Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

114 Erſte Unterordnung: Eidechſen; ahte Familte: Warane.

Mehr als ſonderbar iſt, daß wir über die Fortpflanzungsgeſchichte der Warane no< immer nicht genügend unterrichtet ſind. Hätte ih während meines Aufenthaltes in Afrika dieſe Lücke in ihrer Naturgeſchichte gekannt, ſo würde ih mich ihrer Beobachtung eifriger gewidmet haben, als es geſchehen iſt; doh will ih damit feineswegs geſagt haben, daß ih Sicheres erfahren haben würde, weil mir die Araber und Sudaneſen, die ſonſt unaufgefordert über jedes Tier Auskunft geben, über die Fortpflanzung dieſer Echſen, ſoviel ih mi< erinnere, niemals etwas erzählt haben. Soviel mir bekannt, gibt nur Theobald über eine indiſche Art der Familie, den Gelbwaran (Varanus flavescens), furzen Bericht. „Die Warane“ bemerkt ex, „legen ihre Eier in die Erde. Zuweilen benußzen ſie das Neſt weißer Ameiſen. Die gegen 5 cm langen Eier ſind walzenförmig, an beiden Enden abgerundet und ſ{mußig weiß von Farbe, haben aber immer ein unreines und widriges Anſehen.“ Jedes Weibchen ſcheint gleichzeitig eine ziemli<h erheblihe Anzahl von ihnen zu legen. Während der Reiſe des ſeinem Forſhungsdrange zum Opfer gefallenen Klaus von der De>en wurde eines Tages ein meterlanger Waran mit einem Schrotſchuſſe getötet und beim Zerlegen gefunden, daß er mit 24 Eiern trächtig ging.

Für den Menſchen haben die Warane eine niht zu unterſhäßende Bedeutung. Dur ihre Räubereien an Haustieren und Eiern werden ſie läſtig; anderſeits nüßen ſie au< wieder dur< ihr vortrefflihes Fleiſch, das an Kalbfleiſch erinnert, und dur< ihre höchſt \<ma>haften Eier. Jn vielen Ländern ihres ausgedehnten Verbreitungsgebietes betrachtet man allerdings Fleiſh und Eier mit Abſcheu, in anderen dagegen ſ{häßt man dieſe wie jenes nah Gebühr und verfolgt die Warane deshalb auf das eifrigſte. Laut Theobald wird ein Barmane, ſo träge er ſonſt iſt, es nicht für eine allzu große Mühe erachten, einen Baum, in welchem ſi< ein Waran verborgen hat, zu fällen, um nur des von ihm hochgeſchäßten Leerbiſſens habhaſt zu werden. Der gefangenen Waſſerehſe bindet man die vier Füße über den Rü>ken und benugt hierzu grauſamerweiſe die Sehnen der vorher gebrochenen Zehen des beflagens8werten Geſhöpfes. Waraneier verkauft man auf den Märkten Barmas teurer als Hühnereier; ſie gelten au< mit vollſtem Rechte als Leckerbiſſen, ſind jedes ekelerregenden Geruches bar, haben einen wahrhaft föſtlihen Wohlgeſhma> und unterſcheiden ſh nur dadur< von Vogeleiern, daß ihr Weiß beim Kochen nicht gerinnt. Das Fleiſh genießen die Fnder im gebratenen Zuſtande, wogegen es die Europäer meiſt zur Herſtellung von Suppen verwenden. Kelaart, der die Suppe verſuchte, nennt ſie ausgezeichnet, im Geſchmae einer Haſenſuppe ähnlich. Anderweitige Verwendung findet die ſchuppige Haut, mit welcher hier und da, beiſpielsweiſe in Nordoſtafrika, allerlei Gerät überzogen wird. Auch benußt man wohl noch dieſe oder jene Art zu Gaukeleien oder läßt ſie bei Herſtellung von Giften eine geheimnisvolle Nolle ſpielen.

An gefangenen Waranen erlebt man wenig Freude. Anfänglich betragen ſi die ihrer Freiheit beraubten Tiere äußerſt ungeſtüm, ziſhen und fauhen nah Schlangenart, ſobald man ſi< ihnen nähert, oder beißen wütend um ſich, ſowie ſie glauben, den Pfleger erreihen zu können; auh zerſhlagen ſie, nah J. von Fiſcher, die Scheiben ihres Behälters, indem ſie wuchtige Schläge mit ihrem Schwanze austeilen. Nach und nah werden ſie etwas umgänglichex, wirklih zahm aber ſelten oder nie, bleiben vielmehr ſtets biſſig und gefährlich, da man die Kraft ihrer zahnreichen Kinnladen durchaus niht unterſhägen darf. Man fann ſie nur in größeren Räumen halten; aber auh hier werden ſie wegen ihres ſinnloſen Umherrennens und Kletterns ſowie wegen ihrer Gefräßigkeit und Unreinlichkeit früher oder ſpäter läſtig. Junge Tiere ſind dagegen rect liebenswürdige Geſchöpfe, die bald zahm werden und ſih leiht aus der Hand füttern laſſen.

Man hat früher die Familie der Warane in mehrere Unterabteilungen zerfällt; doch iſt dieſen kaum die Bedeutung von Untergattungen beizulegen, da ſih die hervorgehobenen