Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Teiſte. CEisteiſte. 139

geringe Größe, verhältnismäßig langen, ſ{hlanken, geraden, nux an der Spiße des Oberfiefers abwärts gebogenen, unten kaum merklich e>igen Schnabel, weit nah hinten ſtehende Füße, kleine, ſhmale, ſpißige Flügel mit ſtarken Schwingen, furzen, abgerundeten, aus 12— 14 Federn zuſammengeſeßten Schwanz und kurzes, dichtes, zerſchliſſenes, ſamtartiges Kleingefieder, das ſih nah Alter und Fahreszeit weſentlich verändert. Jm Hochzeitskleide iſt die Teiſte bis auf einen rein weißen Spiegel auf dem Flügel ſamtſhwarz, grünlich ſcillernd, das Auge braun, der Schnabel ſhwarz, der Fuß korallenrot. Die Federn, die den erwähnten Spiegel bilden, ſind an der Wurzel ſhwarz. Fm Winterkleide iſt die Unterſeite weiß und ſhwarz gefle>t, im Jugendkleide der Oberkörper ſchwärzlich, der Flügel weiß und ſhwarz quer gebändert, der Unterkörper weiß, das übrige ſhwarzgrau gefle>t. Die Länge beträgt 34, die Breite 57, die Fittichlänge 17, die Schwanzlänge 5 em.

Unter dem Namen Eisteiſte (Uria mandtii und glacialis, Cepphus mandtii und glacialis, Grylle mandtii) unterſcheidet man eine zweite Art der Gattung, die von der beſchriebenen durc kleineren Schnabel und weißwurzelige Flügelſchildfedern abweicht, wahrſcheinli<h aber nur als Unterart angeſehen werden darf.

Die Teiſte verbreitet ſich über den hohen Norden der Erde und lebt als Brutvogel zwiſchen dem 80. und 58. Grade der Breite. Funerhalb dieſes Gürtels iſt ſie gemein, obwohl man ſie ſelten in Scharen, vielmehr meiſt paarwèiſe oder einzeln findet. Nur da, wo das Meer gefriert, ereignet es ſih zuweilen, daß ſie ſih in außerordentlich großer Anzahl an den Wuhnen im Eiſe zuſammenfindet. Mit Beginn des eigentlichen Winters tritt ſie eine mehr oder weniger regelmäßige Wanderung an, die ſie in ſüdlichere Gegenden und ſo auch alljährlih an unſere nördlichen Küſten bringt. Fn das Fnnere der Länder verfliegt ſie ſih äußerſt ſelten; nur beſondere Unglücksfälle, beiſpielsweiſe ſtarker Schneefall im Spätfrühlinge, verblüffen zuweilen einzelne dieſer Seevögel in dem Grade, daß ſie, landeinwärts fliegend, die Küſte aus dem Auge verlieren.

Der Anbli> der Teiſte iſt immer erfreulih, mag man ſie nun auf den Felſenblö>ken ſien, richtiger kleben, oder ſchwimmen und tauchen oder fliegen ſehen. Sißend pflegt ſie ſi auf die Fußwurzeln niederzulaſſen, den Rumpf ziemlih aufrecht zu halten und dabei Hals und Kopf in anmutigen Windungen zu bewegen. Fm Schwimmen iſt ſie ſehr behende, obgleih ſie gewöhnlih den Rumpf nit tief einſenkt, vielmehr leichter als alle Verwandten auf der Oberfläche liegt. Beim Rudern zeigt ſie oft die hübſchen roten Füße über dem Waſſer. Wenn ſie tauhen will, führt ſie mit beiden Füßen einen kräftigen Stoß aus, ſinkt kopfüber ohne jeglihes Geräuſch unter die Oberfläche, öffnet ſofort nah dem Eintauchen die Flügel und rudert nun mit dieſen und mit den Füßen weiter, hält jedoch höchſtens 2 Minuten, ohne Luft zu ſ{höpfen, unter Waſſer aus. Jm ſtillen, klaren Meere fann man ſie auf weithin mit den Blicken verfolgen, irrt ſih aber gewöhnlih in der Durchſichtigkeit des Waſſers und überſchäßt die Tiefe, zu der ſie hinabſteigt. Der Flug iſt verhältnismäßig leiht, obſchon die Flügel ebenfalls mit ſehr raſhen Schlägen, gleihſam ſ{<wirrend, bewegt werden müſſen. Beim Aufſtehen vom Waſſer nimmt ſie einen kurzen Anlauf; hat ſie jedo<h einmal eine gewiſſe Höhe gewonnen, ſo fliegt ſie viel raſcher fort, als man anfangs vermutet, und ſteigt ſchnell zu einer bedeutenden Höhe, beiſpiel8weiſe zu den Felſen, empor. Beim Niederlaſſen auf das Waſſer breitet ſie die Flügel ohne ſie eigentlih zu bewegen. Die Stimme unterſcheidet ſie von allen Verwandten; denn ſie iſt kein Knarren wie bei dieſen, ſondern ein Pfeifen, das man ungefähr durch die Silbe „jip“ wiedergeben fann. Jn ihrem Betragen zeigt ſie ſih ſanft, gutmütig und verträglih. Auf den Brutpläßzen ſieht man ſie jedo<h ſtets einzeln unter den übrigen, jedes Paar in treuer