Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

216 Würmer. Sechſte Klaſſe: Plattwürmer; dritte Ordnung: Strudelwürmer.

immer fleiner (bei Rhopalura Girardi nur halb fo groß) wie die 9 äußerliche Segmente aufweiſenden Weibchen, die übrigens in zwei Formen, als vollrund eierlegende und abgeplattete, lebende Junge produzierende, auftreten. Die Tiere ſcheinen ſi< auf Koſten der Fortpflanzungswerkzeuge ihrer Wirte zu ernähren, wenigſtens konnte Metſchnikow feſt: ſtellen, daß die von jenen befallenen Würmer keine Geſhlehtsorgane mehr befaßen, obwohl es die Zeit der höchſten Reife derſelben war. Jntereſſanter noch zeigten ſih die Verhältniſſe bei dem Seeſtern. Dieſer iſt ein Zwitter, und es fanden ſich diejenigen Fndividuen, welche von zahlreihen Orthonektiden bewohnt waren, ganz ohne Geſchlehts8organe, diejenigen hingegen, die nur einige wenige beherbergten, waren zwar ihrer Eierſtö>ke verluſtig gegangen, hatten aber die Hoden no<, es werden mithin die weiblichen Genitalien vor den männlichen befallen.

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Nicht weniger ſonderbar ſind die Dicyemiden, welche beſonders vom jüngeren van Beneden und von Whitman unterſucht worden ſind. Dieſe ſeltſamen, 1839 von Krohn entde>ten Tiere finden ſih aus\<hließli< in den Hohlräumen oder Kammern der als Nieren bezeihneten Organe der Kopffüßer vor, und zwar die meiſten der zehn bekannten Arten auch bei beſonderen Arten dieſer Mollusfen, eine indeſſen au< bei 2, eine andere ſogar hei $ Kommen mehrere Spezies bei ein und demſelben Fndividuum des Wirtstieres vor, dann verteilen ſie ſi< entweder auf verſchiedene Nierenkammern, oder falls ſie ein und dieſelbe der leßteren bewohnen, ſo hält fich doch jede Art gruppenweiſe von der anderen geſondert zuſammen. Die Dicyemiden ſind größer (2,5—7 mm) als die Orthonektiden, viel ſ{<lanker und deutlich bilateral \ymmetriſh. Jhre innere Zellmaſſe wird außen von einigen wenigen langen Spindelzellen (Ektoderm) umgeben. Am Kopfende ordnen ſich die äußeren Zellen zu einer „Calotte“ an, welche bei der Gattung Dicyema aus 8 Zellen (4 in einem vorderen und 4 in einem hinteren Gürtel), bei Dicyemennea aus 9 (5 im hinteren Gürtel) beſteht. Am Schwanzende ſtehen zwei lange Zellen einander gegenüber, während zwei andere, zu dieſen rechtwinkelig arrangierte, ſih mit ihrem Vorderende zwiſchen je zwei Zellen als Parapolarzellen des hinteren Calottengürtels einſhieben. Dieſe Parapolarzellen arrangieren eine rechte und linke Seite und die beiden Shwanzzellen eine Bauh- und Nücenſeite der Dicyemiden, welche mithin, wie geſagt, bilateral ſymmetriſch ſind. Die Tiere bringen entweder nur eine Art von Embryonen hervor (ſie ſind monogen) oder zwei Arten und heißen dann diphygen. Auch in erſterem Falle ſind noh zwei Möglichkeiten offen, denn die Embryonen können wurmförmig (bei nematogenen) oder infuſorienförmig (bei rhombogenen Dicyemiden) ſein. Die Diphygenen produzieren erſt infuſorien-, ſpäter wurmförmige Nachkommen.

Dicyemide. 20 mal vergrößert.