Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, S. 436

396 Vierte Ordnung: CEdelfiſche; aht- u. neunundzwanzigſte Familie: Kurzſhwanzaale u. Aalfiſche.

Einen in die Länge gezogenen Körper mit großem Abſtande zwiſchen Kopf und After beſißen die Kurzſhwanzaale (Symhranchidae), die zum Teil die ſüßen Gewäſſer des tropiſchen Amerika und Aſiens bewohnen, auh in das Bra>waſſer hinabſteigen, zum Teil einer eten Meeresfiſhgattung Auſtraliens angehören. Jhr auf S. 397 abgebildeter Vertreter, der Fndiſhe Kurzſhwanzaal (Symbranchus bengalensis), ift außerordentlih häufig in Süß- und Bra>kgewäſſern Jndiens und der Malayiſchen Fnſeln bis zu den Philippinen, die drei übrigen Arten der Gattung, wovon eine niht minder häufig iſt, bewohnen das tropiſche Amerika.

Wieviel wir noh in der Tierkunde zu lernen haben, beweiſt ſhlagend einer unſerer verbreitetſten und geméinſten Flußfiſche, der Aal. Seit Ariſtoteles? Zeiten zerbra<h man ſich den Kopf über ſeine Fortpflanzung, und bis jezt hat dieſe Frage nicht vollſtändig gelöſt werden können. „Diejenige“, ſagt Gesner, „ſo von dem Herkommen und Urſprung dieſer Thier geſchrieben haben, halten dafür, daß ihrer dreyerley ſeyen, derer erſtes Geſ<hle<t auß dem Shleim und Feuchtigkeit der Erden alſo von ſih ſelbſt wachſen ſollen, gleich wie von etlichen andern Waſſerthieren geſchrieben wird. Das andere komme daher, nemli< wann ſie ſi<h mit ihren Bäuchen zuſammen, oder ihre Bäuch an den Sand reiben, wodur< ein Sthleim herab falle, welcher in die Geſtalt ſolcher Thier verwandelt werde, derohalben auh keinen Unterſcheid ihres Geſhle<ts, nemli<h Männleins und Weibleins haben. Die dritte Art ſoll ſi< mehren nach der Art und Natur anderer fiſh, nemlih dur die Cyer, auh zuweilen von den Alten lebendig gebohren werden, dann alſo ſollen etliche in dem Teutſchland gefangen und geſehen worden ſeyn, welche in ihrem Bauch viel der Jungen ſollen gehabt haben, in der Gröſſe eines Fadens, und als die Alten getödet, ſollen derſelbigen eine groſſe Anzahl herauß gekrochen ſeyn. Es ſagen auh unſere Fiſcher ſolches für eine ganße Wahrheit, daß ſolche Thier lebendige Junge gebären, welcher etliche kaum zu drey zwer<h Finger kommen an ihrer Länge.“ Zu dieſer dreifachen Meinung der Hohgelehrten find ſpäter noh andere gekommen. So hat man geglaubt, daß Vferdehaare, die ins Waſſer geworfen würden, nah und nah aufſhwellen und junge Aale hervorbringen ſollten, und Ähnliches mehr. „Schneidet“, ſagt Helmont, „zwei mit Maitau benäßte Naſenſtücke aus, legt eins auf das andere, die begraſten Seiten einwärts gebt ſie der Sonnenhige preis, und in wenigen Stunden wird eine große Anzahl junger Aale erzeugt worden ſein.“ Selbſtverſtändlih belächeln wir heutzutage derartige Sagen. Allerdings kennen wir die Art und Weiſe no< immer nicht, wie die Aale ſih fortpflanzen, weil wir hierüber no< keine Beobachtungen anſtellen konnten; wohl aber wiſſen wir ſo viel, daß auch ſie Eier legen, und dürfen getroſt annehmen, daß ihre Erzeugung ſih von der vieler anderen Fiſche wenig oder niht unterſcheiden wird.

Die Aalfiſhe (Muraenidae) bilden eine zahlreihe, über 230 Arten umfaſſende, neuerdings in viele Gattungen zerfällte Familie und kennzeihnen ſih dur<h ſhlangenartig geſtre>ten, mehr oder weniger zugerundeten, am Schwanze meiſt ſeitlich zuſammengedrüdten, na>ten oder mit zarten, ſi<h niht de>enden, zi>za>förmig gelagerten Schuppen bekleideten Leib, ein der ganzen Länge nah nur vom Zwiſchenkiefer begrenztes Maul, deſſen verkümmerter Oberkiefer im Fleiſche liegt, den niht am Kopfe, ſondern weiter hinten an der Wirbelſäule aufgehängten Schultergürtel, den mit einem Blindſa>e verſehenen Magen, einen Darmſchlauh ohne Blinddarm und Geſchle<htswerkzeuge ohne Ausführungsgang. Bezahnung und Befloſſung können, wie aus Nachſtehendem hervorgehen wird, ſehr verſchieden ſein.