Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

126 Siebente Ordnung: Suchvögel; dritte Familie: Möwen.

brachyrhyncha, lessoni und buffoni, Larus parasíticus, Catarrhactes parasíitica). Sie iſt beträchtlich kleiner und ſ{hlanker gebaut als die Skua, auch durch die bedeutend über _die anderen verlängerten, zugeſpißten mittleren Schwanzfedern ausgezeihnet und, einen weißen oder gelblichweißen Stirnfle>en und die ebenſo gefärbte Kehle ausgenommen, von Farbe entweder gleihmäßig rußbraun, oder auf der Oberſeite rußbraun, / an der Kehle gelblich, auf der Unterſeite grauweiß, am Kropfe grau, ohne daß hinſichtlich dieſer verſchiedenen Färbung Alter oder Geſchlecht in Frage kommen. Das Auge iſt braun, der Schnabel {<warz, die Wachshaut dunkel bleigrau, der Fuß blauſchwarz. Die Länge beträgt einſhließli<h der Spießfedern 60, ohne ſie 50, die Breite 100—110, die Fittihlänge 81, die Shwanzlänge 18 cm. Soweit unſere Beobachtungen reichen, dürfen wir die Shmaroßerraubmöwe als die gemeinſte Art ihrer Unterfamilie erklären. Auch ſie bewohnt den Norden der Erde, von Spißbergen und Grönland an bis zum mittleren Norwegen herab, iſt hier auf Jsland, den Faröer und den im Norden Schottlands liegenden Fnſeln oder auf Labrador, in Neufundland, ebenſo im Bering- und Dchotskiſchen Meere gemein und ſtreicht im Winter regelmäßig nah der ſüdlichſten Küſte der Nordſee herab, verirrt ſih au<h ins Binnenland. Mit Ausnahme der Brutzeit lebt ſie nur auf dem Meere und keineswegs immer in der Nähe von Jnſeln und Schären, ſondern auh, und wie es ſcheint wochenlang, weit vom Feſtlande entfernt.

Jhre nächſte Verwandte iſt die Kreiſhraubmöwe (Stercorarius longicanuda, crepidatus, cepphus, spinicaudus, tephras, asiaticus und richardsonii, Lestris crepidata, spinicauda, coprotheses, thuliaca, richardsonii, bojei, schlegelii und benickii, Larus crepidatus und cepphus, Catarrhactes richardsonii). Sie unterſcheidet ſi< von der Shmaroßerraubmöwe durch geringere Größe, kürzeren Schnabel und außerordentlich lange, gegen 15 cm über die anderen Steuerfedern verlängerte und in feine Spißen auslaufende Spießfedern. Auch ihr Kleid kann einförmig rußbraun oder dem der Schmaroßermöwe täuſchend ähnlich ſein. Fhre Länge beträgt einſchließli<h der Spießfedern 55, ohne ſie 40, die Breite 90—95, die Fittichlänge 33, die Schwanzlänge 30 oder 15 cm.

Selbſt der ungeübte Beobachter wird die Shmaroßerraubmöwe augenbli>li< von jedem anderen ihm bekannten Vogel unterſcheiden, am erſten, wenn er ſie fliegen ſicht. Fhr Gang iſt zwar ſehr hurtig, hat aber nichts beſonderes, und ſhwimmend ähnelt ſie, abgeſehen von der dunkleren Färbung, den kleineren Möwen ſehr; im Fluge aber unterſcheidet ſie ſih niht nur von dieſen, ſondern in gewiſſer Hinſicht auh von ihren Verwandten. Naumann ſagt mit Necht, daß ihr Flug einer der merkwürdigſten und veränderlichſten in der ganzen Vogelwelt ſei. Oft fliegt ſie längere Zeit wie ein Falke dahin, bald langſam die Flügel bewegend, bald wieder auf weitere Stre>en hin \{webend, bald wiederum mit ziemlih ſteil aufgerichtetem Leibe na< Art eines Turmfalken rüttelnd, ſo daß man ſie von ferne geſehen wohl mit einem Weihen verwechſeln kann; plößlih aber zittert oder wedelt ſie ungemein haſtig mit den Flügeln, ſtürzt ſi in einem Bogen hernieder, ſteigt wieder aufwärts, bildet eine ſhlängelnde Linie, die aus größeren und kleineren Bogen zuſammengeſeßt wird, ſchießt mit raſender Eile na< unten, fliegt langſam wieder na< oben, erſcheint in dem einen Augenbli>e matt und ſ{laff, in dem anderen „wie vom böſen Geiſte beſeſſen“: dreht und wendet ſich, zappelt und flattert, kurz, führt die wehſelvollſten und mannigfachſten Bewegungen aus. Jhr Geſchrei klingt dem des Pfaues ähnlich, alſo etwa wie ein „Mau“, laut und gellend; während der Liebeszeit aber vernimmt man ſonderbare Töne, die man faſt einen Geſang nennen möhte, obgleih ſie nur aus der einfachen, obſchon ſehr verſchieden betonten Silbe je je“ beſtehen. Das geiſtige Weſen kommt mit dem der Skua in vieler Hinſicht überein: im Verhältnis zu ihrer Größe iſt die Shmaroßerraubmöwe ebenſo dreiſt, zudringlich, mutig, neidiſch, hab- und raubgierig wie jene. Nur in einer Hinſicht ſcheint