Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

180 Achte Ordnung: Floſſentaucher; einzige Familie: Pinguine.

„Die Mauſer ging bei dem hieſigen ausgefärbten Stücke Ende Dezember und Anfang Januar vor ſih. Das Tier gewährte plöglih einen ganz überraſchenden Anbli>, indem ſih die ſonſt glatt dem Körper anliegenden Federn ſtellenweiſe zu einem langen frauſen Gefieder verändert hatten. Die Federn des Pinguins beſizen nämlih Kiele von ganz außerordentlicher Länge, die nun im Verlaufe der Mauſer in naturgemäßer Weiſe durch die nahdrängenden neuen Federn zunächſt gehoben werden und dadurch den Anſchein erwe>en, als habe ſih das Gefieder an den betreffenden Stellen verlängert. Da die gehobenen Federn niht mehr ſo geſchloſſen aufeinander liegen, wie die noh mit der ganzen Länge der Kiele in der Haut feſtſißenden, und zudem auch die an jeder Feder befindliche Daune mitgehoben und dadurch ſihtbar wird, ſo erſcheint das Gefieder infolgedeſſen rauh und faſt wollig. Daß dieſe abnorm langen Federkiele ſi<h niht erſt während der Mauſer, wie zuerſt vermutet wurde, neu bilden, ergab die Unterſuchung eines mittlerweile eingegangenen Exemplars. Bemerkenswert iſt noch, daß den auf den Floſſen wachſenden Federn die Daunen fehlen. Die Mauſer war im weſentlichen bereits 14 Tage nach ihrem Beginn beendet. Während dieſer Zeit ging das Tier nicht ins Waſſer und fraß faſt gar nichts, befand ſi< aber im übrigen wohl und erhielt ein tadelloſes neues Gefieder. Da der Pinguin dur die bei der Mauſer an den verſchiedenen Körperteilen nah und nach eintretende bedeutende Verlängerung des Gefieders jedenfalls in erheblihem Maße in der Schnelligkeit und Sicherheit des Shwimmens und ſomit in ſeiner Jagd gehindert wird, ſo erſcheint es mix wahrſcheinlih, daß er auh in der Freiheit die Zeit der Mauſer auf dem Lande verbringt und währenddeſſen dann natürlich keine Nahrung zu ſi< nimmt, was ihm um fo leichter möglich ſein wird, als er einerſeits mehr als jeder andere Vogel jederzeit in der Lage iſt, von ſeinem angeſammelten Fette zu zehren, anderſeits die ganze Mauſer, wie oben erwähnt, nur etwa 2 Wochen dauert.

„Die Begabung des Pinguins ſcheint gering zu ſein. Gegen andere ihrer Art ſind die Tiere verträglih; nur neu angekommene Stücke pflegen in der erſten Zeit, wenn ſie in die Nähe der älteren kommen, hin und wieder mit Schnabelhieben bedroht zu werden, doh hört das bald auf.

„Gegen Kälte ſind die Pinguine durhaus niht empfindlih; das mehrerwähnte alte Stück hat den ganzen vergangenen Winter im Freien verbracht, obwohl die Kälte namentlih des Nahhts zuweilen re<t ſtreng war. Während der falten Zeit wurde dem Tiere eine kleine Holzhütte gegeben, die nur auf einer Seite einen ſ<hmalen offenen Eingang hatte, und deren Boden hoh mit Stroh bede>t war. Fn ihr hielt ſi<h der Pinguin mit Vorliebe auf, und er kam an ſehr kalten Tagen nur zur Fütterung hervor, wobei er dann ohne Zögern im eiskfalten Waſſer herumſhwamm und ſi ſeine Fiſche auch unter der ſein Becken größtenteils bede>enden Eisſchicht zu ſuchen wußte. An milderen Tagen erhielt er ſeine Hütte nur des Nachts. Fn ſehr ſtrengen Wintern würde ſih allerdings doh wohl eine Überwinterung in geſhüßtem Naume empfehlen. Weit weniger gut als Kälte ſcheinen die Pinguine die Hie des Sommers zu vertragen, und es dürfte ratſam ſein, ihnen womöglich aus Stein einen fühlen Schlupfwinkel herzuſtellen.“