Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

178 Achte Ordnung: Floſſentaucher; einzige Familie: Pinguine,

verbracht, wo ihnen ein Been eingeräumt wurde, um dem Publikum die Beobachtung des

Tauchens zu ermöglichen; die Tiere tauchten aber nicht, ließen die im Waſſer herumſhwimmenden Futterfiſche unbeachtet und mußten, da ſie überhaupt nicht ſelbſtändig fraßen, geſtopft werden. Nach einigen Tagen wurden die Pinguine, da ſie im Aquarium auf dieſe Weiſe niht zur Geltung gelangten, einſtweilen in einen Flugkäfig des Vogelhauſes verbracht, wo ſie allerdings nur ein flaches Waſſerbe>en zur Verfügung hatten, das ihnen niht zu ſ<hwimmen geſtattete. Hier gewöhnten die Tiere ſih allmählich daran, ſelbſtändig Fiſche zu nehmen und zu verzehren. Erſt als ihnen na Eintritt wärmerer Witterung ein geräumiges Be>en im Freien überlaſſen werden konnte, zeigten die Tiere ſih in ihren wahren Weſen, ſie lernten bald trefflih zu tauchen und lebende Fiſche zu fangen, und bald war das Pinguinbe>en einer der beſuchteſten Punkte des Gartens. Leider erlagen die Vögel \<hließli< der Hiße des Sommers; im Herbſte jedo<h traf als Erſab ein ſchönes, ausgefärbtes Exemplar aus dem Leipziger Garten ein, zu welchem im Winter und Frühlinge 1890 noh einige weitere, no< im Fugendkleide befindliche Tiere hinzu erworben wurden. Den Pinguinen dient ein ſehr geräumiges, umgittertes Springbrunnenbe>en zum Aufenthalte; die Höhe des Waſſerſtandes beträgt etwa 0,5 m, und da das Waſſer ſtets flar gehalten wird und der Beſchauer dicht hinantreten kann, ſo laſſen ſfi< die Bewegungen der Tiere unter Waſſer vorzüglich beobachten. An einer Seite des Beens befindet ſih eine kleine hölzerne Plattform, zu welcher vom Waſſer aus ſhräglaufende Bretter mit aufgenagelten Querhölzern hinaufführen, ſo daß die Tiere je nah Belieben ſi<h im Waſſer oder auf dem Tro>nen aufhalten können.

„Eigentümlich ſind die Bewegungen des Pinguins auf dem Lande wie im Waſſer. Das wad>elnde Einherſchreiten in durhaus aufrehter Stellung wirkt übrigens niht nur auf den menſ<hlichen Beſchauer beſremdend. Als die Tiere in den großen Mittelkäfig des Vogelhauſes gebracht wurden, entſtand unter deſſen Bewohnern allgemeine Aufregung; wenn einer der Pinguine den Außenraum betrat, drängte ſich alles auf die entgegengeſeßte Seite, um bei weiterer Annäherung des harmloſen Tieres mit Geflatter wieder auf die andere Seite zu flüchten. Man konnte hier, wo die Pinguine gezwungen waren, ſich faſt ausſ<ließlih auf dem Tro>nen aufzuhalten, ihre Bewegungen auf dem Lande gut beobahten. Überraſchend iſt die Ähnlichkeit. welche die Tiere beim ruhigen Liegen mit Seehunden haben. Wenn ſie ſi voller Bequemlichkeit hingaben, legten ſie ſi< halb auf die Seite, ſtre>ten den Kopf vor und re>ten ſih und ſpreizten die Floſſen ganz in derſelben Weiſe, wie man dies bei Seehunden ſieht. Jhre Füße halten ſie hierbei meiſt wagere<t nach hinten geſtre>t, wodur< die Ähnlichkeit no< größer wird. Öfters ſieht man hierbei auch ein behagliches Gähnen. Jn ihrem gegenwärtigen Aufenthaltsorte, wo ſie weniger ungeſtört ſind, pflegen ſie in der Ruhe einfah auf dem Bauche zu liegen, vielfa<h aber au in aufrechter Stellung mit halbgeſchloſſenen Augen auszuruhen. Die dem Seehunde entſprechende rutſchende Fortbewegung auf dem Bauche, mit welcher ſie ſi<h in der Freiheit bei Gefahr zu retten ſuchen, iſt hier niemals bei ihnen geſehen worden. Dagegen vermögen die Tiere ganz gut eine etwa fußhohe Stufe zu erſpringen, indem ſie ſih hierbei mit den Floſſen aufſtüßen. Auch wenn ſie das Waſſer verlaſſen, pflegen ſie öfters mit Hilfe der lebteren aufzuſteigen; an beſonders glatten Stellen helfen ſie ſi< au< wohl vorübergehend mit dem Schnabel. Große Gelenfigkeit entwideln ſie beim Drdnen des Gefieders; ſie vermögen mit ihren kurzen, am äußerſten Körperende ſißenden Füßen bis zum Halſe zu reihen, wobei ihnen die Beweglichkeit ihrer Wirbelſäule ſehr zu ſtatten kommt. Oft ordnen und reinigen die Tiere ihr Gefieder übrigens au< im Waſſer, wobei ſie ſi auf die Seite legen, ſo daß die eine Seite des Körpers ſi< außerhalb des Waſſers befindet, die ſie dann mit ihrer Floſſe reiben und glätten.