Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

184 Neunte Ordnung: Sturmvögel; einzige Familie: Sturmvögel.

herab, ſeßt ſi< au< wohl auf das Waſſer nieder und ſ{<hwimmt, ſeine Nahrung verzehrend, wie eine Möwe oder Ente; dann erhebt er ſih, läuft mit ausgebreiteten Flügeln über die Seefläche dahin, beginnt zu kreiſen und nimmt nun ſeinen umherſhwärmenden Flug wieder auf. Jn ſeinen Bewegungen bemerkt man keine Anſtrengung, aber Kraft und Nachhaltigkeit, vereinigt mit einer ſih ſtets gleih bleibenden Zierlichkeit. Mit wirt licher Anmut ſegelt er durch die Luft, von der einen zur anderen Seite ſih neigend und dicht über den rollenden Wogen dahingleitend, ſo daß es aus\ieht, als müſſe er die Flügelſpizen neßen; dann {webt er wieder empor mit gleicher Freiheit und Leichtigkeit der Bewegung. So ſchnell iſt ſein Flug, daß man ihn wenige Augenbli>ke na<hdem er am Schiffe vorüberzog, ſhon in weiter Ferne ſehen kann, ſteigend und fallend mit den Wellen, daß er einen ungeheuern Raum in der kürzeſten Zeit zu durcheilen vermag. Während ſtürmiſchen Welters fliegt er mit und gegen den Wind, wohnt als der Fröhlichſte unter den Fröhlichen über den von heulenden Stürmen aufgerührten Wellen; denn auh, wenn er im Sturme fliegt, bemerkt man keine beſondere Bewegung ſeiner Flügel: es ſind dann nur die Fortſchritte des Fluges etwas langſamer. Einige meinen, daß er niemals kraftlos ſondern wie ein Segelſchiff gegen den Wind fliege und ſih gerade, wenn er dies thue, beſonders fördere.“ Gould ſagt, daß ſeine Flugkraft größer ſei als die jedes anderen Vogels, den er beobachtet habe. „Obgleich er während des ſtillen Wetters man<hmal auf dem Waſſerſpiegel ruht, ſo iſt er doch faſt beſtändig im Fluge begriffen und ſtreicht ſcheinbar ebenſo ſelbſtbewußt über die glatte Fläche während der größten Seeruhe dahin, wie er pfeilſchnell während des gewaltigſten Sturmes umherſ<hwebt.“

Jouan beobachtete, daß er bei Windſtille etwa alle 5 Minuten, bei ſtärkerem Winde, der ſeine Bewegung offenbar fördert, ſogar nur alle 7 Minuten einmal mit den Flügeln ſ<lug. Sehr heftige Stürme ſollen ihn überwältigen, wenigſtens vor ſi hertreiben. Bei Windſtille wird ihm der Aufſhwung ſhwer; denn er erhebt ſih, wie ſo viele andere Vögel, ſtets in der Richtung gegen den Wind. Ehe er ſi< zum Fluge anſhhit, läuft er, laut Köler, eine Stre>e weit über die Wellen dahin, die ihn während des Shwimmens hindern, ſih mit voller Macht zu ſchwingen; beim Niederlaſſen verändert ſih, wie Hutton angibt, ſein BVild- gänzlich, und ſeine Geſtalt verliert alle Anmut und Gleichmäßigkeit. Er erhebt ſeine Schwingen, legt den Kopf nath hinten, zieht den Rücken ein, ſtre>t die unförmlih großen Füße mit den ausgebreiteten Zehen von ſi< und fällt ſauſend auf das Waſſer hinab. Hier iſt er übrigens auch zu Hauſe. Er ſ{hwimmt auf den Wellen leicht wie Kork und weiß ſi ziemlih \{<nell zu fördern, iſt aber unfähig zu tauchen und kann den rei befiederten Leib wenigſtens nur dann unter das Waſſer zwingen, wenn er ſich aus hoher Luft herabſtürzt: Bennett verſichert, geſehen zu haben, daß einer ſtoßtauchend 8 Sekunden unter den Wellen blieb. Auf feſtem Boden verliert er faſt alle Bewegungsfähigkeit. Jn der Nähe ſeines Neſtes ſoll er ſ<werfällig wie ein Schwan dahinwatſcheln, ebenſo auf dem Verde>e des Schiffes, wo er, wie Pehuel-Loeſche angibt, überdies auh leicht ſeekrank wird. Die Stimme iſt oft mit dem Geſchrei des Eſels verglichen worden; Tſchudi aber ſagt, daß dies eine müßige Übertreibung ſei, und daß der Vogel nur ein lautes, höhſt unangenehmes Kreiſchen vernehmen laſſe, und Bennett meint, daß man leßteres mit dem Schwanengeſchrei vergleichen könne. Köler berichtet, daß der Vogel bei Zorn oder Furt wie der Stor< mit dem Schnabel klappere, und Pechuel-Loeſche, daß er auh tüchtig zubeiße.

Unter den Sinnen ſteht das Geſicht unzweifelhaft obenan, da jede Beobachtung beweiſt, daß der Albatros auf weite Entfernungen hin deutlih wahrnimmt, beiſpielsweiſe ſo eilig wie mögli herbeikommt, wenn er kleinere Sturmvögel ſi über einer Stelle der See beſchäftigen ſieht. Über den Verſtand iſ ſ{<wer ein Urteil zu fällen, weil die