Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Edelfalken: Abrichtung zur Beize. PLIE

Wiſſens noh an folgenden Orten in Gebrauch: erſtens zu Bedford in England beim Herzoge von Bedford; zweitens zu Didlington- Hall in der Grafſchaft Norfolk beim Lord Barna rs. Jeden Herbſt kommen nah Bedford und Didlington-Hall Falkner aus Falkenwerth, die ihre Falken mitbringen und im Winter wieder zurü>reiſen. Zu Didlington iſt ein eigner Reihergarten, woſelbſt die Reiher in zahlloſer Menge niſten und gehegt werden. Drittens: im Loo, einem Landgute des Königs von Holland, iſt ums Fahr 1841 noh fleißig mit Falken gejagt worden.

„Die zur Falkenjagd gehörigen Gerätſchaften ſind: eine lederne Haube, die ſo eingerichtet iſt, daß ſie die Seher niht drüd>t, eine Kuxrzfeſſel und eine Langfeſſel, beide aus Niemen, die lettere gegen 2 m lang; ſie werden an dem Geſchühe, d. h. dex ledernen Fußumlkleidung des Beizvogels befeſtigt. Das Federſpiel iſt ein mit einem Paar Vogelflügeln beſeßter eirunder Körper, der dazu dient, den Falken, der ihn von weitem für einen Vogel hält, wieder anzulo>en. Starke Handſchuhe müſſen die Hände des Falkners vor den Krallen des Falken ſichern. Sobald die Abrichtung beginnen ſoll, wird der Vogel verkappt angefeſſelt und muß 24 Stunden hungern, worauf er auf die Fauſt genommen, abgekappt und mit einem Vogel geſpeiſt wird. Will ex nicht kröpfen, ſo wird er wieder verkappt und erſt nach 94 Stunden wieder vorgenommen, und ſollte er auh 5 Tage lang auf der Fauſt nicht freiwillig kröpfen wollen, ſo wird er unbarmherzig jedesmal wieder verkappt und hungrig angefeſſelt. Je öfter er übrigens während dieſer Zeit abgekappt und auf der Fauſt getragen wird, deſto eher wird er zahm werden und freiwillig auf der Fauſt kfröpfen. Ft er ſo weit, ſo beginnen nun die eigentlichen Lehrübungen, vor deren jeder er erſt lange abgekappt auf der Fauſt getragen und nach jeder verkappt angefeſſelt wird, damit er das Vorgetragene in Nuhe einſtudieren kann. Die erſten beſtehen darin, daß der Vogel abgekappt auf eine Stuhllehne geſeßt wird und von da, um zu kröpfen, auf die Fauſt des Falkners erſt hüpfen, ſpäter immer weiter fliegen muß; dasſelbe wird dann. im Freien wiederholt, wobei er aber dur< einen langen, an der Langfeſſel angebrachten Faden am Entwiſchen gehindert wird; der Falkner ſteht übrigens ſo, daß der Vogel gegen den Wind fliegen muß, da er, wie alle Vögel, niht gern mit dem Winde zieht. Macht er nun ſeine Sachen ſo weit gut, ſo wird er des Abends verkappt in einen ſhwebenden Reif geſeßt und die ganze Nacht hindurch geſchaukelt/ ſo daß ex gar niht ſ{<lafen kann; am folgenden Morgen werden die früheren Übungen wiederholt: er bekommt auf der Fauſt zu kröpfen, wird dann bis zum Abend getragen und dann wieder die ganze Nacht im Reife geſchaukelt; ebenſo wird am dritten Tage und in der dritten Nacht verfahren; am vierten Tage wird wieder alles wiederholt und ihm nun erſt nächtlihe Ruhe gegönnt. Am folgenden Tage wird er ohne Bindfaden, nur mit Beibehaltung der Langfeſſel, frei auf den Boden geſeßt, und muß, um zu kröpfen, auf die Fauſt fliegen; fliegt er an dieſer vorbei, ſo geht man ihm nah und lo>t ihn ſo lange, bis er doch endli< fommt. Dieſe Übung wird nun oft im Freien wiederholt, auh der Vogel gewöhnt, dem zu Pferde ſißenden Jäger auf die Fauſt zu fliegen und weder Menſchen noh Hunde zu ſcheuen.

„Feßzt kommen die eigentlihen Vorübungen zur Beize ſelbſt. Man wirft eine tote Taube in die Luft, läßt den am langen Bindfaden gehaltenen Vogel nahſchießen, und das erſte Mal ein wenig davon kröpfen; \päterhin aber wird ihm die Taube immer gleih abgenommen, und er bekommt auf der Fauſt etwas zu kröpfen. Dieſelbe Übung wird an den folgenden Tagen mit lebenden Vögeln, deren Schwingen verſtußt ſind, wiederholt; darauf ſut man mit dem Hühnerhunde Rebhühner, womöglich ein einzelnes, auf, kappt den Vogel, ſobald es auffliegt, ſchnell ab und läßt ihn na<hſchießen. Sollte er fehlſtoßen, ſo lo>t man ihn mit einer lebenden Taube, deren Schwingen verſtußt ſind, oder mit dem Federſpiele zurü>. Um ihn zu gewöhnen, auch ſtärkere Vögel, wie z. B. Reiher und Kraniche, anzugreifen, übt man ihn erſt an jungen Vögeln der Art oder an alten, deren Schwingen

14*