Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, S. 458
418 Sechſte Drdnung: Haſtkiefer; zweite Familie: Kugelfiſche,
ſtehen in Löchern, die den Panzer dur<brechen, und erſcheinen fo glei<hſam als eingezapſte Stücke. Kräftige Stacheln, die zur Abſonderlichkeit dieſer eigentümlichen Geſchöpfe noh beitragen, finden ſi< bei vielen, und zwar meiſt paarweiſe geordnet. Der kleine Mund ſteht am Ende der Schnauze; die Kinnladen tragen 10—12 kegelförmige Zähne; die Kiemenöffnung beſteht aus einer Spalte, die von einem Hautlappen umſäumt wird; die Kiemenhaut zählt 6 Strahlen. Die Zunge iſt kurz und unbewegli<h, der Magen häutig und groß. An die vorn hoh am Kopfe ſtehenden, wohlgebildeten Augen ſetzen ſich, offenbar zu ihrem Shußze, oft zwei von den erwähnten Stacheln an. Man kennt einige zwanzig Arten der Gattung.
Das Vierhorn (Ostracion quadricornis, tricornis, sexcornutus, maculatus und lister, Lactophrys sexcornutus, A canthostracion quadricornis; Abbildung S. 417) trägt zwei Stacheln vor den Augen und zwei, welche die Bruſtfloſſen zu erſezen ſcheinen, hinten am Bauche, erreicht eine Länge von 30—35 cm, hat einen dreie>igen Körper und einen Panzer, der aus ſe<se>igen, mit kleinen Perlen beſeßten, rauhen Schilden beſteht, kleine, abgerundete Floſſen, aber einen langen und fräftigen Schwanz, der als hauptſählichſtes Bewegungswerlzeug dienen muß, weil die übrigen Floſſen wenig hierzu beitragen können. Fn der oberen Kinnlade zählt man 14, in der unteren 12 Zähne. Die Grundfärbung iſt ein ſ{hönes, ins Nötliche ſpielendes Braun, auf welchem dunklere, länglichere Fle>en von unbeſtimmter Geſtalt ſi< abzeihnen; der Schwanz erſcheint mehr gelblichbraun, und die Fle>en auf ihm ſind rundlich; die Floſſen haben gelblihe Färbung. Fn der Nü>enfloſſe zählt man 7 oder 8, in der Bruſtfloſſe 11 oder 12, in der Afterfloſſe 10 und in der Schwanzfloſſe ebenfalls 10 Strahlen.
Über die Lebensweiſe wiſſen wir ſo gut wie nihts. Alle Kofferfiſhe gehören den
leeren des heißen Gürtels an, halten ſi< auf ſteinigen oder felſigen Untiefen auf, ſ{<wimmen ſo ſ{<le<t, daß man ſie mit der Hand fangen kann, kommen ſelten in die oberen Waſſerſchichten und ſterben auh außerhalb des Waſſers leiht ab. Fhre Nahrung ſoll in Krebſen und Weichtieren beſtehen; einer im Roten Meere lebenden Art ſagen die Fiſcher nach, daß ſie gern die Baumwolle auffreſſe, womit die Fugen der Schiffe verſtopft werden. Einzelne Arten ſoll man ihrer fetten, thranigen Leber halber fangen, das Fleiſh anderer ſhäßen, wogegen dem Fleiſche anderer giftige Eigenſchaften zugeſchrieben werden. Jn früheren Zeiten ſammelte man die feſten und unverwüſtlihen Panzer der Kofferfiſche und brachte ſie als Seltenheiten nah Europa.
Kugelfiſche oder Nacktzähner (&ymnodontes) heißen die Arten, über 80 an der Zahl, bei denen die Kinnladen mit edaer elfenbeinartigen, innerlih in Blätter geteilten Maſſe überzogen ſind und gewiſſermaßen einen Schnabel vorſtellen, der ſih ebenſo wie der eines Papageis oder Vogels überhaupt in demſelben Grade erſeßt, wie er dur<h das Kauen abgenutzt wird. Fhre Kiemende>el ſind ſehr klein, die fünf Kiemenſtrahlen tief verſte>t. Mit Ausnahme einer einzigen Gattung beſißen ſie eine ſehr große Shwimmblaſe, und mehrere von ihnen können ſi wie Luftbälle aufblaſen, in dem ſie wirklich Luft aufnehmen, mit ihr die ſehr zarthäutige und ausdehnbare Speiſeröhre anfüllen und ſi<h ſo aufblähen, daß ſie wirkliche Kugelgeſtalt annehmen, im Waſſer ſih umkehren, mit der Oberſeite nah unten richten und ihren Feinden nah allen Seiten ſpißige Dornen und Stacheln entgegenſtre>en. Früher glaubte man bei ihnen eigentümlihe Atmungswerkzeuge vorausſeßen zu müſſen; dieſe ſind jedo<h niht anders beſchaffen als bei den übrigen