Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

8d Siebente Ordnung: Suchvögel; zweite Familie: Brachſhwalben

Überzeugung gekommen ſind, daß dieſer ihnen wohl will. Sie vertragen ſih auch mit allen übrigen Vögeln, welche man mit ‘ihnen zuſammenbringt, und leiſten dieſen nah wie vor ihre Wächterdienſte. „Ein Paar Auſternfiſcher“, erzählt Gadamer, „die ih vom Neſte aus großgezogen hatte, waren ſo zahm, daß ſie mi< ſogar an meiner Stimme erkannten und mich ſogleih mit lautem Zurufe begrüßten. Jh ließ ſie unter meinen Haushühnern frei umherlaufen, und nie waren die Hühner ſicherer vor dem Habichte, als ſolange ſie dieſe treuen Wächter hatten, welche die Ankunft eines ſolchen Räubers ſofort durch ihr weit tönendes Angſtgeſchrei zu erkennen gaben und ſih bei den Hühnern bald volle Beachtung zu verſchaffen wußten.“ Leider verbleicht die Färbung an Schnabel und Füßen ſhon nah kurzer Gefangenſchaft.

Die Brachſchwalben oder Schwalbenwater (Glareolidae), die eine anderweitige, der vorhergehenden eng ſi< anſchließende Familie bilden, vereinigen ſozuſagen die Merkmale mehrerer Ordnungen in ſich. Sie haben einen Schnabel, der zwiſchen dem eines Huhnes und dem eines Nachtſchattens ungefähr die Mitte hält, ſchlanke, über der Ferſe na>te Beine, mit vier mittellangen, ſhmalen Zehen, deren äußere und mittlere dur< eine Spannhaut verbunden ſind, und die ſchlanke, ſpibige, faſt gerade Nägel tragen, lange Flügel, deren Ähnlichkeit mit denen der Schwalben ihnen zu dem paſſenden Namen verholfen hat, und unter deren Shwingen die erſte alle übrigen an Länge überragt, und einen ziemli<h langen, entweder gerade abgeſchnittenen oder gegabelten, aus 14 Federn gebildeten Schwanz. Das Gefieder iſt diht und weih, je nah dem Geſchlehte und der Jahreszeit wenig, nah dem Alter ziemlich verſchieden, ſehr übereinſtimmend bei allen Arten, welche man aufgeſtellt hat. Der innere Leibesbau und insbeſondere die Bildung des Bruſtbeines gibt uns ein untrügliches Merkmal, daß die Shwalbenwater Verwandte der Regenpfeifer ſind.

Alle Länder rings um das Mittelländiſche und Schwarze Meer und außerdem die Tiefebenen der Donau und Wolga ſowie die Steppen Rußlands und Sibiriens beherbergen die Brahſchwalbe, au<h wohl Sandhuhn genannt (Glareola pratincola, torquata, austriaca und limbata, Hirundo und Trachelia pratincola, Pratincola glareola). Shre Länge beträgt 26, die Breite 59, die Fittichlänge 19, die Schwanzlänge 10 cm. Das Gefieder des Oberkörpers iſt ölbraun, im Na>en roſtbräunli<h verwaſchen, auf Schultern und De>federn metalliſ< ſchimmernd, das des Bürzels, der Unterbruſt und des Bauches weiß, das der Oberbruſt iſt bräunlich verwaſchen; die rötlihgelbe Kehle wird von einem braunen Ringe eingeſaßt, die Handſchwingen und deren De>en ſind ſ{<warz, die Armſchwingen gegen die Spitze hin gräulih, am Ende ſ{hmal weiß geſäumt, die unteren Flügelde> federn tief kaſtanienbraun, die Steuerfedern ſ{hwarzbraun, an der Wurzel weiß, die äußerſten außen, die mittleren am Ende weiß geſäumt. Das Auge iſt dunkelbraun, der Schnabel ſ{hwaxz, im Winkel korallenrot, der Fuß ſ<hwarzbraun. Männchen und Weibchen gleichen ſich.

Die Steppenbrachſ<hwalbe (Glareola melanoptera, nordmanni und pallasi), die in den Steppen um das Schwarze Meer heimiſch iſ, unterſcheidet ſi< von der Verwandten dur höhere Läufe und braunſchwarze Unterflügelde>federn.

Das Verbreitungsgebiet beider Brahſchwalben erſtre>t ſi< weit über Europa hinz aus. Die Brachſchwalbe beſucht auf ihrem Zuge alle Länder Süd- und Mitteleuropas,