Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

106 Erſte Unterordnung: Eidechſen; ſe<hſte Familie: Schleichen.

in der Färbung, aber die Männchen wie die Weibchen ſind fähig, ihre Farbe zu verändern. So erhielt F. Leydig junge, auf deren weißem, ſ{<hwarz geſtreiſtem Rücken im Laufe der erſten Nacht zwei zarte Längsſtreifen erſchienen, beobachtete andere, deren faſtanienbraune Nückenfärbung in Gelbbraun überging, das dur<h zwei ſ{<hwa<h bräunliche Längsſtreifen geſäumt wurde, und ſah, wie noh andere ihre beſonders {<höne Färbung verloren und wieder erhielten. Die Jris des Auges iſt gelbrot. Erwachſene erreichen eine Länge von 43 cm, wovon auf den Schwanz etwas mehr als 23 cm fommen.

Die Blindſchleiche bewohnt faſt ganz Europa von Südſchweden an bis Griechenland und Spanien, ferner Kaukaſien und Georgien, ja nahezu ganz Weſtaſien, lebt überall, in

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Blindſchleiche (Anguis fragilis). natürl. Größe.

der Tiefe wie in der Höhe, ſelbſt noh auf höheren Bergen bis zu 1450 m Höhe, auf feuhtem Grunde lieber als auf tro>enem, und kommt auf den verſchiedenſten Örtlichkeiten vor, am meiſten in Buchenbeſtänden da, wo dichtes Buſchwerk und hohes Gras den Boden bede>den oder wenigſtens lo>eres Geſtein aufliegt. Jn Nordafrika fehlt ſie. Je nah des Ortes Gelegenheit wählt ſie ſih ihre Behauſung an verſchiedenen Stellen. Jn dem lo>eren Boden gräbt ſie ſi eine Höhle von mehr oder weniger Tiefe; an Stellen, die mit Moos oder Gras bede>t ſind, verbirgt ſie ſich zwiſchen den Pflanzen, im Gebüſche unter dem Gewurzel, auf ſteinigen Gehängen unter flachliegenden Platten, die ſie überhaupt ſehr gern zu haben ſcheint. Da ſie die Ameiſen nicht ſcheut, hauſt ſie oft mit dieſen zuſammen unter Steinen, ja ſelbſt in Ameiſenhaufen, troß der unruhigen Erbauer, die ſonſt doch über jedes Tiex herfallen.

Mitte oder Ende Oktober verkriecht ſih die Blindſchleiche in vorgefundene oder ſelbſtgegrabene Löcher unter der Erde, um in ihnen Winterſchlaf zu halten. Alle Winterherbergen, die Leydig unterſuchen konnte, waren hinſichtlich ihrer Lage ſorgfältig gewählt, derart, daß ſie ſi< niht bloß genau nah Süden richteten, ſondern vox Nord- und Oſtwinden Schuß