Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Hubara. Kragentrappe. — Di>kfüße. 165

die er überraſchte, ungemein ſchnell fortliefen, gewöhnlich noch einige Zeit, aber in großer Entfernung von dem Menſchen, hinter kleinen Sträuchern, die ihren Leib verde>ten, ſtehen blieben, bevor ſie aufflogen, und nah dem Aufſtehen gewöhnlih dicht über dem Boden in wagerechter Linie, zwar etwas ſ{werfällig, aber doh ſehr ſchnell dahinflogen. An Scheu und Vorſicht ſtehen ſie ihren Verwandten niht im geringſten nah. Alle, welche Ehrenberg ſah, ließen ſi< nie auf Schußweite nahe kommen, und diejenigen, welche Bolle beobachtete, gebrauchten noh ein anderes Mittel, um ſich den Blicken der Menſchen zu entziehen, indem ſie ſich platt auf die Erde, am liebſten hinter einen Stein du>ten. Am leichteſten no< ſoll man ihnen nahe kommen, wenn man ſich ihnen zu Eſel oder zu Kamel, ſie ſcheinbar gar niht beobachtend, auf Umwegen nähert. Bolle fand die Hubara meiſt paarweiſe; Ehrenberg dagegen ſagt, daß er gewöhnlih 4—5 Stü, zuweilen aber auch viel mehr beiſammen geſehen, ſie aber ſelten bloß paarweiſe angetroffen habe, hebt auch hervor, daß diejenigen, welchen er begegnete, meiſt ſumm bleiben und zuweilen nur im Fliegen einen Ruf vernehmen ließen, der wie „raa raa raa“ klingt und möglicherweiſe zu dem arabiſhen Namen „Raad“ Veranlaſſung gegeben hat. Wie bei allen kleineren Trappen beſteht die Nahrung vorzugsweiſe aus Kerbtieren, insbeſondere ſcheinen Ameiſen eine Lieblingsſpeiſe der Hubara zu ſein. Der Kropf eines in Belgien erlegten Kragentrappen war mit Schne>en, Raupen und Grashälmchen angefüllt.

Als Neſt dient eine Vertiefung oder geſcharrte Grube zwiſchen Büſcheln längerer Gräſer und anderer Steppenpflanzen. Die 3—5 (?) Eier, die das Gelege bilden, fommen etwa Putereiern an Größe gleich, haben eine ſchöne, längliche Eiform und zeigen auf mattglänzendem, gelblich ölfarbenem Grunde zahlreich über die Oberfläche gleichmäßig verteilte, teils verwaſchene, teils ſchärfer begrenzte Fle>en. Viera berichtet, daß die Hubara in dem Getreide niſte, und daß die Jungen nach fünfwöchiger Bebrütung dem Eie entſhlüpften, auch ſogleih wie junge Hühner davonliefen. Mehr weiß man niht über die Fortpflanzung.

Araber und Jnder jagen unſere Trappen mit Leidenſchaft, hauptſählih mit Hilfe ihrer Falken. Jm Pandſchab und Sind bildet der Kragentrappe das Lieblingswild der Falkner. Das Wildbret ſoll vortrefflih ſein.

„Troß ihrer Schüchternheit“, ſchließt Bolle, „läßt ſih die Hubara, jung gefangen, zähmen. J<h habe auf dem Hofe von Th. Menas ein Weibchen geſehen. Es lief fortwährend unter dem Geflügel umher und wurde mit Körnern und geröſtetem Mehle gefüttert. Ein gewiſſes zaghaftes Weſen, eine Neigung zum Forthuſchen oder in E>en und Winkel zu drücen, hat es indes nicht abgelegt.“ Auch in europäiſchen Tiergärten hat man Kragentrappen gefangen gehalten.

An einem der erſten Abende, die ih in einem teilweiſe verfallenen Hauſe einer der Vorſtädte Kairos verlebte, ſah ih zu meiner niht geringen Überraſchung von den platten Dächern der Häuſer große Vögel herniederfliegen, ſih dem Buſchwerke im Garten zuwenden und hier verſhwinden. Jh dachte zunächſt an Eulen; aber der Flug war doh ein ganz anderer, und ein lauter Ruf, den einer dieſer Vögel ausſtieß, überführte mih ſehr bald meines Jrrtums. Je weiter die Nacht vorrü>kte, um ſo reger wurde das Treiben unten in dem vom Vollmonde beleuchteten Garten. Wie Geſpenſter huſchte es aus dem Diichte der Orangen hervor, und ebenſo plößlich, wie gekommen, waren die Geſtalten wieder verſ{<wunden. Ein wohlgezielter Schuß verſchaffte mir Aufklärung. Jh eilte in den Garten hinab und fand, daß ih einen mir als Balg wohlbekannten echten deutſchen Vogel erlegt hatte, den Triel oder Dicfuß nämlich, den Nachttrappen, wie man vielleicht ſagen könnte. Später gab es Gelegenheit genug, den ſonderbaren Geſellen zu beobachten; denn ih