Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

168 Siebente Ordnung: Suchvögel; ſiebente Familie: Difüße.

großen Entfernung ſeines Weges dahin, ſieht ſi< von Zeit zu Zeit überlegend um, läuft weiter und gewinnt ſo in der Regel bald genug den nötigen Vorſprung, ohne ſeine Flügel zu Hilfe zu nehmen. Durch einen Reiter läßt er ſih ebenſowenig täuſchen wie dur den Fußgänger; denn er weiß ſehr wohl, daß ihm nur das Pferd ohne Reiter ungefährlich iſt. Sein Gang iſt, ſolange er ſih nicht beeilt, ſteif und trippelnd, kann aber zum ſchnellſten Rennen geſteigert werden ; der Flug iſt ſanft und weih, auch ziemlih gewandt, wird aber ſelten weit ausgedehnt. Fm Fnneren Afrikas, wo er wenig mit Menſchen in Berührung fommt, gebärdet er ſih wie eine aufgeſcheuhte Eule, wie ein Vogel, dem die Helle des Tages den Verſtand verwirrt, eilt ſo ſchnell wie möglich dem erſten beſten Dickichte zu, um ſich zu verbergen, während man bei uns zu Lande wohl Berechnung, nicht aber Verwirrung bei ihm wahrnehmen kann. Wenn die Nacht hereinbricht, wird er lebendig, rennt und fliegt unruhig hin und her, läßt ſeine Stimme erſchallen, erhebt ſi ſpielend leiht in verhältnismäßig bedeutende Höhen und entfaltet Künſte des Fluges, die man bei ihm nie vermuten würde. Raſchen Laufes huſcht er über den Boden dahin, einer Schattengeſtalt vergleichbar, im Strahle des Mondes auf Augenbli>e ſi<h verkörpernd, auf niht beleuchteten Stellen wiederum zum Geſpenſte ſih wandelnd. Zunächſt geht es der Tränke zu, und wenig kümmert es ihn, ob das erfriſhende Waſſer weit entfernt oder in der Nähe gelegen iſt. Bei Mondſchein ſieht man ihn von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang in Bewegung, und wahrſheinli<h wird es in dunkeln Nächten kaum anders ſein. Die Stimme, die man weit vernimmt und durch die Silben „kräüth“ ungefähr wiedergeben kann, klingt hell durch die ſtille Nacht, insbeſondere während der Zugzeit, wenn der Vogel hoch oben ſeines Weges dahinfliegt.

Würmer, Kerbtiere in allen Lebenszuſtänden, Schne>en und andere Weichtiere, Fröſche, Eidechſen und Mäuſe ſind das Wild, dem der Triel nachſtellt; Eier und junge Neſtvögel werden wahrſcheinlih au<h niht vor ihm geſichert ſein. Den Feldmäuſen lauert ex, laut Naumann, wie eine Kate auf und fängt ſie im Laufen ſehr geſchi>t, indem er ihnen zuvörderſt einen tüchtigen Schnabelhieb verſeßt, ſie hierauf pa>t, wiederholt gegen den Erdboden ſtößt, bis alle Knochen zerbrochen ſind, und endlich, förmlich zerquetſcht, hinunterſchlingt. Auch die Kerbtiere tötet er, bevor er ſie verſhlu>t. Zur Beförderung der Verdauung nimmt er grobe Sandkörner auf.

Jm Frühjahre kommt es der Weibchen wie der Standorte wegen zwiſchen zwei Paaren zuweilen zu Raufereien; dabei fahren beide Kämpfer mit dem Schnabel heftig gegeneinander los und verfolgen ſi< laufend oder fliegend. Hat der eine den anderen vertrieben, ſo fehrt er zum Weibchen zurü>, läuft, laut Naumann, in engen Kreiſen mit tief zu Boden herabgebeugtem Kopfe, hängenden Flügeln und fächerartig aufgerihtetem Shwanze um dieſes herum und ſtößt ein ſanftes „Di di> did“ aus. Ende April findet man das Neſt, eine leine Vertiefung im Sande, und in ihm ohne jegliche Unterlage die 3—4 Eier, die Hühnereiern an Größe ungefähr gleihkommen, dur{ſhnittlih 53 mm Längs-, 38 mm Querdurhmeſſer haben, ihnen auh in der Geſtalt ähneln und auf bleih lehmgelbem Grunde ſchieferblaue Unterfleden und dunkelgelbe bis ſ{<warzbraune OberfleŒen und Schnörkel zeigen, unter ſi<h aber hinſihtli<h der Zeichnung ſehr abweichen. Das Paar erzielt, ungeſtört, im Laufe des Sommers nur eine Brut; das Weibchen zeitigt die Eier innerhalb 16 Tagen, und das Männchen hält währenddem treue Wacht. Sobald die Jungen völlig abgetro>net ſind, folgen ſie der Alten und kehren nie wieder ins Neſt zurü>. Anfänglich legen beide Eltern ihnen gefangene Beute vor und gewöhnen ſie ſpäter an ſelbſtändiges Jagen. Die Küchlein drücken ſih bei Gefahr ſofort auf den Boden nieder, wo ihnen jede Unebenheit einen Verſte>plaz gewährt. Ein Raubtier verſuchen die Eltern abzulenken ; dem geübten Jäger verraten ſie dur< ihr ängſtlihes Umherlaufen den Verſte>plas.