Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, S. 291
Karauſche. Goldfiſch. 258
gut verwertet werden kann. Jhre außerordentliche Lebenszähigkeit geſtattet weiten Verſand zu jeder Jahreszeit. Sie lebt ſtundenlang außer Waſſer und läßt fih, in Schnee gepa>t oder mit feuhten Blättern umhüllt, weit verſenden. Sehr geſchäßt iſt die Karauſche in Rußland, woſelbſt ſie alle Gewäſſer der Steppen in zahlreiher Menge bevölkert. Fn der Umgegend von Jakutsk fiſ<ht man hauptſählih im Winter mit Neßen unter dem aufgehauenen Eiſe, ſucht die größten Karauſchen heraus und wirft die übrigen wieder ins Waſſer zurü>k, um Nachzucht zu ermöglichen.
Der alte Kämpfer ſpricht zuerſt von einem roten, am Schhwanze ſ{hön goldgelben Zierfiſche, dem King-Fo, der in Fapan und China in Teichen gehalten und gewiſſermaßen als Haustier betrahtet wird. Du Halde berichtet in ſeiner Geſchichte Chinas ſpäter ausführli< über denſelben Fiſh. Die Fürſten und Großen des Himmliſchen Reiches laſſen in ihren Gärten für ihn eigne Teiche graben oder halten ihn in prachtvollen Porzellanvaſen, die zwei- bis dreimal wöchentlih mit friſhem Waſſer angefüllt werden. Mit dem Anſehen der artigen Bewegungen, mit der Fütterung und Zähmung dieſer Fiſche verbringen die langzopfigen Herren viel Zeit in einer für ſie höchſt angenehmen Weiſe, wie denn überhaupt die Chineſen warme Tierfreunde ſind.
Der King-Jo, unſer Gold- oder Silberfiſch, gelangte von China aus wahrſcheinlich zuerſt nah Portugal und verbreitete ſih, na<hdem er hier eingebürgert war, allgemach weiter über Europa. Das Jahr der Einführung wird verſchieden angegeben. Einzelne Schriftſteller nennen 1611, andere 1691, wieder andere 1728. Gewiß iſt, daß das Fiſchchen zur Zeit der berüchtigten Pompadour bereits in Frankreich vorhanden war, weil beſtimmte Angaben vorliegen, daß man ihr Goldfiſhchen als etwas Außerordentliches ſchenkte. Fn England ſoll der Goldfiſh erſt im Jahre 1728 dur< Philipp Worth, nach anderen aber ſchon früher, nämlih 1691, eingebürgert worden ſein. Gegenwärtig hat er ſi<h über die ganze Erde verbreitet, ſo weit ſie von gebildeten Menſchen bewohnt wird, und in den warmen Teilen des gemäßigten Gürtels wirklih heimiſh gemaht. Auf der Fnſel Mauritius durch die Franzoſen eingeführt, belebt er dort gegenwärtig alle Flüſſe, Teiche und Seen, und genau ebenſo ſoll er in Portugal als verwilderter Fiſh vorkommen. Gezüchtet wurde und wird er in bedeutender Anzahl, namentlih im ſüdlihen und weſtlihen Frankreich, unter anderem in der Umgegend von Havre, von wo aus ein großer Teil Englands faſt aus\{<ließli<h verſorgt wird, dann auch hier und da in Deutſchland, insbeſondere im Mohrunger, Königsbergex, Nimptſcher, Hirſchberger und Liebenwerdaer Kreiſe des Königreiches Preußen ſowie früher au< in Oldenburg dur< Chriſtian Wagner, der alljährlih gegen 300,000 Stück in den Handel gebracht und beſondere Zuchtraſſen erzielt hat. Die Zucht geſchieht im allgemeinen ebenſo wie die des Karpfens, nur daß ſie mehr und kleinere Teiche benötigt und ſtrengere Aufſicht erfordert. Dur geſchi>te Behandlung bringt man die Goldfiſche dahin, im Laufe des Sommers drei-, ſelbſt viermal zu laichen, ſi< ſehr frühzeitig zu färben und ihre Färbung innerhalb gewiſſer Grenzen zu verändern. Glü>liche Zucht bringt in jedem Falle mehr ein als Karpfenzuht. Mit der Verbreitung des Goldfiſhes wächſt die Liebhaberei, und wenn au< der Großfloſſer geeignet erſcheint, ihm nah und nach die Gunſt vieler Liebhaber zu ſ{<mälern, gewinnt ſeine Schönheit ihm wiederum neue Freunde, ſo daß ſeine Zucht ſih auh fernerhin als lohnend erweiſen dürfte.
Im Zimmer hält man den Goldfiſch gewöhnlich in halbkugeligen Gläſern, beſſer aber in größeren Glasbeen, die reihli< mit Waſſerpflanzen ausgeſtattet und ausgeſ{<mü>t wurden. Als Futter wirft man täglich einige zerriebene Ameiſenpuppen, Semmelkrumen oder Oblatenſtü><en ins Waſſer, darf jedoh des guten nicht zu viel thun, weil das wenige Waſſer, das ein Goldfiſhchenglas enthält, ohnehin bald ſo \{<le<t wird, daß minder