Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5, S. 796

714 Zweite Ordnung: Webſpinnen; vierte Familie: Sa>ſpinnen.

Die beiden genannten und noch einige verwandte Gattungen hat man unter dem gemeinſamen Erkennungszeichen, daß die Afterklaue mit $—5 Zähnen bewehrt iſt, als Sippe der Trichterſpinnen (A gelenidae) in der Familie der Sa>ſpinnen zuſammengefaßt. Eine zweite Sippe derſelben Familie bilden die Sa>ſpinnen (Drassidae) im engeren Sinne des Wortes. Jhr Vorder- und Hinterleib ſind walzig oder länglich eiförmig, die Beine furz, den Füßen fehlt meiſt die Afterflaue, die walzigen Spinnwarzen ſind entweder gleihgroß, oder die unteren treten weiter heraus, die aht Augen verteilen ſi< in verſchiedener Weiſe oben auf dem Bruſtſtü>ke, an dem ſih der Kopf viel undeutlicher abſondert als bei den vorhergehenden Arten.

Kein einziges Glied der ganzen Sippe bietet dur<h ſeine Lebensweiſe ſo viele intereſſante Eigentümlichkeiten, wie die gemeine Waſſerſpinne (Argyroneta aquatica), ein in ſeiner äußeren Erſcheinung nihts weniger als ausgezeichnetes Tier. Weil bei ihr

Gemeine Waſſerſpinne (Argyroneta aquatica), etwas vergrößert, und zwei Neſter derſelben.

noc eine mehrzähnige Vorklaue an den Füßen vorhanden und der hochgewölbte Vorderteil, der ſhon vorher in ungenauer Ausdru>sweiſe als Kopf bezeihnet wurde, von dem übrigen Rücken dur eine Querfurche getrennt iſt, hat man ſie auh wohl mit den Trichterſpinnen vereinigt; in Anſehung der übrigen Merkmale aber paßt ſie beſſer hierher. Gegen die bei den meiſten übrigen Spinnen geltende Regel übertrifft das kräftigere, 15 mm meſſende Männchen das reihli< 12 mm lange Weibchen. Von den 8 unter ſih gleichgroßen Augen ſtehen die 4 vorderen in einem flahen, nah vorn gerichteten, die übrigen in einem na< hinten gewölbten Bogen, welche ſih beide, außer in der Nihtung, noh dadurch unterſcheiden, daß im vorderen die einzelnen Augen nur etwa um die halbe Länge ihres Dur(meſſers, im hinteren dagegen reihlih um den ganzen Durchmeſſer voneinander abſtehen, während die Mittelaugen auf einer polſterartigen Erhöhung, die Seitenaugen auf einem ſchiefen Hügelchen ruhen. Die beiden, dem kleinen Kolben voraufgehenden walzigen Glieder der männlichen Taſter erreihen mehr als die doppelte Länge im Vergleiche zu ihrer Breite. Bei beiden Geſchlechtern zieht der faſt na>te, roſtrötlihe Vorderleib an den Seiten und hinten in Braun, um die Stirn in Schwarzbraun und iſt vorn durch drei ſ{<warze Längslinien, auf dem Rücken durch gleichfarbige Strahlen gezeichnet. Den olivenbraunen Hinterleib überzieht ein zarter Reif weißgrauer Samthaare, auf dem zwei Reihen eingedrü>ter Punkte in die Augen fallen. Dergleihen finden ſi nicht ſelten