Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

98 Siebente Ordnung: Suchvögel; dritte Familie: Möwen.

verhältnismäßig ſeicht gegabelt. Oberkopf und Nacken ſind tief und glänzend ſ{<hwarz, Mantel und Flügelde>en hell aſ<hgrau, Halsſeiten und alle Unterteile weiß, die weißſchaftigen Handſchwingen außen licht-, innen dunkel aſhgrau, breit weiß gerandet, die Armſchwingen, allmählich ſi lihtend, bläulich weißgrau, am Ende weiß geſäumt, die Shwanzfedern, deren äußerſte auf der Außenfahne faſt rein weiß, ebenſo gefärbt. Das Auge iſt braun, der Schnabel und die Füße ſind ſ{<hwarz. Jm Winterkleide haben Kopf und Nacken weißgraue Färbung. Die Länge beträgt 40, die Breite 80, die Fittichlänge 30, die Schwanzlänge 13 cm.

Obwohl in allen Erdteilen vorkommend und demgemäß Weltbürger, fehlt die Lachſeeſchwalbe doh dem Norden gänzlih und brütet nahweislih nur in der Mitte und im Süden des nördlih alt: wie neuweltlihen Gürtels, in Deutſchland einzeln auf kleinen Jnſeln der Oſtſee und an gewiſſen Binnenſeen Bayerns, in Öſterreih-Ungarn an dem Platten- und Neuſiedler See, in Südeuropa, Mittelaſien, Nordafrika, dem Süden der Vereinigten Staaten ſowie Mittelamerika dagegen wohl an allen geeigneten Gewäſſern. Von ihnen aus unternimmt ſie allherbſtlih ihre Weltreiſen, die ſie bis in das tiefſte Jnnere Afrikas, nach Südaſien, Auſtralien und bis zur Südſpiße Amerikas führen. Sie iſt mehr als jede andere Seeſchwalbe Landvogel, benußt zwar große Ströme und die Séeküſten ebenfalls zu ihren Heerſtraßen, verläßt die Gewäſſer aber doch ſehr oft, {<hweift auf weithin im Lande umher und erſcheint während ihres Zuges in der Steppe, ſelbſt in der Wüſte, ebenſogut wie bei uns zu Lande auf Feldern und Wieſen.

Jhr ganzes Weſen und Sein, Betragen und Gebaren, ihre Sitten und Gewohnheiten unterſcheiden ſie weſentli<h von ihrer Verwandtſchaft und laſſen ſie gleihſam als Bindeglied zwiſchen den Seeſhwalben und Möwen erkennen. An leßtere, vor allen an die Lachmöwe, erinnert ihr Auftreten. Wie dieſe nimmt ſie während der Brutzeit oder in der Winterherberge ihren Stand an einem See, einem Bruche, Sumpfe und ähnlichen Gewäſſern und tritt von ihm aus ihre Raubzüge an. Niedrigen, leichten, jedo<h verhältnismäßig ſ{<hleppenden Fluges, Hals und Kopf gerade ausgeſtre>t, den Schnabel nicht abwärts gerichtet, gleitet ſie über Gewäſſer und Gelände, ſtößt auf erſteren zwar manhmal auch auf ein erſpähtes Fiſchchen herab, ſtellt aber doh viel regelmäßiger Kerbtieren, insbeſondere Heuſchre>en, Libellen, Schmetterlingen, großen Käfern, nach, fängt ſie im Fluge wie im Sißen, folgt dem Pflüger, um Engerlinge aufzuleſen, erſcheint mit Milanen, Turm- und Nötelfalken, dem Gaukler und anderen Raubvögeln, Bienenfreſſern, Brachſhwalben und Störchen vor der Feuerlinie der brennenden Steppe und ſtürzt ſih hier, wie von Heugklin ſehr rihtig ſagt, mit ebenſoviel Gewandtheit wie Kühnheit dur<h die dichteſten Rau&ſäulen, um Beute zu gewinnen, beſucht ebenſo die Brutſtätten der Strandvögel und raubt, wie Schillings Unterſuhungen unwiderleglih erwieſen haben, junge Vögel bis zur Größe eines Kiebißküchleins und Eier, auch ſolche ihrer Verwandtſchaft. Dies alles ſind Züge der Möwen, nicht aber der Seeſhwalben. Selbſt ihre Stimme, ein lachendes, wie „hä hä hä“ oder „ef ef ef“ klingendes Geſchrei, erinnert an den Ruf der Möwen.

An den nordafrikaniſhen Strandſeen verweilt die Lachſeeſhwalbe jahraus jahrein; auf ihren dalmatiniſhen und griechiſhen Brutpläßen erſcheint ſie gewöhnlih Mitte April, auf den deutſhen Gewäſſern kaum vor Anfang Mai. Hier wie dort ſchreitet ſie bald nah ihrer Ankunft zur Fortpflanzung. Fn Griechenland findet man {hon Ende April belegte Neſter; die allgemeine Legezeit fällt jedo<h auc hier, wie in Deutſchland, in die lezten Tage des Mai und in die erſten des Juni. Auch ſie niſtet geſellſhafſtsweiſe, hier und da zu Hunderten, gewöhnlih aber in kleineren Sharen zuſammen. Die 2, ſeltener 3 Eier des Geleges ſind dur<ſchnittlih etwa 52 mm lang, 35 mm di>, länglich eigeſtaltig, dünnſchalig, wenig glänzend und auf olivengrünem, ölgelbem, braungelbem oder gelblih thonfarbenem Grunde mit veilhenfarbenen Unter- und bräunlichen und ſ{hwarzbraunen Oberfleœen