Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Brutpflege. Verfolgung. Zähmbarkeit, Gefangenleben, 175

8—10 Mann abgeſchi>t, die ſtill vorwärts ſchritten, die Wege beſebten und die Vögel mit kurzen Stöcken zu Boden ſchlugen. Aber man mußte ihnen den Kopf entzwei ſ{<lagen, wenn ſie niht wieder aufſtehen und entfliehen ſollten. Wenn ſie ſich überraſcht ſahen, erhoben ſie ein herzzerreißendes Geſchrei, verteidigten ſich auh mit fur<htbaren Schnabelhieben. Beim Gehen traten ſie ſo hart auf, daß man hätte glauben können, kleine Pferde traben zu hören. Nach und nach lernte man die Jagd ausgiebig betreiben, und in 5 bis 6 Stunden wurden gewöhnli<h 60—80 Stü erlegt. Sie gewährten der Schiffsmannſchaft jedo<h nur für 2 Tage Lebensmittel. Feder Vogel wog zwar 5—6 kg, davon aber fam ein großer Teil auf die Eingeweide, und außerdem mußte beim Abziehen der Haut alles Fett entfernt werden, ſo daß kaum mehr als 2 kg Fleiſh von einem Vogel übrigblieben. Ohne die eiſerne Not würde man übrigens gegen die unſchuldigen Vögel keinen Krieg geführt haben, denn das Fleiſch iſt ein ſehr ſchlechtes Nahrungsmittel.

Jung eingefangene Floſſentaucher laſſen ſi<h zähmen und werden zutraulich ; ihre Erhaltung und Aufzucht iſt jedoh reht mühſam. K. von den Steinen pflegte drei junge Königspinguine, die er während des Verweilens der deutſchen Expedition auf der Jnſel Südgeorgien erbeutete. „Schrader und Will hatten“, ſchreibt von den Steinen, „den 14. Mai am Strande des Nachtigal-Gletſchers in Littlehafen einen kleinen Trupp alter Königspinguine mit ſe<s Jungen angetroffen. Jh beſuchte die Stelle den 16. und den 90. Mai. Die Jungen ſtanden den Alten niht allzuviel an Größe nah, ſie waren im Vergleich zu ihnen aber di und fett und ſahen aus wie kleine braune Bären. Die einzige Federbildung war das ſtarre Shwänzchen. Sie erwarteten uns zutraulich, rü>ten aber, als wir ſie erreicht hatten, nahe zuſammen und erſchienen ſehr komiſch, wie ſie eng geſ{hloſſen immer troßig ein paar Schritten ſeitwärts traten. Fn der Hoffnung, noch eine größere Anſammlung zu finden, ſuchte ih mir einen Weg längs der Bucht bis zum Coof:Gletſcher. Auf der Nü>kehr ſte>te ih einen der kleinen Bären vom Nahtigalſtrande in den Nukſa> und transportierte ihn troß ſeines Widerwillens glü>li< nah Hauſe. Es intereſſierte mich außerordentlich, den einen oder anderen jungen Königspinguin in der Gefangenſchaft am Leben zu erhalten, die Entwickelung des Federkleides zu beobachten und ſie womöglich nah Europa zu bringen.“ Unſer Gewährsmann erzählt nun, wie er mehrere Wochen ſpäter noh zwei Junge erlangte, und fährt dann fort: „Nun beſaß ih drei junge Könige. Da ſie getauft werden mußten, erhielten ſie die Namen der heiligen Drei aus dem Morgenlande. Der älteſte hiéß Kaſpar, von den beiden neuen war Melchior der di>ſte und relativ umgänglichſte, Balthaſar der ſtärkſte und ungebärdigſte. Der Matroſe Wienſhläger verfertigte ihnen Ledergürtel mit Löchern an dex Seite, durch welche er die „Flunken“ durchſte>te, und mit einer Schnürvorrichtung auf dem Rücken. Mit den hinten geſchloſſenen Korſetts waren die Kerlchen an einen Stri> befeſtigt, und dieſer lief längs eines nie drigen, niht mehr gebrau<hsfähigen Telegraphendrahtes an der Sternwarte. Kam ihnen das Gelüſte, von dannen zu „ziehen“, legten ſie ſih einmütigli<h ins Geſchirr und ſtrebten, wie die Gäule vor einem feſtgefahrenen Karren, mit allen Leibeskräften die Sternwarte umzureißen. Den Kaſpar, der ſehr glü>lih über die ihm gewordene Geſellſchaft war, konnte ih ausſpannen; er date niht an ein Entfernen. Der Unterſchied in der Erziehung fiel ſehr auf. Beſonders Balthaſar biß fürchterlih um ſih und ſchlug heftig mit den Flügeln, ſobald man ihn ſtreicheln wollte, Kaſpar ließ ſih alles gefallen.

„Mit der Fütterung hatte ih meine liebe Mühe. Fiſche konnte ih ihnen nicht bieten, ſo mußten ſie ihre Verdauung dem Verbrauche von Hartbrot, das ih in Waſſer aufkochte und mit etwas Salz verſah, und Rindfleiſch, unſerer einfachſten Fleiſchkonſerve, anpaſſen; ſpäter erſt erhielten ſie paſſende Küchenabfälle, wie Reis, Möhren 2c. Die erſten Wochen entwi>elten ſie einen ſehr energiſhen Oppoſitionsgeiſt gegen die neue Lebensweiſe. Aber was