Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

182 Neunte Oronung: Sturmvögel; einzige Familie: Sturmvögel.

Der Albatros, von den Seeleuten Kapſc<haf genannt (Diomedea exulans, spadicea und adusta, Plautus albatros), iſt mit Ausnahme der ſ{<warzen Schwingen rein weiß, in jüngerem Alter auf weißem Grunde bald mehr, bald weniger dunkelbraun geſprenkelt und bogig gebändert. Das Auge iſt dunkelbraun, das nate Augenlid blaßgrün, der Schnabel zart nelkenrotweiß, gegen die Spiße hin gelb, der Fuß rötlich gelbweiß. Die Länge beträgt, nah Bennett, 1,16, die Breite 3,5 m, die Fittichlänge 70, die Schwanzlänge 23 em; die Flügelſpannung ſ{hwankt aber ſehr erheblih: Bennett verſichert, Albatroſſe gemeſſen zu haben, die nur 3, und einen, der 4,25 m klafterte. Jedenfalls iſt ſo viel erwieſen, daß dieſer Vogel überhaupt die längſten Schwingen beſigt.

Unter den verwandten Arten verdient der Grünſchnabelalbatros (Diomedea chlororhynchos und chrysostoma, Thalassarche chlororhynchos) aus dem Grunde erwähnt zu werden, weil au< er, ebenſo wie der Albatros, an den europäiſchen Küſten vorgekommen und an denen Norwegens erlegt worden ſein ſoll. Er iſt beträchtlich kleiner als der Albatros, im Alter weiß, mit braunſhwarzem Rücken und Flügel, bräunlich \chieferfarbenen, weiß geſchäfteten Steuerfedern und ſ{<hwarzem, auf dem Schnabelfirſte hoch orangengelbem Schnabel. Seine Länge beträgt etwa 95, die Fittichlänge 52, die Schwanzlänge 22 cm.

Die Heimat der Albatroſſe ſind die Weltmeere der ſüdlichen Halbkugel; nördlich des Wendekreiſes des Steinbockes kommen ſie, im Atlantiſchen Meere wenigſtens, nur als Jrrlinge vor. Regelmäßiger ſcheinen ſie die nördlichen Teile des Stillen Meeres, insbeſondere das ODchotskiſche und das Beringmeer, zu beſuchen, hier, ihrer Nahrung nachgehend, auh längere Zeit zu verweilen und dann wieder nah Süden zurüczuſhwärmen, um ihrem Fortpflanzungsgeſchäfte Genüge zu leiſten. Fn den höheren Breiten der ſüdlichen Halbkugel begegnet man ihnen öfter; nah übereinſtimmenden Nachrichten der Schiffer und Fiſcher gehören ſie noh zwiſchen dem 50. und 60. Grade ſüdlicher Breite zu den gewöhnlichen Erſcheinungen. Ob ihre Wanderungen regelmäßig oder zufällig ſind, hat man bis jezt no<h niht feſtſtellen können. Man weiß, daß ſie alle zwiſhen dem 23. Grade nördlicher und dem 66. Grade ſüdlicher Breite gelegenen Meere beſuchen, hat auch erfahren, daß ſie in den Meeren von Kamtſchatka und Ochotsk halb verhungert und mager ankommen, nah wenigen Wochen, die ſie in jenen Gegenden verweilen, infolge des hier vorhandenen Überfluſſes an Nahrungsmitteln ſehr fett werden und nunmehr wieder dem Süden zuwandern; es läßt ſih jedo<h niht beſtimmen, ob dieſe Reiſen planmäßig und alljährlich ſtattfinden oder nur ein Umherſchweifen ſind, wie dieſe Vögel es lieben. Eins dürfte erwieſen ſein: daß ſie zwar im buchſtäblichen Sinne des Wortes die Erde umfliegen, aber doh an einen gewiſſen Gürtel mehr oder weniger gebunden ſind, innerhalb deſſen zu allen Fahreszeiten beobachtet werden und daſelbſt au< brüten. Selbſt die einzelnen Arten grenzen ihr Verbreitungsgebiet in einem gewiſſen Sinne ab: man findet ſie z. B. im Stillen Meere regelmäßiger und häufiger als im Atlantiſchen, glaubt au< wahrgenommen zu haben, daß ſie einen gewiſſen Teil des Meeres in der Regel niht verlaſſen; aber die Beobachtungen über dieſe Ortsveränderungen, mögen wir nun ſolche ein Streichen, Wandern oder Ziehen nennen, ſind no< ſo lü>enhaft und unvollſtändig, daß aus ihnen Beſtimmtes nicht gefolgert werden darf. Roquefeuil fand den Albatros no< an der Nordweſtküſte von Amerika, Pehuel-Loeſche ſowohl an der Südſpize Amerikas als au< im Beringmeere bis zur Breite der St. Matthäus-Fnſel, Gaimard auf den Maluinen und längs der Oft küſte von Amerika bis zu den Tropen; Boje begegnete ihm auf ſeiner Überfahrt nah Java vom Vorgebirge der Guten Hoffnung an in Geſellſchaft des rußfarbigen Verwandten und