Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

138 Siebente Ordnung: Suchvögel; vierte Familie: Flügeltaucher.

Die Nahrung ſoll in Fiſchen verſchiedener Größe beſtanden haben. Fabricius gibt an, daß er außerdem im Magen eines Jungen Pflanzenteile fand.

Das einzige Ei, das ein Paar erzeugte, wurde im Juni gelegt; es hat die kreiſelförmige Geſtalt der Alkeneier überhaupt, zeichnet ſih aber dur ſeine bedeutende Größe vor allen aus, iſt überhaupt das größte gefle>te Ei aller europäiſchen Vögel. Seine Länge beträgt 120—130, der Durchmeſſer an der di>ſten Stelle der Breite 75—80 mm. Die dide Schale iſt glanzlos mit tiefen Poren, ihre Grundfärbung gräulihweiß, mehr oder weniger ins Gelbliche oder Grünliche ziehend, die Zeichnung wie auf Lummen- und Tordalfeneiern verſchieden und vielgeſtaltig verteilt, da ſie braune und ſhwarze, rundliche oder langgezogene Fle>en, geſchlängelte Linien oder ähnliche Zeichen bildet. Männchen und Weibchen haben, wie ihre Brutfle>en beweiſen, abwechſelnd gebrütet, wie lange, weiß man nicht, vielleicht zwiſchen 6 und 7 Wochen. Das Junge iſt in einem dunkelgrauen Flaumkleide ausgeſ<hlüpft und ſehr bald dem Waſſer zugeführt worden.

Im Jahre 1821 oder 1822 begleitete Flemming einen gewiſſen Stevenſon auf ſeiner jährlichen Reiſe zur Beſichtigung der nördlichen Leuchttürme. „Als wir am 18. Auguſt im Begriffe ſtanden, die Fnſel Glas zu verlaſſen“, ſchrieb der erſtere, „wurde uns ein lebender Rieſenalk an Bord gebracht, den M'Clellan, der Pachter von Glas, vor einiger Zeit auf der See bei der Jnjſel St. Kilda gefangen hatte. Er war abgemagert und hatte ein fränklihes Ausſehen, wurde jedo<h nah einigen Tagen munter, nahdem man ihn mit Fiſchen reihlih verſehen und ihm erlaubt hatte, ſih gelegentlih im Waſſer zu tummeln, wobei man ſein Entkommen durch eine ihm ans Bein gebundene Leine zu verhindern wußte. Ungeachtet dieſes Hinderniſſes tauchte und ſhwamm er unter Waſſer mit ſolcher Shnelligkeit, daß er jeder Verfolgung vom Boote aus ſpottete. Wenn er in der Gefangenſchaft gefüttert wurde, re>te er ſeinen Kopf in die Höhe, gab ſeine Angſt dur< Schütteln des Kopfes und Halſes kund und ließ ein gurgelndes Geräuſch hören.“ Ein anderes Stück wurde, laut M'Gillivray, im Jahre 1829 bei St. Kilda, ein drittes im Fahre 1834 im Eingange zum Waterfordhafen gefangen. Lebteres war, nach der Angabe des Fängers, augenſcheinlih faſt verhungert. Als er ſih in ſeiner Jolle in einiger Entfernung von der Küſte befand, ſah er den Alk in ſeiner Nähe ſhwimmen und hielt ihm einige Sprotten vor, denen zuliebe der Vogel ſi< dem Boote näherte, worauf er ohne Mühe ergriffen wurde. Unſer Fänger hielt ihn einige Tage lang in ſeinem Gewahrſam und fütterte ihn hauptſächlih mit in Milch eingeweihten Kartoffeln, welches unnatürliche Futter das hungrige Tier gierig verſchlungen haben ſoll. Nachdem er den Alk 10 Tage gehabt hatte, verkaufte er ihn an Davis, von welchem er an Grugh nach Horetown geſandt wurde. Hier blieb er ungefähr 4 Monate lang am Leben; es wurden ihm ebenfalls in Milch eingeweichte Kartoffeln, ſpäter aber Fiſche in die Kehle geſtopft, und er fraß ſie gierig bis 1 oder 2 Tage vor ſeinem Tode. Dieſer Alk ſtand ſehr aufre<t und ſtrih häufig ſeinen Kopf mit dem Fuße, beſonders wenn ihm irgend eine Lieblingsnahrung gewährt wurde. Nah Grughs Beobachtungen zog er Süßwaſſerfiſche, insbeſondere Forellen, den Seefiſchen vor. Alle Nahrung verſhlu>te er ganz. Er blieb ſtets ziemlih wild.

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Das liebenswürdigſte Mitglied der Familie, das wir zu beſchreiben haben, iſt unzweifelhaft die Teiſte oder Grilllumme, auh Taucher-, See- oder Grönländiſche Taube, Stechente 2. (Uria grylle, minor, lacteola, nivea, leucoptera, scapularis, arctica, groenlandica und meisneri, Cepphus grylle, lacteolus, arcticus, faeroensis und meisneri, Colymbus grylle und lacteolus, Grylle scapularis, groenlandicus und columba), Vertreter der Gattung der Lummen (Uria). Sie kennzeihnet ſi<h dur