Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

132 Siebente Ordnung: Suchvögel; vierte Familie: Flügeltaucher.

die Bruſt und der Bauch ſind weiß. Fm Winterkleide zeigt ſich die weiße Färbung auh am Vorderhalſe und den Kopfſeiten; im Jugendkleide ſind die Farben unreiner. Das Auge iſt dunkelbraun, der Schnabel, mit Ausnahme eines weißen Querbandes, \{<warz, der Fuß ebenfalls ſ<warz. Die Länge beträgt 42, die Breite 70, die Fittihlänge 21, die Schwanzlänge 9 em.

Jn Lebensweiſe, Betragen und Weſen ähnelt der Tordalk den Lummen ſo, daß faſt alles, was für dieſe gilt, auh von ihm geſagt werden kann, Er iſt in demſelben Grade Meervogel, lebt jahraus jahrein ſo ziemli<h an derſelben Stelle, ſtreicht aber gern von einem Meeresteile zum anderen, beſucht beiſpielweiſe im Winter häufig alle Fjorde Norwegens, in welchen man ihn im Sommer nicht ſieht, erſcheint auh ziemlich regelmäßig an unſeren, den holländiſchen und franzöſiſchen Küſten und wendet ſich mit beginne:1dem Frühlinge wieder nah Norden zurü> um zu brüten. Im Mai trifft ex mit den Lummen und Lunden auf den Vogelbergen ein, iſt hier au< in der Regel ebenſo häufig wie beide. Boje beobachtete einen Zug, der bei 1000 Schritt Breite im dichten Gedränge ſo lange über ſeinem Boote wegflog, daß er zehnmal ſein Gewehr laden und Feuer geben fonnte; ih habe in derſelben Gegend mehrere ähnliche Flüge geſehen. Auf den Nyken lebten Hunderttauſende von Tordalken. Man ſah ſie paarweiſe und in Geſellſchaften auf allen Vorſprüngen der Felſen ſien, nur ſcheinbar ſi ruhig haltend, in Wahrheit ſich beſtändig bewegend, wenigſtens den Kopf hin und her biegend. Auch ſie ließen mi, ohne Furcht zu verraten, bis auf 6 und 4 Schritt an ſih herankommen und, wenn ih mich dann ruhig verhielt, gemähli< betraten, ſtürzten jedoh na<h dem Meere hinab, wenn ich verſuchte, ſie zu ergreifen, ſ<wammen dort einige Zeit umher, tauchten und kamen hierauf zum Berge zurü>. Einzelne flogen in derſelben Weiſe wie der Lund dicht über dem Waſſer weg und teilweiſe dur< die Wellen, andere erhoben ſi<h leiht vom Waſſer und ſhwirrten ungemein raſh zur Höhe empor. Jm Fluge zittern ſie wie rüttelnde Falken mit den Flügeln, bewegen jedo<h dabei die Flügel viel ſchneller, insbeſondere wenn ſie von oben nah unten fliegen. Bemerkenswert ſcheint mir eine Beobachtung zu ſein, die ih machte. Um zu erproben, wie tief ein Alk tauchen und wie lange er unter Waſſer verweilen könne, band ih einem, den i< aus einer Niſthöhle hervorgezogen hatte, einen ſehr langen, dünnen Faden an den Fuß und warf ihn vom Boote aus ins Meer. Der Vogel verſ<hwand augenbli>li< und rollte mir die 60 m lange Schnur bis zum lezten Ende ab; nah 29/4 Minuten etwa erſchien er wieder an der Oberfläche, ſhöpfte Luft und tauchte von neuem. Feßt zog ih ihn zu mix heran und bemerkte ſofort, daß ſein Leib wie aufgedunſen war; bei näherer Unterſuchung ergab ſich, daß er ſi< vollſtändig mit Luft aufgeblaſen hatte, derart, daß ſein Fell nur no< am Halſe, an den Flügeln, an den Beinen und am Shwanze feſt anlag, im übrigen aber einem aufgeblaſenen Luftſace glich.

Die Stimme klingt der des Lundes ähnlich, jedo<h noch etwas tiefer und rauher, ungefähr wie „ör“ oder „arr“, zuweilen au<h miauend wie „arr err querr queör“.

Auf den mehrerwähnten Vogelbergen nimmt der Tordalk am liebſten die Felſenrißzen und Spalten in Beſiß; einzelne Neſter fand ih au< unter Steinen, alſo gewiſſermaßen in Höhlungen. Fedes Pärchen legt nur ein einziges Ei von ſehr bedeutender Größe, etwa 80 mm Längs8- und 50 mm Querdurchmeſſer nämlich, länglicher Geſtalt und höchſt verſchiedener Färbung und Zeichnung; denn auch für dieſe Art gilt, daß man kaum zwei Eier findet, die ſi<h ähneln. Wie lange die Brutzeit währt, iſt unbekannt, weil man die einzelnen Pärchen niht wohl beachten kann; wahrſcheinlih dauert ſie über 4 Wochen. Das Junge kommt in einem braunſhwarzen, üm Geſichte weißlichen Daunenkleide zur Welt und ſpringt, kaum halb erwachſen, na<h längerem Zögern, aufgemuntert dur<h die lebhaft ſchreienden und ſi<h gebärdenden Alten, von der Höhe der Felſen entweder unmittelbar