Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5, S. 785
Pechbraune Mordſpinne. Gemeine Kreuzſpinne. 703
zweite. Das Weibchen zeihnet ſih mit Ausnahme einer Gattung (Tetragnatha) dur< einen di>en, faſt tfugeligen Hinterleib und eine mehrzähnige Taſterklaue aus.
Alle dieſe Verhältniſſe kann, weil hinreichend gekannt und zugänglich, am beſten die gemeine Kreuzſpinne (Epeira diadema, \. Fig. 1 u. 2, S. 691 und untenſtehende Abbild.) veranſchaulichen. Die lichten, ein Kreuz darſtellenden Flehen auf dem heller oder dunkler braunen, mit mehr oderweniger Grau gemiſchten Untergrunde des feiſten und glänzenden Hinterleibsrüdens haben ihren Namen veranlaßt. Außerdem finden ſich noh andere Fle>e und Punkte von meiſt rein weißer Färbung, welche ein dreie>iges Feld umgrenzen. Auf dem Rücken des Vorderleibes verkürzt ſich jederſeits ein gebogener, in der Mitte ein gerader Streifen, alle drei von braunſhwarzer Färbung. Beim bedeutend fleineren, nur 11 mm meſſenden Männchen erſcheinen die Schienen des zweiten Beinpaares verdi>t. Alle Arten der in Curopa ſtark vertretenen Gattung Epeira tragen die Augen in dex hier abgebildeten Weiſe, die Paare jedoch in gleicher Größe, was der Holzſchnitt weniger
getreu wiedergibt; das dritte Beinpaar erreicht mehr als die + wi
halbe Länge des erſten, und beim Männchen hat der kurze und TOSSA breite Samenüberträger eine napfförmige Geſtalt. Die Epeiren Y / ſpinnen aus ſe<s Warzen mit ſehr zahlreichen Röhren; das “ Y 5E
vorderſte Paar jener iſ ſtumpfkegelförmig von Geſtalt das hinterſte etwas kürzer und mit dem Siebe nach innen gerichtet, das dreiedige mittlere von den Seiten zuſammengedrü>t und gleihfalls mit dem Siebteil ſ{<hräg nah innen geneigt.
Die gemeine Kreuzſpinne lebt in Gärten, Gebüſchen, Vorhölzern und lihten Nadelwaldungen des größten Teiles von Europa und hält ſi< meiſt 31—157 cm über der Erde, am E liebſten in der Nähe von Gräben, Sümpfen, Seen und über- 2 haupt an ſolchen Orten auf, welche einen reichen Zuſpruch a Weibhen der gemeinen Kreuzvon Fliegen und Müten erwarten laſſen. Anfang Mai \<hlü- A RS pfen die Jungen aus den Eiern und bleiben ungefähr 8 Tage größert. lang als ſi< auflöſender und wieder bildender Knäuel noh beiſammen, bis die erſte Häutung erfolgt iſt. Zunächſt ſind ſie an Kopf und Beinen halb durchſichtig und weiß, am hinteren Körperteil zeihnungslos rötlihgelb; die Augen ſind von rötlichen Ningen umgeben, die Füße fein behaart. Mit den verſchiedenen Häutungen fommen allmählich die Zeihnungen zum Vorſchein, welche die erwachſenen Spinnen zu den ſhönſten unſerer Gegenden machen. Sobald ſich die jungen Kreuzſpinnen zerſtreut haben, ſpinnt jede ihr Neſtchen, das freilich infolge ſeiner Kleinheit weniger in die Augen fällt als die 81 cm und mehr im Durchmeſſer haltenden Näder der erwachſenen Spinnen in ſpäterer JahreSzeit. Die Auswahl des Ortes, an welchem die Anſiedelung erfolgen ſoll, ſcheint der Spinne einige Sorge zu bereiten, denn ſie läuft lange an den Gegenſtänden hin und her, ehe ſie mit dem Werke beginnt, und in der That bedarf es auh einer gewiſſen Überlegung, weil ſie hier anders zu Werke gehen muß als dort, bevor der Rahmen für das ganze Gewebe,
die äußeren Fäden, im Viere> oder Dreie> ausgeſpannt ſind. An einem höheren Punkte wird ſie dur<h Aufdrü>en ihrer Hinterleibs\ſpiße in den weitaus meiſten Fällen den lünftigen Faden befeſtigen und, ſich herablaſſend, dur die Schwere ihres Körpers einen Faden in der Richtung nah unten ziehen, die jedo<h durhaus nicht die lotrechte zu ſein braucht, ſondern dur< Schwingungen des Körpers in ziemlich ſchräge verwandelt werden kann. An dem von ihr auserſehenen, alſo gegen den Anfangspunkt ſtets liefer gelegenen wird der ſtraff angeſpannte Faden befeſtigt. Von beſonderer Wichtigkeit iſt der oberſte Querfaden; um ihn wie ein ſtraffes Seil anzuſpannen zwiſchen zwei, vielleicht 94 cm voneinander entfernten