammbleßhuhn (Fulica cristata und mitrata, Lupha cristata). Es unterſcheidet ſi< vom Waſſerhuhne, dem es in der Färbung gleicht, durch einen niedrigen, doppelten, ſpißwinkelig von vorn nach hinten zuſammenlaufenden, mit na>ter Haut bekleideten Kamm, der die Mitte des Vorderſcheitels einnimmt und die na>te Stirnplatte umfaßt. Die Länge beträgt 43, die Breite 77, die Fittihlänge 22, die Shwanzlänge 8 cm.
Ín Deutſchland fehlt das Waſſerhuhn keinem geeigneten Gewäſſer. Es meidet Ströme und Flüſſe, ebenſo das Meer und ſiedelt ſi< am liebſten an Seen und Teichen an, deren Ränder mit Schilf und hohem Rohre bewachſen ſind. Jn der Winterherberge bezieht es die Strandſeen und die waſſerreichen Sümpfe Südeuropas, Nord- und Mittelafrikas, gleichviel, ob deren Waſſer ſüß oder ſalzig iſt. Bei uns zu Lande erſcheint es im Frühjahre nah der Schnee- und Eisſhmelze, alſo bald früher, bald ſpäter, verweilt während des ganzen Sommers an demſelben Orte, beginnt im Herbſte zu ſtreichen, ſammelt ſich auf größeren Gewäſſern, im Gegenſaße zu ſeinen Verwandten, zu ſtarken Scharen an, wandert im Oktober und November nah Süden hinab und überwintert da, wo es offene Gewäſſer findet, unter Umſtänden auch in Deutſchland.
Entſprechend ſeinen Shwimmfüßen, treibt ſih das Waſſerhuhn mehr auf dem Waſſer als auf dem Lande umher. Letteres betritt es nicht ſelten, namentli< in den Mittagsſtunden, um hier ſi< auszuruhen und das Gefieder zu puzen. Es läuft noh ziemlih gut