Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Sdelfalken: Beize in Aſien, Europa und Afrika. OS:

die Falkenjagd in Perſien noh niht aufgegeben hat, erfährt man aus Fohn Malcolms 1827 erſchienenen Skizzen von Perſien. „Man jagt“, ſo erzählt er, „zu Pferde, mit Falken und Windhunden. Zſt eine Antilope aufgetrieben, ſo flicht ſie mit der Schnelle des Windes. Man läßt Hunde und Falken los. Die leßteren fliegen nahe am Boden hin, erreichen das Wild bald, ſtoßen gegen deſſen Kopf, halten es auf, die Hunde fommen indeſſen herbei und pa>en es. Auf alte männliche Antilopen läßt man die Falken nicht los, weil ſi die ſhönen Vögel leiht an deren Hörnern ſpießen.“ Malcolm wohnte auh der Jagd auf Hubaratrappen bei und erzählt, daß ſih dieſer Vogel zuweilen ſo kräftig mit Schnabel und Flügeln zur Wehre ſee, daß er die Falken in die Flucht ſ{<lägt. Jn neuerer Zeit hat in Aſien von Hügel zwiſchen Lahore und Kaſchmir den Radſcha von Bajauri mit Falken Rebhühner jagen ſehen. Murawiew fand im Fahre 1820 in Chiwa überall abgerihtete Falken; ſie wurden auh auf wilde Ziegen losgelaſſen. Erman fand 1828 bei den Baſchkiren und Kirgiſen zur Haſenjagd abgerichtete Falken und auf Füchſe und Wölfe abgerichtete Adler. Auch Eversmann traf im Jahre 1852 bei den Baſchkfiren abgerihtete Steinadler, Königsadler, Habichte, Sperber. Atkinſon hat den Kirgiſenſultan Be gezeichnet, wie er ſeinen Lieblingsjagdadler füttert. Durch Alfred Walter und H. Moſer wiſſen wir ferner, daß auch jezt no< in Zentralaſien die Beizjagd eifrig betrieben wird, und daß in Buchara und Turkmenien ein guter Falke im Preiſe dem beſten Pferde gleih geachtet wird. Bei den Kirgiſen, wo die Falknerei, wie Moſer anführt, no eine förmliche Wiſſenſchaft iſt, wo man Falken für kleines und Adler für großes Wild verwendet, wird ein bewährter Falke ſo hoch geſchäßt, daß der Beſißer ſih eher entſchließen würde, ſein Weib als ſeinen Vogel zu verkaufen.

J{ will vorſtehenden Angaben hinzufügen, daß man au ſonſt in England no< beſtrebt iſt, die edle Falknerei zu pflegen. Kronprinz Erzherzog Rudolf von Öſterreich ſah in Alexandra- Hall bei London im Beſitz einer Jagdgeſellſchaft abgetragene Jagdfalken, Wanderfalken und Habichte, mit welchen in Frland, Holland, der Normandie und Bretagne die Beize betrieben wird, nahm die Falken ſelbſt auf die Fauſt und warf einen Wanderfalken auf eine Taube, die troy der Nähe der Nieſenſtadt dem Falken bald zur Beute fiel.

Regelmäßig wird die Falkenjagd no< von den Arabern, insbeſondere den Beduinen der Sahara, von den Perſern, Jndern, verſchiedenen Völkerſchaſten in Kaukaſien und Mittelaſien, den Chineſen und anderen Mongolen betrieben. Erſtere benußen mit ent: ſchiedener Vorliebe den Würgfalken Südoſteuropas, ihren „Sukhr el- Hhor“, der ſich als Wintergaſt im Norden Afrikas einſtellt oder aus Syrien, Kleinaſien, der Krim und Perſien eingeführt wird, und bezahlen gut abgerichtete Vögel mit ganz außerordentlichen Preiſen. Zufälligerweiſe habe ih niht Gelegenheit gehabt, die Falknerei der Araber aus eigner Anſchauung kennen zu lernen; wir danken jedo<h von Heuglin einen ebenſo ſachgemäßen wie eingehenden Bericht über Abrihtung und Verwendung des abgetragenen Falken. „Die arabiſchen Falkner“, ſagt der Forſcher, „fangen den Sufkhr in Tellereiſen, deren Bogen mit Zeugſtreifen umwi>elt ſind, damit die Fänge niht verlebt werden. Die Fallen werden auf der Stelle angebraht, wo der Vogel über Nacht zu bäumen pflegt, und ſind mit einem Gelenke verſehen, das beim Springen der Feder umſchlägt, ſo daß der gefangene Falke in der Luft hängt und ſih niht weiter beſhädigen kann, bis der lauernde Jäger ihn abgenommen hat. Das Abtragen des Sukhr zur Gazellenjagd erfordert viel Sorgfalt, Geduld und Geſchi> von Seiten des Falkners. Leßterer feſſelt ſeinen Pflegling ſogleich und ſett ihm eine Lederkappe auf, die eine Öffnung für den Schnabel hat und ün Nacen mittels eines feinen Lederſtreifens zuſammengezogen werden kann. Der Vogel kommt in eine dunkle Kammer und wird auf Holzſtangen oder ein Gefäß geſeßt, das mit tro>enem Sande gefüllt iſt. Durch die erſten Tage muß er hungern. Die Fütterung geſchieht nur