Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

112 Erſte Unterordnung: Eidechſen; achte Familie: Warane.

viermal im Jahre und frißt wöchentlih 3—4 rohe Hühnereier. Es ſcheint eine nächtliche Lebensweiſe zu führen; daß es ſi< in den Sand einſcharre, wie von anderen Forſchern angegeben worden war, tonnte niht beobachtet werden.

Die Kruſtene<hſe ſtirbt, laut Sumichraſt, nur infolge von Schnitt- oder Shußwunden; denn ihre harte Haut macht ſie faſt unempfindlih gegen jeden Schlag. Fhre Muskelreizbarkeit erhält fi<h aber bis zu 48 Stunden nah dem Abtrennen des Kopfes vom Rumpfe. Börſch tötete ſeine gefangene binnen 20 Minuten dur< Chloroform.

Ein ſonderbarer Jrrtum deutſcher Forſcher hat einigen großen Ehſen zu dem Namen Warn-Eide<hſen verholfen. Die bekannteſten Arten der Familie bewohnen Agypten und werden dort Waran genannt; dieſes Wort hat man in Warner umgewandelt und dieſelbe Bedeutung au< durch den wiſſenſchafſtlihen Namen Monitor feſtgehalten: Waran und Warner aber haben durchaus keine Beziehung zu einander; denn Waran (arabiſ<: Ouaran) bedeutet einfa<h Eidechſe.

Die Warane (V aranidae) unterſcheiden ſi< von den übrigen Eidechſen, denen ſie hinſichtlih ihres langgeſtre>ten Körpers, des breiten, ungekielten Rü>ens und der vollſtändig ausgebildeten, vorn und hinten fünfzehigen, mit kräftigen Nägeln bewehrten Füße ähneln, dur< das am inneren Ende niht verbreiterte Schlüſſelbein, die Beſhuppung, die Bildung der Zunge, die Anlage und Geſtaltung der Zähne und durch das Auſtreten eines Zwerhfelles, deſſen Bau Ähnlichkeit mit dem der Krokodile hat. ZFhr Kopf iſt verhältnismäßig länger als der anderer Eidehſen und dem der Shlangen niht ganz unähnli<h; aber auch ihr Hals und der übrige Leib und namentlih der Schwanz übertreffeu an Swhlantheit die entſprechenden Leibesteile ihrer Verwandten. Die Zunge liegt im zurintgezogenen Zuſtande gänzlih in einer Hautſcheide verborgen, kann aber ſehr weit hervorgeſtre@ werden und zeigt dann zwei lange, hornige Spißen. Die Zähne, die der Fnnenſeite der Kieferrinnen anliegen, ſind groß, ſtehen ziemlih weit voneinander ab und ſind von kegelförmiger Geſtalt, ſpißzig, am Grunde ſtumpfkegelig; Gaumen- und Flügelbeinzähne ſind niht vorhanden. Die kleinen Nü>enſhuppen ſind rund, fnopfförmig, von Ringen feiner Körnerſhüppchen umgeben und vergrößern ſih auf dem Kopfe kaum zu wirklichen Schilden, die der Bauchſeite ſind größer als die Rückenſhuppen, vieredig und in regelmäßigen Querreihen angeordnet. Schenkel- oder Aſterporen fehlen.

Die Warane, von welchen man ungefähr 27 Arten kennt, bewohnen die öſtliche Hälfte der Erde, namentlih Afrika, Südaſien, Auſtralien und Ozeanien. “Einige Arten ſind voll: endete Landtiere, ja Wüſtentiere, die eine paſſende Höhlung zum Verſte>e erwählen und in deren Nähe, dieſe bei Tage, jene mehr in der Dämmerung oder ſelbſt in der Nacht, ihrer Jagd obliegen; andere hingegen müſſen zu den Waſſertieren gezählt werden , da ſie ſi bloß in der Nähe der Gewäſſer, in Sümpfen oder an Flußufern aufhalten und bei Gefahr ſtets ſo- eilig wie möglih dem Waſſer zuflüchten. Alle ſind höchſt bewegliche Tiere. Sie laufen mit ſtark ſ{längelnder Bewegung auf feſtem Boden ſo raſh dahin, daß ſie kleine Säugetiere oder ſelbſt Vögel einzuholen im ſtande ſind, klettern troß ihrer Größe vortrefflih, und die im Waſſer heimiſchen Arten ſhwimmen und tauchen, obgleih ſie feine Schwimmhäute beſißen, ebenſo gewandt wie ausdauernd. Zu längerem Verweilen im Waſſer befähigen ſie zwei größere Hohlräume im Fnneren ihrer Obexrſchnauze, die mit den Naſenlöchern in Verbindung ſtehen, mit Luft gefüllt und dur die beweglihen Ränder der Naſenlöcher abgeſchloſſen werden können. Fn ihrem Weſen und Gebaren, ihren Sitten und Gewohnheiten erinnern die Warane an die Eidechſen, niht aber an die Krokodile;