Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Rieſenalk: Die lebten ihres Geſchlehtes. Fundſtätten von Reſten, 137

Vögeln erzählen, die ſie Pinguine nannten, und ſprach in ſeinem Berichte beiläufig von dieſer Thatſache. Die Gelehrten ſeiner Heimat wurden über ſeine Angabe ſtußig, weil ſie daran feſthielten, daß Pinguine nur auf der ſüdlichen Halbkugel vorkämen. Stuviß, der ſeine Glaubwürdigkeit angegriffen ſah, entſ{<loß ſih, eine Gruppe von kleineren Schären, die vor dem Eingange der Bonaviſtabai liegen, zu beſuchen, und hier fand er die Überreſte von rohen Steineinhegungen, in welche vorzeiten die unglü>lihen Opfer von ihren Verfolgern getrieben worden waren, auh Haufen ſogenannter Pinguinknochen. Einige von den leßteren ſandte er nah Chriſtiania, wo ſie als Knochen des Rieſenalkes erkannt wurden, und ſo war das Mißverſtändnis erklärt. Jm Fahre 1863 erhielt ein Amerikaner von der Regierung die Erlaubnis, die Erde von den Felſen wegzuführen und ſie als Dungmittel nah Boſton zu ſenden. Bei der Wegnahme des halbgeſrorenen Erdbodens wurden nicht nur viele Knochen derſelben Art aufgede>t, ſondern in einiger Tiefe unter der Oberfläche auh mehrere natürlihe Mumien des Vogels, die ſih in Torf und Eis erhalten hatten, aufgefunden. Zwei dieſer Mumien erhielt glü>liherweiſe der Biſchof von Neufundland, der, auf ihren Wert aufmerkſam gemacht, ſie nah England ſchi>te und Owen Gelegenheit gab, ſeine berühmte Abhandlung über den Knochenbau des Nieſenalkes zu ſchreiben. Das Eiland, von welchem hier berichtet wird, iſt die Funkinſel. Fohn Milne beſuchte ſie 1874 und konnte noh von etwa 50 Alken verſchiedene Knochen ſammeln. Fm Fahre 1887 wurde von Amerika aus F. Lucas hingeſendet; er unterſuchte das kleine, kaum 20 m hohe Eiland genau, fand die Angaben von Stuvig durchaus den Thatſachen entſprehend und vermochte noch viele einzelne Knochen von etwa 100 Alken aufzufinden, aus welchen ein Dußend vollſtändige Skelette zuſammengeſeßt werden konnten.

Blaſius ſtellte im Fahre 1883 eine Liſte von den in Sammlungen aufbewahrten ausgeſtopften Stücken und Bälgen unſerer Vogelart auf: es waren im ganzen 74 Stü bekannt; davon befanden ſi< 3 in Amerika und 71 in Europa, und von dieſen 21 in Großbritannien und 20 in Deutſchland.

Jn früheren Zeiten wurden die Rieſenalken während der Sommerszeit um Fsland fo regelmäßig von den Fiſchern auf der See geſehen, daß man ihrem Erſcheinen kaum Beachtung ſchenkte. Die Einwohner von Kyrkjuevogr und Sudrnes wurden ihrer gewöhnlich zuerſt anſihtig, wenn ſie auf der Höhe des Hafnaberges erſchienen und dort nah der Strömung bei Reykjanes gelangten. Alle Beobachter erwähnen, daß ſie mit hoh erhobenem Kopfe, aber eingezogenem Nacken zu ſ{hwimmen pflegten und, beunruhigt, ſtets untertauhten. Auf den Felſen ſaßen ſie gerade aufgerichtet, ſteiler als Lummen und Alken. Sie gingen oder liefen mit kleinen, kurzen Schritten aufre<t einher wie ein Menſch und ſtürzten ſih bei Gefahr 4—5 m hinab in die See. Ein Geräuſch erſchre>te ſie eher als eine Erſcheinung, die ſie dur< das Geſicht wahrnahmen. Mitunter ließen ſie ein ſ<hwaches Krächzen vernehmen. Niemals hat man bemerkt, daß ſie ihre Eier verteidigten; wenn ſie aber angegriffen wurden, wehrten ſie ſih mit heftigem Beißen. Als Bullo> im Fahre 1812 die Orkneyinſeln beſuchte, erzählten ihm die Eingeborenen von einem Männchen, das mehrere Jahre hintereinander auf Papa Veſtra beobachtet worden ſei. Das Weibchen, von den Eingeborenen „Königin der Alken“ genannt, war gerade vor Bullo>s Ankunft getötet worden. Auf das Männchen machte unſer Sammler in einem ſe<sruderigen Boote mehrere Stunden lang Jagd, ohne es erlegen zu können; denn obglei<h das Boot ihm mehrmals nahe fam, war doh der Vogel ſo behende, daß man keinen Schuß auf ihn abgeben konnte. Die Geſchwindigkeit mit welcher er ſeinen Weg unter Waſſer verfolgte, war faſt unglaublich. Latham fügt der Geſchichte hinzu, daß der Rieſenalk ſih gegen die eingeborenen Fiſcher weniger ſcheu zeigte, Bullo> aber, als einem Fremden, ſorgfältig auswih. Die Fiſcher erſ<lugen den Vogel ſpäter mit einem Ruder.