Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Seeſhwalben: Allgemeines. Naubſeeſhwalbe. 89

ſonſtigen Vorſicht ohne Bedenken augenſcheinlihen Gefahren aus, wenn ſie die Eier oder Jungen bedroht ſehen.

Fiſche und Kerbtiere bilden ihre Nahrung, die größeren Arten verzehren jedo<h auch kleinere Säugetiere, Vögel, Kriehtiere und Lurche, die ſ{<wächeren Arten verſchiedene Würmer und ebenſo mancherlei kleinere Seetiere. Um Beute zu gewinnen, fliegen ſie in geringer Höhe über dem Waſſerſpiegel dahin, rihten ihre BVli>e ſcharf darauf, halten, wenn ſie ein Opfer erſpähten, an, rütteln ein paar Augenbli>e lang über ihm, um es ſicher auf das Korn nehmen zu können, ſtürzen {nell hinab und verſuchen, es mit dem Schnabel zu faſſen.

Son einige Wochen vor Beginn des Eierlegens ſammeln ſih die Seeſhwalben am Brutorte, ein Jahr wie das andere möglichſt an derſelben Stelle. Diejenigen, welche das Meer bewohnen, wählen hierzu ſandige Landzungen, kahle JFuſeln, Korallenbänke oder Mangle- und ähnlihe Waldungen; die mehr im Binnenlande lebenden entſprechende, jedo<h minder fahle Stellen an oder in Seen und -Sümpfen. Gewöhnlich brütet jede Art abgeſondert von den übrigen und in Maſſe, ausnahmsweiſe unter anderen Strandund Waſſervögeln und einzeln. Ein Neſt bauen bloß die Arten, die in Sümpfen brüten; denn die ſeichte Vertiefung, die andere für ihre Eier ausgraben, kann man fein Neſt nennen. Bei jenen ſtehen die Neſter einzeln, bei diefen ſo dicht nebeneinander, daß die brütenden Vögel den Strand buchſtäblih bede>en und genötigt ſind, im Sitzen die gleiche Nichtung einzunehmen, daß man kaum oder niht im ſtande iſt, ohne Eier zu zertreten, zwiſchen den Neſtern zu gehen. Die meiſten legen 3 Eier, einige 4, andere regelmäßig 2, und die wenigen, die auf Bäumen brüten, gewöhnlich nur eins. Beide Gatten widmen ſich den Eiern abwechſelnd, überlaſſen ſie aber in den heißeren Stunden des Tages gewöhnlich der Sonne. Die Jungen kommen nach einer Bebrütung von 2—s8 Wochen in einem bunten Daunenkleide zur Welt, verlaſſen ihre Neſtmulde meiſt ſchon an demſelben Tage und laufen, behender faſt als die Alten, am Strande umher, ängſtlich bewacht, ſorgſam beobachtet und genährt von ihren zärtlihen Eltern. Jhr Wachstum ſchreitet verhältnismäßig raſh vorwärts; doh kann man ſie erſt, wenn ſie vollkommen fliegen gelernt haben und in allen Künſten des Gewerbes unterrichtet ſind, erwahſen nennen. Nunmehr verlaſſen die Alten mit ihnen die Brutſtelle und ſhweifen, wenn auch nicht ziellos, ſo doch ohne Regel umher.

Alle vierfüßigen Raubtiere, welche ſih den Brutpläßen der Seeſchwalbe nähern können, die Raben und größeren Möwen ſtellen den Eiern und Jungen, die ſchnelleren Raubvögel auch den Alten nah; Schmarozermöwen plagen und quälen leßtere in der Abſicht, ſie zum Ausſpeien der friſh gefangenen Beute zu nötigen. Auch der Menſch tritt ihnen feindlich gegenüber, indem er ſie ihrer ſ<ma>haften Eier beraubt. Fm übrigen verfolgt man ſie aus dèm Grunde niht, weil man weder das Fleiſh noch die Federn benußen und ſie auch faum oder doh nur für kurze Zeit in der Gefangenſchaft halten kann. Mißgünſtige Menſchen zählen ihnen jedes Fiſhchen nah, welches ſie erbeuten, ohne an die Kerbtiere zu denken, dur deren Vertilgung ſie mindeſtens ebenſoviel nüßen, wie ſie dur< ihre Jagd uns ſchaden. Diejenigen, wel<he am Meere leben, beeinträhtigen unſer Beſißtum in keiner Weiſe, und alle übrigen exfreuen dur< Regſamkeit und Anmut den Naturfreund in ſo hohem Grade, daß er wohl berechtigt iſt, für ſie Schonung zu erbitten.

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Die erſte Stelle gebührt der Raubſeeſ<hwalbe oder Wimmermömwe (Sterna

caspia, megarhynchos, major, melanotis und tschegrava, Sylochelidon caspia,

balthica, melanotis, stenurus und schillingiü, Thalassites melanotis, Thalasseus und Hydâroprogne caspia), deren Merfmale in dem verhältnismäßig kräftigen und gedrungenen