Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, S. 459
Vierhorn. — Kugelfiſche. Allgemeines. 419
Fiſchen: wenn ſie ſi< aufblaſen, müſſen ſie die Luft, die in den ungeheuern, aus ſehr dünnen Zellgeweben beſtehenden, die Bauchhöhle ausfüllenden Kropf eintritt, verſhlu>en und hinabpreſſen. Eine dihte Muskelſchiht umgibt den Schlund und dient dazu, die eingepumpte Luft am Entweichen zu verhindern.
„Eines Tages“, ſo erzählt Darwin, „ergößte mih das Betragen eines Doppelzähners, der, nahe am Ufer ſ<hwimmend, gefangen wurde. Es iſt bekannt, daß dieſer Fiſh ſich in eine faſt kugelige Geſtalt ausdehnen kann. Nachdem er eine kurze Zeit aus dem Waſſer gehoben und dann wieder eingetau<ht worden war, nahm er eine beträchtliche Menge von Waſſex und Luft dur< den Mund und vielleicht auh durch die Kiemenöffnungen auf. Dieſer Hergang- geſchieht auf doppelte Art: - die Luft wird. verſhlu>t und dann in die Bauchhöhle gedrängt, während ihren Nücktritt eine äußerlich ſihtbare Muskelzuſammenziehung hindert; das Waſſer indeſſen geht in einem Strome durch das offene und bewegungsloſe Maul ein; die Thätigkeit des Aufnehmens desſelben muß alſo in einer Aufſaugung beruhen. Die Haut auf dem Bauche iſt viel lo>erer als die auf dem Rücken; deshalb dehnt ſi< während des Aufblaſens die untere Flähe weit mehr aus als die obere, und der Fiſh ſhwimmt mit ſeinem Rücken na< unten. Cuvier bezweifelt dies, aber mit Unre<t. Der Doppelzähner bewegt ſi<h niht nur in einer geraden Linie vorwärts, ſondern fann ſi<h auf beide Seiten drehen. Dicſe Bewegung wird allein mit Hilfe der Bruſtfloſſen bewirkt und der zuſammengefallene Shwanz dabei niht gebraucht. Als der Leib mit ſo viel Luft angefüllt war, erhoben ſi<h die Kiemenöffnungen über das Waſſer; wurde aber ein Waſſerſtrom dur<h den Mund aufgenommen, ſo floß es beſtändig dur<h die leßteren aus. Hatte ſi der Fiſch eine Zeitlang aufgebläht gehabt, ſo trieb ex gewöhn: lih Luft und Waſſer durch die Kiemenlöher und den Mund mit beträchtliher Gewalt herauf. Er konnte willkürlih einen Teil des Waſſers von ſih geben, und es iſt deshall glaublih, daß dieſe Flüſſigkeit zum Teil eingenommen wird, um die Schwere zu regeln.
„Unſer Doppelzähner beſaß mehrere Verteidigungsmittel. Er konnte heftig beißen und Waſſer aus einiger Entfernung aus ſeinem Maule aus3werfen, wobei er gleichzeitig dur die Bewegung ſeiner Kinnladen ein beſonderes Geräuſch hervorbrahte. Während und infolge des Aufblaſens wurden die Wärzchen, mit denen ſeine Haut bede>t iſt, ſteif und ſpigzig; aber der merkwürdigſte Umſtand war, daß er, in die Hand genommen, eine ſehr ſchöne farminrote, fadige Abſonderung von ſi< gab, die Elfenbein und Papier auf eine höchſt dauerhafte Weiſe färbte. Die Natur und der Nugzen dieſer Abſonderung ſind mix durchaus unbekannt geblieben.“
Du Tetre berichtet, daß man an den Antillen die Doppelzähner, obglei<h man daë Fleiſch nicht eſſe, zur Beluſtigung fange und die Angel mit einem Krebsſchwanze ködere. Aus Furcht vor der Schnur geht der Fiſh eine Zeitlang um die Angel herum und verſucht endli<h behutſam, den Krebsſchwanz zu koſten; rührt ſi< die Angelrute niht, ſo wird er dreiſt, ſchnellt zu und verſhlu>t ihn. Sobald er nun bemerkt, daß er gefangen iſt, bläſt er ſih auf, wird di> und rund, überpurzelt ſih, richtet die Stacheln in die Höhe, gebärdet ſi<h wie ein zorniger Truthahn und ſucht alles, was in ſeinen Bereich kommt, zu verwunden. Wenn ex das Vergebliche ſeines Beſtrebens bemerkt, bedient er ſih einer anderen Liſt, indem er Luft und Waſſer von ſih ſpritzt, die Stacheln niederlegt und ſi ſla mat, unzweifelhaft in der Abſicht, ſih in das tiefe Waſſer zu verſenken; hilft ihm auch dieſes nihts, ſo beginnt er von neuem ſi< aufzublaſen und mit den Stacheln zu drohen. Bei der Zähigkeit ſeines Lebens währt dieſes Gebaren lange Zeit zur Beluſtigung der Zuſchauer, die ihn endlih ans Land ziehen. Hier verteidigt er ſih no< immer tapfer; nach einigen Stunden aber wird er matt und ſtirbt.
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