Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

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Gefangenleben. Bericht von Gaebler. 179

„Das eigentliche Element des Pinguins iſt natürlich das Waſſer, und hier zeigt ſich das anſcheinend ſo unbeholfene Geſchöpf als Meiſter im Schwimmen und Tauchen. Solange der Pinguin nicht taucht, {hwimmt ev, von ferne geſehen, etwa in der Art einer Ente, nux liegt er, wie viele Tauchvögel, weit tiefer im Waſſer. Er rudert jedo<h aus\cließlih mit den Flügeln und ſtre>t die Beine beim Shwimmen na<h hinten aus, mit ihnen und mit dem kurzen Shwänzchen lediglih ſteuernd. Solange der Vogel auf dem Waſſer ſ{hwimmt, fördert das Rudern mit den Floſſen nicht ſehr, ſobald er aber taucht, gleitet er mit ganz überraſchender Schnelligkeit durh das Waſſer. Auch hierbei werden die Füße ausſchließlih als Steuer benußt, während die Floſſen das Tier mit kräftigen Stößen vorwärts treiben. Die entgegengeſeßte Beobachtung Noa >s, daß der Pinguin auh mit den Füßen rudere, trifft wenigſtens auf die hier gehaltenen Exemplare in keiner Weiſe zu. Das ſnelle Dahinſchießen unter Waſſer wird durch den Bau des Tieres ſehr erleichtert. Der ſpiße Schnabel, der nah vorn zugeſpißte Kopf, der ſtets gerade nach vorn geſtre>t wird, zerteilen mit Leichtigkeit das Waſſer. Wenn man die dunkeln Tiere auf der Jagd nach Fiſchen mit der dann von ihnen entwielten erſtaunlihen Geſhwindigkeit durch das Waſſer dahingleiten ſieht, die Floſſen ſeitwärts ausgebreitet, ſo wird man unwillkürlih an den Flug niedrigfliegender Schwalben erinnert. Groß iſt auch die Geſchick lichkeit, mit welcher die Pinguine plößlih ihre Richtung zu ändern vermögen ; ih beobachtete, wie einer, der ſ{hnell unter Waſſer dahinſhwamm, durch eine unvermittelte Wendung, bei welcher er den Körper etwa in einem Viertelbogen krümmte, einen Fiſh, den er plößlih neben ſih bemerkte, ergriff. Es kommt den Tieren hierbei die Fähigkeit zu ſtatten, auh im ſchnellen Shwimmen dadur<h alsbald anzuhalten, daß ſie die bis dahin wagere<t gehaltenen Floſſen ſenkreht ſtellen. Das obenerwähnte ausgewahſene Exemplar \<wamm übrigens im Winter auh unter dem ſein Be>en bede>enden Ciſe in gleih gewandter Weiſe herum. Wenn die Pinguine beim Ruhen auf dem Lande an Seehunde erinnern, ſo drängt ſih, wenn man ſie tauchen und jagen ſieht, ein anderer Vergleich auf; Bewegungen und Geſtalt erinnern dann in hohem Maße an den Delphin.

„Eine Stimme laſſen die Pinguine in der Gefangenſchaft nux ſehr ſelten hören. Sie iſt ein rauher, etwa wie ein dumpfes „Ah‘ Elingender Ton.

„Die Nahrung beſteht in der Freiheit, wie bekannt, faſt ausſchließli< aus Fiſchen. Hier werden die Tiere nur mit ſolchen gefüttert, und zwar mit kleinen Plößen, Weißfiſchen, Gründlingen und dergleichen, die ihnen lebend gereiht werden. Neu angekommene Pinguine müſſen entweder geſtopft werden, oder ſie ſind bereits ſo weit, daß ſie dem Wärter die Fiſche aus der Hand nehmen. Bald gewöhnen ſie ſih daran, die Fiſche auh ſelbſt aufzunehmen, wenn ſie auf dem tro>nen Boden herumzappeln; vermöge ihrer Gelenkigfeit fönnen ſie ſtehend mit dem Schnabel den Boden erreichen, und ſind ſie erſt einmal ſo weit, ſo iſt es niht ſ{<wer, ſie dahin zu bringen, lebende Fiſche, die man neben ihnen in das Waſſer hält, zu faſſen. Sehr bald fangen ſie ſie dann ſelbſt und bringen es in kürzeſter Friſt hierin zu großer Gewandtheit. Bei der Schnelligkeit, mit welcher die Pinguine ſhwimmen, entgeht ihnen dann kein Fiſch, der in ihr Been geſeßt wird, ſolange ſie Hunger haben; ſie faſſen den Fiſch in der Mitte des Leibes und ſ{hlu>en ihn, den Kopf voran, hinunter. Wie ſie mit größeren Fiſchen verfahren, weiß ih niht, da ihnen hier niemals ſolche gereiht wurden; offenbar iſt ihr weiter Shlund im ſtande, verhältnismäßig aroße Fiſche unzerteilt zu verſchlingen; no< größere werden ſie verſhmähen , wenigſtens würde es ihnen ſehr {wer werden, einen ſolhen mit dem Schnabel allein zu zerſtü>eln, und die Füße ſind zur Mithilfe durhaus ungeeignet. Fröſche, die einmal in ihr Becken geſeßt wurden, überſahen ſie vollſtändig. Tote Fiſche laſſen ſie, wenn ſie einmal an lebende gewöhnt ſind, lange unbeachtet und gehen ſie meiſt nur bei ſtarkem Hunger an.

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