Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

110 Siebente Ordnung: Suchvögel; dritte Familie: Möwen.

die vordere Schwanzhälfte wie die Schwingenſpiße braunſhwarz. Das Auge iſt braun, der Schnabel {<mußgig grau, an der Spibe gelb, bei jungen Vögeln ſ{<warz, der Fuß blaugrünlih bis grünlichgelb. Die Länge beträgt 45, die Breite 112, die Fittichlänge 36, die Schwanzlänge 14 em.

Das Brutgebiet der Sturmmöwe erſtre>t ſih von der Breite der norddeutſchen Küſten an über den Norden der Alten Welt; das Wandergebiet umfaßt ganz Europa, den größten Teil Aſiens und Nordafrika. Sie beſucht auch weit von der Küſte entfernte Binnengewäſſer.

Unter den Möwen mit dunkler Oberſeite iſt die Mantelmöwe, auh Rieſen-, Fiſchund Falkenmöwe, Shwarzmantel und Wagel genannt (Larus marinus, naevius, maculatus, maximus, wuelleri und fabricii, Dominicanus marinus), die größte. Kopf, Hals und Na>en, die ganze Unterſeite, der Unterrücken und der Schwanz ſind blendend weiß, der Oberrücken und der Flügel ſchieferblauſhwarz, die Spißen der Schwungfedern weiß. Jm Jugendkleide ſind Kopf, Hals und Unterſeite auf weißem Grunde gelblih und bräunlich in die Länge geſtreift und gefle>t, der Nüken und die Dberflügelde>federn braungrau, lihter gerandet, die Shwingen und Steuerfedern ſ{hwarz, lettere weiß gezeichnet. Das Auge iſt ſilbergrau, der Augenring zinnoberrot, der Schnabel gelb, am Unterſchnabel vor der Spiße rot, der Fuß liht graugelb. Die Länge beträgt 73, die Breite 170, die Fittichlänge 50, die Schwanzlänge 20 em.

Der Norden der Erde, zwiſchen dem 70. und 60. Grade, iſt das Vaterland dieſer Möwe. Während des Winters beſucht ſie regelmäßig die Küſten der Nord- und Oſtſee, ſtreicht an ihnen entlang auh bis Südeuropa und noh weiter hinab; während des Sommers trifft man alte Vögel ihrer Art nur höchſt ſelten ſüdlich des 50. Grades. Jm Binnenlande fommt ſie zuweilen als Jrrling vor.

Jhre nächſte Verwandte iſt die Heringsmöwe (Larus fuscus und flavipes, Laroides fuscus, melanotos und harengorum, Lencus, Dominicanus und Clupeilarus fuscus), die ſih dur< merklih geringere Größe, den Schwanz überragende Fittiche, ſ<hmälere weiße Endbinden an den Schwingen und lebhaft gelb gefärbte Füße von ihr unterſcheidet. Fhre Länge beträgt höchſtens 60, die Breite 140, die Fittihlänge 40, die Schwanzlänge 15 em. ö

Sie bewohnt alle Meere Europas und verbreitet ſi< von China bis Weſtafrika.

taummangel gebietet mir, mih auf eine Lebens\ſchilderung der Mantelmöwe zu beſ<ränken. Unter den Verwandten iſt ſie, ihrer Größe entſprechend, eine der ernſteſten und ruhigſten, jedo<h weder leiblih noh geiſtig träge, ſondern im Gegenteile bewegungsluſtig und regſam. Sie geht gut, watet auch viel in ſeihtem Waſſer umher, ſhwimmt gern und viel, ſelbſt bei hohem Wogengange, <läft ſogar im Shwimmen, fliegt zwar langſam, aber doh keineswegs ſ{hwerfällig, vielmehr leiht und ausdauernd, ſchwingt die ausgeſtre>ten Flügel in langſamen Schlägen, ſ{hwebt dann auf weite Stre>en hin, entweder kreiſend oder gegen den Wind anſteigend und ſi ſenkend, läßt ſih durch den ärgſten Sturm nicht beirren und ſtößt, wenn ſie Beute gewahrt, mit großer Kraft aus ziemlicher Höhe auf das Waſſer hinab, bis zu einer gewiſſen Tiefe eindringend. An Selbſtbewußtſein und Mut, aber auh an Raubluſt, Gier und Gefräßigkeit übertrifft ſie die meiſten Verwandten; dabei iſt ſie neidiſ<h und verhältnismäßig ungeſellig, obgleih ſie nur ausnahmsweiſe einzeln geſehen wird. Dem Menſchen weicht ſie außer der Brutzeit ebenſo vorſichtig aus, wie ſie ihn während dieſer mutig angreift. Jhre Stimme klingt tief und heiſer, wie „ah a< ah“, in der Erregung wie „kjau“, das aber ſehr verſchieden betont werden kann.