Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

120 Siebente Ordnung: Suchvögel; dritte Familie: Möwen.

Als beſondere Gattung darf man auh die Shwalbenmöwen (Chema) anſehen, da ſie ſih von ihrer Verwandtſchaft durh den ſeicht gegabelten Shwanz und die außerordentlich langen Flügel unterſcheiden.

Die wichtigſte der beiden Arten dieſer Gattung iſt die Shwalbenmöwe (Chema sabinii, Xema sabinii und collaris, Larus und Gayia sabinii). Kopf und Oberhals ſind dunkel bleigrau, unten durch ein mäßig breites ſhwarzes Halsringband begrenzt, Nacen, ganze Unterſeite und Schwanz weiß, Mantel und Nücken möwenblau, Flügelbug und Flügelrand ſchwarz, die erſten fünf Handſchwingen {hwarz, innen bis gegen die Spibe hin und an dieſer breit weiß, die übrigen wie die Armſchwingen und Oberarmſchwingen möwenblau, am Ende breit weiß gerandet. Jm mittleren Kleide iſt die Kappe nur durch einen dunkel aſchgrauen Fle>en hinter dem Auge angedeutet, der Nacen und die kleinen Flügelde>federn ſind mattſhwarz, Mantel und Rücken möwenblau, die Steuerfedern im Enddrittel mattſchwarz, alle übrigen Teile weiß. Jm Fugendkleide ſind alle Federn der ganzen fahl rauchbraunen Oberſeite lichter, fahlgelb bis weiß, gerandet, die Schwanzfedern am Ende mattſhwarz und alle Unterteile weiß. Das Auge iſt lihtbraun, der Schnabel rötlichſhwarz, an der Spite orangegelb, der Fuß ſ{<warz. Die Länge beträgt etwa 35, die Fittichlänge 28, die Shwanzlänge 12 cm.

Der höchſte Norden der Erde, die amerikaniſchen und ſibiriſchen Küſten ſowie verſchiedene Inſeln des Eismeeres bilden das Wohngebiet der Shwalbenmöwe. JZhre Brutpläte liegen erſt jenſeit des 73. Grades der Breite. Von ihnen aus ſtreifen die Alten höchſtens bis Spitbergen und Südgrönland hinab, während die jungen Vögel in ihrem erſten und zweiten Lebensjahre zuweilen ſüdlicher reiſen und dann auh Großbritannien, Dänemark, Deutſchland, Holland, Belgien, Frankreich, ſelb Ungarn beſuchen. Fn unſerem Vaterlande wurden mehrere, in Großbritannien viele erlegt oder beobachtet. Mit alleiniger Ausnahme der Brutzeit ſcheinen die kraft ihrer langen Shwingen beſonders ffugbegabten Vögel auf hohem Meere zu leben. Holböll erfuhr von Grönländern, die ihm eine Shwalbenmöwe überbraten, daß ſie dieſe zuweilen zu Geſicht bekommen hätten, wenn ſie weit in der See hinaus auf Fang geweſen ſeien. Jn der Davisſtraße und dem Baffinsbuſen treten ſie ſehr häufig auf. Edward Sabine fand ſie hier, von Middendorff am Taimyrfluſſe zwiſchen dem 78. und 74. Grade brütend. Beiden danken wir das Wenige, das wir von ihrem Betragen wiſſen. i

Am Taimyrfluſſe erſchienen die von Middendorff beobachteten Shwalbenmöwen am 5. Juni, verſhwanden aber bald darauf gänzlich, weil ſie ſi< wahrſcheinlih ihren Brutpläßen zugewendet hatten. Dieſe befanden ſi nördlith des 74. Grades auf kleinen Shwemmlandinſeln des genannten Fluſſes und in der Nähe gewiſſer Waſſerbe>ken der Tundra, diejenigen, welche Sabine beſuchte, auf Éleinen, unter dem 75. Breitengrade gelegenen, etwa 20 Seemeilen von Grönland entfernten Felſeninſeln. Hier wie dort brüteten die Shwalbenmömwen in innigſter Gemeinſchaft mit Küſtenſeeſhwalben, denen ſie auh in ihrem Fluge mehr als alle übrigen Möwen ähneln. Beide Beobachter fanden im Juli je 2 Eiex in den Neſtern, am Taimyrfluſſe in Vertiefungen im Mooſe, die mit vorjährigen Grashalmen ausgelegt waren, auf den Felſenbergen auf dem na>ten Boden. Die Eier haben einen Längsdurhmeſſer von 43, einen Querdurhmeſſer von 30 mm und ſind auf ſ<hmutig gelbgrünem Grunde bräunlich gefle>t. Am 10. Juli waren die von Middendorff unterſuchten Eier ſhon ſtark bebrütet; am 15. Juli krochen die meiſten Jungen aus. Jhr Daunenkleid iſt oberſeits auf roſtgelbem Grunde über und über ſ{hwarz gefle>t, unterſeits weißlih grau. Sie wachſen raſh heran, werden von ihren Eltern in der Tundra mit den Lacven eines Zweiflüglers, auf den Jnſeln mit kleinen Krebstieren geaßt und laufen, {hwimmen und