Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, S. 430

390 Vierte Ordnung: Edelfiſche; ſiebenundzwanzigſte Familie: Na>taale.

hellgelber Fle>en, die gleihſtändig über den Nücken vom Kopfe bis zum Schwanzende verlaufen, ſ{<hmüd>en den Rüden und die Seiten; die lange Afterfloſſe iſt ſchieferfarbig und weiß, bei einzelnen Stü>en aber rot geſäumt. Jeder der erwähnten Fle>ken umſchließt eine Ausführungsröhre, und die Haut des Tieres iſt au< beſtändig mit einem Schleime überzogen, der, wie Volta gezeigt hat, die Elektrizität 20—30mal beſſer leitet als reines Waſſer. Die fleiſchige Zunge iſ mit gelben Wärzchen bede>t, der Magen ſ<hwielig, die ungewöhnlih große, 80 ecm lange Shwimmblaſe läuft weit über das Ende des Darmes hinaus, neben den Rü>enmuskeln fort, wogegen der Maſtdarm dicht am Kopfe, im erſten Fünſfzehntel der Leibeslänge, mündet.

Etwa vier Fünſtel der Leibeslänge werden von den elektriſhen Organen eingenommen, die von dem hinteren Ende der Leibeshöhle bis zur Schwanzſpitze reichen und ein volles Drittel des Geſamtgewichtes ausmachen. Sie bilden eine hell rötlihgelbe, weiche, durhſcheinende, gallertartige Maſſe und beſtehen, wie Günther ausführt, „aus zwei Paaren langgeſtre>ter, unmittelbar unter der Haut über den Muskeln liegender Körper; ein Paar auf dem Rü>ken des Schwanzes und das andere Paar längs der Afterfloſſe. Jedes Bündel beſteht aus flahen Abteilungen oder Scheidewänden, mit quer verlaufenden Abteilungen dazwiſchen. Die äußeren Ränder der Scheidewände erſcheinen in nahezu parallelen Linien in der Richtung der Längsachſe des Körpers und beſtehen aus dünnen Häuten, die ſich leiht zerreißen laſſen; ſie dienen demſelben Zwe>ke wie die Säulen im entſprehenden Organe des Zitterrochens3, die Wände oder Grenzen für die ſenkre<hten und quergeſtellten Scheidewände bildend, die außerordentlih zahlreih und ſo diht aneinander gehäuft ſind, daß ſie ſih faſt zu berühren ſcheinen. Die winzigen prismatiſchen, zwiſchen dieſen zwei Arten von Platten eingebetteten Zellen enthalten -eine gallertartige Maſſe; die Scheidewände ſind etwa 0,8 mm voneinander entfernt, etwa 2,5 em in der Länge und enthalten eine Reihe von 240 Zellen, ſo daß das elektriſhe Organ eine ungemein große Oberfläche bekommt. Der ganze Apparat iſ mit mehr als 200 Nerven verſehen, die Fortſeßungen der vorderen Äſte der Rü>kenmarksnerven ſind. Jn ihrem Verlaufe geben ſie Äſte an die Rückenmuskeln und an die Haut des Tieres ab. Beim Gymnoten wie beim Zitterrohen ſind die die elektriſhen Organe bedienenden Nerven viel di>er als jene, welche andere Teile zu Zwecken der Empfindung oder Bewegung verſehen.“ Wie die Entladung, die der Temblador mwillkürlih entſendet, vor ſih geht, wiſſen wir niht. Ebenſo rätſelhaft iſt die wunderbare Eigenſchaft des Tieres, auf die E. Du Bois-Reymond ſchon vor 5 Jahrzehnten aufmerkſam machte, gegen den eignen Schlag vollkommen unempfindlih zu ſein, ſih nict ſelbſt zu erſchlagen, obwohl doh der Schlag nachweislich dur den eignen Körper in voller Stärke hindur<hgeht. Daß dem wirkli ſo iſt, haben die Unterſuhungen von C. Sachs gezeigt. Leider iſt der Forſcher, der hauptſächlich, um den Zitteraal zu beobachten, Südamerika bereiſte, dur< einen jähen Tod verhindert worden, die weiteren Ergebniſſe ſeiner Unterſuchungen zu veröffentlichen.

Über die Wirkungen und die Art der elektriſchen Entladungen haben die früheren Beobachter manches Richtige mitgeteilt. Sehr bald erkannte man, daß es vollkommen in der Willkür des Fiſches liegt, Schläge auszuteilen. Bajon berührte einen Zitteraal mit dem Finger, ohne etwas zu empfinden, bekam aber kleine Schläge, wenn er den Finger auf den Rüden legte. Als derſelbe Fiſh beim Wechſeln des Waſſers auf den Boden gefallen war und kein Neger ihn aufheben wollte, ergriff er ihn ſelbſt am Shwanze, bekam aber einen ſo fürchterlichen Schlag, daß er faſt umfiel und ſein Kopf eine Zeitlang eingenommen war. Eine Kage, die einen faſt toten Zitteraal anbeißen wollte, ſprang mit heftigem Geſchrei zurü>; ein Hund, der einen anderen bele>te, desgleihen. Walſh brate eiu Metallplättchen auf eine Glasſcheibe, ſpaltete dieſe in der Mitte voneinander, reizte den