Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5, S. 792
710 Zweite Ordn,: Webſpinnen; 3. u, 4. Familie: Webſpinnen i. engeren Sinne u. Sa>ſpinnen.
Weibchen friedlich ein und dasſelbe Neſt. Dieſe zierliche Spinne ändert ungemein in Färbung und Zeihnung ab und hat daher mehrere Namen bekommen. Jn zarter Jugend iſt ſie faſt weiß und dur<ſ{<heinend, mit Ausnahme des ſ<hwarzgefle>ten Hinterleibsrüens, aber Ende Juni, im Fuli und Auguſt findet man an derſelben Stelle durhaus blaßgelbe Spinnen (Theridium lineatum) oder ſolche, die auf dem Hinterleib mit einem roſenroten Kreiſe (T. redimitum) oder einem ovalen Fle>e ſtatt des kreisförmigen (T. oyatum) verziert ſind, oder endlih auch ſolche, bei denen die rote Zeichnung nicht vollſtändig, ſondern dur< einen grünen Sein ergänzt iſt. Überdies kommen Männchen mit einem roten, von zwei gelben Querlinien geteilten Eifle> auf dem Rücken des Hinterleibes vor. Abgeſehen von dieſen Verſchiedenheiten erſcheinen bei der gelblihweißen Grundfarbe des Körpers die Ränder des Vorderleibes nebſt einer Mittellinie, 6 Paare runder Pünktchen auf dem Hinterleib, die Spigen der Taſter und der Schienbeine ſ{hwarz; auf der gelben Bruſt ſtehen wie auf dem Rücken drei ſ<warze Streifen und um den After vier weiße Pünktchen auf {warzem Grunde. Die Stellung der Augen erinnert an die der Kreuzſpinne, mit dem Unterſchiede, daß die vier gleichen mittleren die Eten eines Quadrats bilden. Alle Theridien verraten in ihren Bewegungen mehr Trägheit als die meiſten anderen Spinnen und laſſen ſi<h leicht ergreifen.
Von den zahlreichen Familiengenoſſen ſei nur no< der berüchtigten Malmignatte (Latrodectus tredecimguttatus) des ſüdlichen Europa gedacht. Die zierlihe Spinne wurde ſeit 1786 in Toscana allgemeiner bekannt und vorzügli<h im Auguſt wegen ihres „giftigen“ Biſſes gefürhtet. Fn Spanien fiel ſie erſt ſeit 1830 auf, weil ſie damals in Katalonien in großer Menge erſchien, 1833 abermals und dann wieder 1841, merkwürdigerweiſe in denſelben Fahren, welche ſi< dur<h Heuſchre>enfraß ein trauriges Andenken geſtiftet hatten. Entſchieden iſt au< das, was Pallas (1778) über die Solpuge, Galeodes araneoides, berichtet, auf die Malmignatte zu beziehen, welche in Rußland vorkommt und bei den Kirgiſen Kara Kurt, d. h. ſ{<warzer Wolf, in anderen Gegenden auh „ſ<hwarze Witwe“ genannt wird, eine Bezeichnung, welche auf ein gelb ausſehendes Tier, wie der Galeodes, \{<werli<h Anwendung finden kann. Daß die Malmignatte in allen ihren Teilen, ſelbſt in den Beinen und den unentwid>elten Eiern giftig iſt, hat Kobert durch angeſtellte Verſuche nachgewieſen. Jm Jahre 1839 wurden von dieſer Spinne an der unteren Wolga 7000 Rinder getötet; in manchen Gegenden gehen 33 Prozent aller Kamele daran zu Grunde. Ebenſo liegen aus Spanien, Ftalien und Rußland Nachrichten vor über Todesfälle von Menſchen infolge des Biſſes der Malmignatte. Der gemeine Mann jener Gegenden gibt bald dieſe, bald jene Spinne für die Malmignatte aus. Diejenige, welche unter den Forſchern als ſolche gilt, iſt 13 mm lang, pechſchwarz gefärbt und am kugeligen, nach hinten etwas zugeſpißten Hinterleib mit 13 blutroten Fle>en von verſchiedener Größe und Geſtalt gezeihnet, von denen zwei dem Bauche angehören. Die unter ſih gleihen Augen des kleinen Vorderleibes ſtehen in zwei geraden Linien, die äußeren dem Rande ſehr nahe und die Stirnaugen einander näher als die Scheitelaugen. Die Malmignatte hält ſih zwiſchen Steinen oder in Vertiefungen des Erdbodens auf, über welche ſie einzelne Fangfäden ausſpannt, und ſtürzt in ungezügelter Kühnheit über die ſi< darin verwi>elnden Kerfe her, welche infolge des {nell wirkenden Giftes leiht bewältigt werden, ſelbſt wenn ſie die Spinne an Größe bedeutend übertreffen. Es gilt dies beſonders von den Heuſchre>en, deren ſie viele vertilgt. Das Weibchen umſpinnt ſeine zahlreichen, oft mehr als 200 Eier mit einem kugeligen, nah der einen Seite etwas ſpiß ausgezogenen, ſehr feſten Gehäuſe von hellfaffeebrauner Farbe und 13 mm Durchmeſſer. Die Eier ſind niht aneinander geflebt, aber auch nicht frei, ſondern durch unſichtbare Fäden verbunden; denn wenn man an einem derſelben zieht, ſo folgen andere gleih den Perlen auf einer Shnur nah. Totti