Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Triel: Verbreitung. Aufenthalt. Weſen. 167

dem Auge, ein Streifen über und unter ihm weiß, ebenſo ein Streifen auf dem Oberflügel, die Federn der Unterſeite gelblihweiß, die Shwungfedern ſhwarz, die Steuerfedern ſchwanz an der Spie und ſeitlich weiß. Das Auge iſt goldgelb, der Schnabel gelb, an der Spitze ſchwarz, der Fuß ſtrohgelb, das Augenlid ebenfalls gelb. Bei jungen Vögeln ſpielt die Hauptfarbe mehr ins Roſtige.

Als eigentliche Heimat des Triel haben wir die Länder Südeuropas, Nordafrikas und Mittelaſiens anzuſehen, in welchen es wirkliche Wüſten oder doch ſteppenartige Stre>>en gibt. Alle Mittelmeerländer, Syrien, Perſien, Arabien, JFndien 2c. beherbergen ihn in Menge. Fn Ungarn, Öſterreich und Deutſchland fehlt er jedoh auh nicht, findet ſich ſelbſt noch in Holland, Großbritannien, Dänemark, Südſchweden und muß, wenigſtens bei uns zu Lande, hier und da als regelmäßige Erſcheinung gelten, da er alle Jahre auf derſelben Stelle gefunden wird. Die nördlichen Teile ſeines Verbreitungsgebietes verläßt er im Spätherbſte, fliegt bis zum Süden Europas oder in eine ähnliche Breite hinab und kehrt im Frühjahre zurü>; ſhon um das Mittelmeer herum aber wandert ex niht mehr, ſondern treibt ſih als Stand- oder doh als Strichvogel jahraus jahrein in demſelben Gebiete umher. Letzteres fann ſehr verſchiedenartig, muß aber immer wüſtenhaft ſein. Jm Campo Spaniens, auf den unbebauten Flächen oder den dürren Feldern der Mittelmeerinſeln, in der eigentlichen Wüſte oder an deren Grenze und ebenſo da, wo die Wüſte in die Steppe übergeht, tritt er als Charaktervogel des Landes auf ; wenn er ſich bei uns zu Lande anſiedeln foll, darf der Sand ihm mindeſtens nicht fehlen, gleichviel, ob ev ausgedehnte Brachfelder oder ärmliche Kiefernbeſtände oder mit Buſchwerk überde>te Fnſeln in Strömen und Flüſſen bewohnt. Im Süden Europas findet er faſt allerorten ihm zuſagende Wohnſiße, und in Ägypten fommt er nun gar bis in die Städte herein und nimmt, wie wir ſahen, auf den Wohnungen der ſonſt ängſtlih von ihm gemiedenen Menſchen ſeinen Stand. Die Araber haben mich verſichert, daß der ihnen wohlbekannte Vogel Karawan ſih auf den Moſcheen, Fabriken und anderen Gebäuden, deren platte Dächer ſelten oder nie begangen werden, nicht bloß während des Tages aufhalte, ſondern ſogar da oben niſte, und ih habe nah dem, was ih ſelbſt beobachtet, keinen Grund, jene Angaben zu bezweifeln. Nur in einer Hinſicht ſcheint ſih unſer Triel unter allen Umſtänden gleich zu bleiben: ſein Aufenthaltsort muß ihm ſtets weite Umſchau oder doh ſichere De>ung gewähren.

Der Triel iſt ein Freund der Einſamkeit, welcher ſi< kaum um ſeinesgleichen befümmert, am wenigſten aber mit anderen Geſchöpfen abgeben mag; aber ex ſtudiert ſeine Nachbarn und rihtet nah dem Ergebnis ſein Verfahren ein. Vertrauen kennt er niht; jedes Tier erſcheint ihm, wenn nicht bedenklich, ſo doh beahtenswert. Er beobachtet alſo jederzeit alles, was um ihn her vorgeht, und täuſcht ſich ſelten. Jhm iſt es ſehr wohl bewußt, daß jene platten Dächer ägyptiſcher Städte ebenſo ſicher, vielleiht noh ſicherer ſind, als die dürren Lehden bei uns zu Lande, die ein ſhüßendes Kieſerndi>iht umgeben, oder die ſandigen, ſpärlich mit Weidicht beſtandenen Jnſeln der Donau unterhalb Wiens, oder das weite Campo und die Wüſte, die ſeiner Sinnesſchärfe den weiteſten Spielraum bieten. Am Tage bemerkt man ihn ſelten, meiſt nur zufällig; denn er hat den Menſchen, der ſih ſeinem Standorte naht, viel eher geſehen, als dieſer ihn. Befindet er ſi< auf einer weiten, ebenen Fläche ohne ſhüßgendes Dickicht, ſo dut er ſi platt auf den Boden nieder und macht ſich dadurch, dank ſeines erdfarbenen Gefieders, beinahe unſichtbar. Hat er ein Dickicht zur De>ung, ſo eilt er ſ<hnellen Laufes auf dieſes zu, bleibt aber keine8wegs hier unter einem Buſche ſigen, ſondern durhmißt den Verſte>plaß mit faſt ungeminderter Eile und tritt dann auf der Seite, die dem Beobachter entgegengeſeßt liegt, wieder auf das freie Feld hinaus. Fm Campo oder in der Wüſte drü>t er ſi zuerſt auh nieder; ſowie er aber gewahrt, daß der Verfolger ſi< ihm naht, erhebt ex ſich, läuft in einer wohlberehneten, für das Schrotgewehr ſtets zu