Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

128 Erſte Unterordnung: Eidechſen; zehnte Familie: Ringele<ſen.

Luftröhre ſehr verlängert. Von den Schlangen unterſcheiden ſich die Ringelehſen dadurch, daß ſie weder den Ober- no< den Unterkiefer ſeitlih ausdehnen können, weil die vorderen Aſtſpiven der lebteren und die Geſichtsknochen dur<h Nähte miteinander feſt verbunden ſind, ſowie ferner dur< die Form ihrer Zähne und den Bau ihrer Zunge.

Die Ringele<hſen führen ohne Ausnahme eine grabende Lebensweiſe und leben zum größten Teile in Termitenneſtern. Mit ihrer oft ſenkrecht, oft wagereht zu einer ſ<neidenden Kante verſtärkten Schnauze bohren ſie ſih enge Gänge in die feuchte Erde, in welchen ſie wie die Maulwürfe vorwärts ſo gut wie rü>wärts ſi<h fortzubewegen im ſtande ſind. Auf freiem Boden kriechen ſie in gerader Linie vorwärts und bewegen ſih in leiht gefrümmten ſenkre<hten, niht wie andere fußloſe Shuppenechſen in ſeitlihen Wellenlinien. Der Schwanz vieler Arten kann als Greifwerkzeug benußt werden. Fhre Nahrung beſteht aus kleinen Kerbtieren, namentli<h Ameiſen und Termiten, und Würmern. Von der Gattung Anops weiß man, daß ſie walzenförmige Eier von 35 mm Länge und 10 wm Durchmeſſer legt und dieſe in die Ameiſenneſter einſcharrt.

Von Ringelechſen kennt man bis jezt 11 Gattungen mit 66 Arten, von welchen 39 in Amerika leben; aber nur 2 davon überſchreiten in nördliher Richtung den Wendekreis des Krebſes; 4 gehen bis Weſtindien. Die übrigen verteilen ſih auf das tropiſche Afrika mit 23 und die Mittelmeerländer mit 4 Arten.

ES

Die Gattung Handwühle (Chirotes) unterſcheidet ſih von allen übrigen dur das Vorhandenſein von Vorderfüßen mit vier ſtummelhaften, aber Krallen tragenden Zehen, ſt ſonſt jedoch von der Gattung Amphisbaena in weſentlihen Merkmalen des Körperbaues in keiner Weiſe verſchieden. Jn den Kiefern ſtehen ſpiße, ungleiche Zähne. Die Knochen des Schultergerüſtes und des Bruſtbeines ſind vorhanden, aber unvollſtändig entwielt. Von der Schulter an bis zum After verläuft jederſeits eine deutliche Seitenfure.

Die einzige Art der Gattung, die Handwühle (Chirotes canaliculatus, Lacerta lumbricoides, mexicana und eulcata, Bipes canaliculatus, Chirotes lumbricoides, Chamaesaura, Chalcides und Bimanus propus, Abbildung S. 129), in Mexiko, Kali: fornien und am Plattefluß heimiſch, erreicht eine Länge von ungefähr 20 em, iſt oberſeits bräunlich fleiſchfarben, unterſeits weißli<h. Am Halſe und Rumpfe zählt man 210—260, am Schwanze 36—37 Ringe

Über ihre Lebensweiſe wiſſen wir nichts.

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Den Namen Doppelſchleihe (Amphisbaena) führen gegenwärtig 27 im tropiſchen Amerika und tropiſchen Afrika lebende Wühlen, deren Merkmale in dem wurmförmigen Leibe, der verrundeten oder leicht ſeitlich zuſammengedrü>ten Schnauze, dem di>en, ſtumpfen walzenförmigen Shwanze und den an der Junenſeite der Kinnladen angeſeßten, tegelför: migen, leiht gekrümmten Zähnen beſtehen. Nur der Vorderkopf bis auf den Scheitel iſt mit regelmäßigen großen Tafeln beſebt, die auf der Scnauzenſpiße einen no< größeren Nüſſelſchild bilden, am Hinterkopfe, Leibe und Schwanze aber in ſhmale, häutige oder hornige Ringe übergehen, die in ſehr kleine vievedige Felder geteilt ſind. Das Naſenloch ſteht ſeitlih und iſt in einem eignen Naſenſchildchen eingeſtochen. Größere Schilde auf der Bruſt fehlen. Seitlich verläuft eine am Halſe beginnende und bis zum Aſter reichende, bei einigen Arten mehr, bei anderen weniger deutliche Seitenfurche, bei einzelnen längs der Mittellinie des Rüens eine ähnliche. Vor dem After ſteht eine Querreihe von 2=—12 Poren.