Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

218 Zehnte Ordnung: Stoßvögel; erſte Famili2: Falkenvögel.

Feind, in ſo hohem Grade, daß es ſih, wie Schrader beôbachtete, bei ſeinem Anblicke mit reißender Schnelligkeit und größter Gewalt auf den Schnee ſtürzt und. ſo eilig wie möglich darin vergräbt. Wahrſcheinlich verſuchen auh die Seevögel, ſi< vor dem Falken zu retten; bei ihrer ungeheuern Menge aber kann man die Bewegungen des einzelnen, der gejagt wird, niht unterſcheiden. Man bemerkt bloß, daß der Schwarm auseinanderſtiebt, wie Tauben zu thun pflegen, wenn der Wanderfalke unter ſie ſtößt.

Die Abhängigkeit des Fagdfalken von den Seevögeln erklärt, daß er nicht ebenſo regelmäßig wandert wie Wanderfalke und Merlin, die mit ihm im hohen Norden hauſen. Für ihn verliert der hohnordiſhe Winter ſeine Bedeutung. Soweit der Golfſtrom ſich geltend macht, umbrandet eisfreies Meer die von ihm bewohnten Küſten, und ſelbſt da, wo Eisberge leßtere umlagern, bleiben noh offene Stellen, an welchen ſi ſeine Opfer ſammeln und ihm Unterhalt gewähren, ebenſo wie auch die nördlichſten Länder und Eilande jahraus jahrein von dem Moraſtſchneehuhne bevölkert werden und ihm ſomit ſelbſt das Feſtland beutereihe Jagd ermöglicht. Fn der Fremde muß er ſih wahrſcheinlich viel mehr einſhränken und des täglichen Brotes halber mehr mühen als in der Heimat, dort auh zu Jagden entſchließen, wie er ſie hier wohl niemals betreibt. „Fn den verwachſenen Ditichten der Wälder des Burejagebirges““, ſagt Nadde, „wurde es dem Jagdfalken niht möglich, auf ſeine gewöhnliche Beute, die Eihhörnchen, zu ſtoßen. Er lauerte ihr daher hinterliſtig auf und war dabei ſehr geduldig, jedoch bei alledem ſo ſcheu, daß ih nie zum Schuſſe kommen konnte.“ Einen anderen Jagdfalken ſah derſelbe Beobachter nahe am Stamme einer Kiefer bäumen, unmittelbar neben einem Volke Virkhühner, das auf den benahbarten Bäumen äſte. Unzweifelhaft ſaß auh dieſer Vogel auf der Lauer.

Der große, flache Horſt des Jagdfalken ſteht, nah Faber, in der Niſche einer unzugänglichen Felswand, nahe am Meere. Nah Nordvys Verſicherung bemächtigt ſi der Gerfalke gewöhnlih eines Kolkrabenneſtes, das er unbeſeßt vorfindet, oder aus dem er den rechtmäßigen Fnhaber mit Gewalt vertreibt. Fn ſolchem Falle belegt der Falke den Horſt nux mit wenigen dünnen Neiſern, die er in den Fängen herbeiträgt, und polſtert die Mulde mit Bruchteilen grüner Weidenzweige und mit Büſcheln von Seggengras aus, die aber ſpäter dur die Überreſte der den Jungen zugeſhleppten reichlichen Mahlzeiten vollſtändig bede>t werden. Selbſterrichtete Neſter beſtehen aus ſehr di>en Knüppeln, wie ſie weder Naben no< Buſſarde verwenden, und etwas tro>enem Graſe. MacFarlane verſichert, den Gerfalken in der Umgebung des Fluſſes Anderſon und in der Nähe der Feſtung gleiches Namens jo häufig brütend gefunden zu haben, daß er 18 Horſte beſteigen konnte. Mit zwei Ausnahmen ſtanden dieſe ſämtlih auf der Spige von Kiefern oder anderen Bäumen, zwiſchen 3 und-8 m über dem Grunde. Einige Horſte waren in den Wipfeln, andere in den tieferen Zweigen nahe am Stamme errichtet. Alle beſtanden aus Äſten und ſ<hwachen Zweigen und waren mit Moos, dürrem Graſe, Hirſhhaaren, Federn und anderen weichen Gegenſtänden ausgepolſtert. Nur ein Horſt ſtand auf Felſen und war dem entſprechend ſehr leiht gebaut; ein anderer Horſt eúdlih wurde auf dem Boden an der Seite eines ſteilen und hohen Hügels gefunden. Nach Holböll legt der Polarfalke in Grönland im Juni ſeine Eier; Nordvy dagegen ſagte mir, daß der Gerfalke bereits im April mit ſeinem Brutgeſchäfte beginne, und ſchenkte mir die Bälge von vier Jungen, die er im Juni ausgenommen hatte. Jh ſand Anfang Juli ein Paar Gerfalken no<h am Horſte, konnte aber freilih niht ergründen, ob in leßterem Junge waren oder niht. Hiermit ſtimmen die Angaben Wolleys, der in Lappland ſelbſt Gerfalkenneſter unterſuchte, vollkommen überein. Auch er fand friſch gelegte Eier Anfang Mai und erhielt Gelege, die bereits Ende April vollzählig waren. Um dieſe Zeit liegt die Heimat des Vogels noh unter tiefem Schnee begraben. Für Nowaja Semlja und vielleiht no< andere hohnordiſche Stre>en des