Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, S. 467

Stor. Sterlet. ABA

einmündenden Flüſſe ein, um in ihnen monatelang zu verweilen. Alle gehören zu den Naubfiſhen und ſind ſehr gefräßig; doh greifen nur die mindeſtens halberwachſenen größere Tiere an, während ſi<h die kleineren mit Würmern, Weichtieren, Fiſcheiern und dergleichen genügen laſſen. Fhre Vermehrung iſt außerordentlich ſtark; gleihwohl nehmen ſie von Jahr zu Jahr an Menge ab, weil ihr Fang mit der allen Fiſchern eignen unverſtändigen Rücfſichtsloſigkeit betrieben wird.

Unter den 20 Arten von Stören (A cipenser) ſtelle ih den bekannteſten obenan. Der Stör (Â cipenser sturio, verus, latirostris, hospitus, oxyrhynchus, lichtensteinli, thompsonii, yarellii und lecontei, Huso oxyrhynchus, Antaceus Ilecontei) hat eine mäßig geſtre>te Schnauze, ſhmale Oberlippe, wulſtige, in der Mitte geteilte Unterlippe, einfache Bartfäden, dicht aneinander gereihte große Seitenſchilde und vorn und hinten niedrige, in der Mitte hohe Rücenſchilde. Die Färbung der Oberſeite iſt ein mehr oder minder dunkles Braun, Braungrau oder Braungelb, die der Unterſeite ein glänzendes Silberweiß; die Schilde ſehen \<hmuzßig weiß aus. Jn der Nücenfloſſe zählt inan 11 und 29, in der Bruſtfloſſe 1 und 38, in der Bauchfloſe und Afterfloſſe je 11 und 14, in der Shwanzfloſſe 22 und 75 Strahlen. Die Länge kann bis zu 6 m anſteigen, beträgt jedo< gewöhnli<h niht mehr als 2 m.

Das Atlantiſche und das Mittelländiſhe Meer, die Nord- und die Oſtſee ſind die Heimat des Störes, die ſih auch bis zur Oſtküſte Nordamerikas ausgedehnt hat;- im Schwarzen Meere fehlt er gänzlih, und fomit wird er auch niemals im Donaugebiete gefunden. Jm Rhein ſteigt er nur ſelten bis Mainz und bloß in Ausnahmefällen bis Baſel auf; in der Weſer kommt er kaum bis zum Zuſammenfluſſe der Werra und Fulda vor; in der Elbe wandert er bis nah Böhmen zu Berge, tritt ſogar in die Moldau und deren Nebenflüſſe ein; von der Oſtſee aus beſu<ht er Oder und Weichſel und deren Zuflüſſe.

Süddeutſche Forſcher haben den Sterlet, Sterläd, Störl, Stierl und Stürl (Acipenser ruthenus, sterleta, kamensis und gmelini; Abbildung S. 428), mit dem beſchriebenen Verwandten verwe<ſelt, obgleih er ſi<h an ſeiner langgeſtre>ten dünnen Schnauze leiht erkennen läßt; auch ſind die ziemlih langen Bartfäden nach innen gefranſt; die Oberlippe iſt ſ{<mal und ſchwach eingebuchtet, die Unterlippe in der Mitte geteilt; die Rüd>enſchilde erheben ſih vorn wenig, ſteigen nah hinten am höchſten an und endigen in eine ſcharfe Spige. Die Färbung des Rückens iſ dunkelgrau, die des Bauches heller, die der Bruſtfloſſen, der Nü>en- und Schwanzfloſſe grau, die der Bauch- und Afterfloſſe ſhmußtig weiß, die der Rüenſchilde der Farbe des Rückens gleich, die der Seiten- und Bauchſchilde weißlih. Jn der Rüenfloſſe zählt man 13 und 28, in der Bruſtfloſſe 1 und 24, in der Bauchfloſſe 9 und 13, in der Afterfloſſe 9 und 14, in der Shwanzfloſſe 33 und 13 und 67 Strahlen. Seine Länge beträgt ſelten mehr als 1 m, ſein Gewicht höchſtens 12 kg.

Der Sterlet bewohnt das Schwarze Meer und ſteigt von ihm aus in allen hineinmündenden Strömen, alſo au< der Donau, empor und beſucht dabei faſt alle Neben- oder Zuflüſſe. Bei Wien kommt er regelmäßig vor, bei Linz iſt er nicht eben ſelten; man hat ihn aber au< unweit Ulm in der Donau erbeutet. Außer dem Schwarzen bevölkert er das Kaſpiſche Meer und wird daher ebenſo in deſſen Zuflüſſen, niht minder aber auh in den ſibiriſchen Strömen, namentli< im Ob, gefunden. Wiederholt hat man verſucht, ihn in den Flüſſen des nördlichen Deutſchland einzubürgern ; in der Oder ſcheint es gelungen zu ſein.