Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

150 Siebente Ordnung: Suchvögel; ſechſte Familie: Trappen.

Nach Angabe des Prinzen von Wied ſoll es niht ſhwer fallen, Faſſanas an die Gefangenſchaft zu gewöhnen, zumal wenn man ihnen einige Freiheit gewährt, beiſpiels3weiſe ſie auf dem Hofe hält. Wahrſcheinlih würden die zierlichen Geſchöpfe lebend nah Europa gebracht werden können; es ſcheint aber, als ob ein ſolcher Verſuch bisher no< niht unternommen worden iſt.

Trappen und Dickfüße vereinigt Fürbringer zur Suchvogelſippſchaft der Trappenvögel (Otides'. Obenan ſtehen die Trappen (Otididae), große oder mittelgroße, \{<hwerleibige Vögel mit mittellangem, di>em Halſe, ziemlih großem Kopfe, kräftigem, an der Wurzel niedergedrüctem, im übrigen kegelförmigem, vor der Spige des Oberkiefers etwas gewölbtem, ungefähr kopflangem Schnabel, mittelhohen, ſehr ſtarken Läufen und dreizehigen Füßen, wohl entwickelten, großen, ſanft muldenförmigen Flügeln, unter deren ſtarken, breiten Shwingen die dritte die längſte iſt, aus 20 breiten Federn beſtehendem Schwanze, wie endlih einem derben, geſchloſſenen, glatt anliegenden Gefieder, das ſi<h am Kopfe und Halſe oft verlängert, mindeſtens dur lebhafte Färbung auszeihnet. Die Männchen unterſcheiden ſi< von den Weibchen ſtets dur< bedeutendere Größe, gewöhnli<h auh dur ein ſchöneres Kleid; die Jungen ähneln, nachdem ſie das Daunenkleid abgelegt haben, zunächſt dem Weibchen.

Eigentümlich iſ ein großer häutiger, unter der Zunge mündender Sa>, der vorn, unmittelbar unter der Halshaut, vor der Luſtröhre liegt, bis zum Gabelknochen herabſteigt, ſi nur beim alten Männchen findet, während der Paarungszeit mit Luft gefüllt wird, ſich ſonſt aber ſo zuſammenzieht, daß ſelbſt ſorgfältig arbeitende Zergliederer ihn niht auf: zufinden vermochten.

Mit Ausnahme Amerikas leben in allen Erdteilen Trappen; beſonders reih an ihnen ſind Afrika und Aſien. Eigentlich der Steppe angehörend, bewohnen ſie bei uns zu Lande die großen offenen Felder ebener Gegenden, treten aber niht entfernt in ſolher Menge auf wie in der Steppe. Eigentliche Waldungen meiden ſie ängſtlih; dünnbuſchige Gegenden hingegen ſcheuen ſie durhaus niht. Gewöhnlich leben ſie in fleinen Trupps oder mehreren Familien; nah der Brutzeit aber vereinigen ſie ſih oft zu Herden, die Hunderte zählen und, wie es ſcheint, wochenlang zuſammenleben. Alle ſüdländiſchen Arten dürfen als Standvögel angeſehen werden, während diejenigen, welche in dem gemäßigten Gürtel leben, entweder regelmäßige Wanderungen antreten, oder doh unregelmäßig in einem weiten Gebiete hin und her ſtreifen.

So plump und ſchwerfällig ſie zu ſein ſcheinen, ſo leiht bewegen ſie ſi<. Jhr gewöhnlicher Gang -iſt ein gemeſſener Schritt, der jedoh zu ziemlicher Eilfertigkeit geſteigert werden kann; der Flug erſcheint ungeſchi>ter, als er wirkli iſt: denn die Trappen erheben ſi< na< einem kurzen Anlaufe leiht vom Boden, fördern ſih bald in eine genügende Höhe und fliegen, wenn auh niht gerade ſehr ſ{<nell, ſo doh mit großer Ausdauer meilenweit in einem Zuge fort, überſeßen ſogar das Meer oder unternehmen Reiſen in fern liegende Länder. Die Stimme iſt ſehr verſchieden. Einige Arten gehören zu den ſ<weigſamſten aller Vögel und laſſen nur ausnahmsweiſe ſonderbare Laute vernehmen, die man am liebſten Geräuſh nennen möchte, weil ihnen aller Klang und Ton fehlt; andere hingegen beſißen eine helle, weithin ſhallende Stimme und geben ſie oft zum beſten. Die Sinne. dürfen als hoh entwi>elt bezeihnet werden; die geiſtigen Fähigkeiten wird niemand, der Trappen kennen lernte, geringſhäßen. Sie ſind ſehr ſcheue Vögel, die vorſichtig jeden ihnen bedenklih erſcheinenden Gegenſtand beobachten, ſi< ſelten täuſchen laſſen, gemachte Erfahrungen nie vergeſſen und wenn dieſe übler Art waren, <ließli<