Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

Erdplanavien. Orthonektiden. 215

(dur<ſhnittlih etwa auf ein Neuntel der ganzen Körperlänge) erhoben getragen, der Halbmond, den das Kopfende darſtellt, und der ſonſt auh in Zungen- oder Lanzenſpißenform zuſammengezogen und geſtre>t werden kann, erſcheint ausgebreitet und führt nach allen Seiten taſtende Bewegungen aus. Kommen die Tiere an eine Unterbrehung ihres Weges, ſo ſtre>en ſie ſih zunähſt aus und ſuchen mit dem Kopfabſchnitt überall herum, bis ſie einen feſten Punkt erreiht haben, nah dieſem ziehen ſie ſih hinüber, aber immer unter Entwickelung eines Schleimfadens, dex in Geſtalt einer Brücke die beiden Punkte verbindet. Wollen ſie ſi<h von einem erhöhten Punkt herablaſſen, ſo bilden ſie erſt einen dreie>igen Shleimſpiegel, von deſſen einer Seite ſie ſi<h dann, auh an einem Faden, herablaſſen. Da abex die Bildung des Spiegels eine größere Schleimmaſſe beanſprucht, können ſie ihn nur etwa viermal hintereinander herſtellen, dann müſſen ſie einige Zeit pauſieren. So ſehr ſie auf feuhte Lokalitäten angewieſen ſind, ſo ſehr meiden ſie das Waſſer, wahrſcheinlich weil es ihre Shleimfäden auflöſt.

Auch die Bipalien Lehnerts ernährten ſi<h von Regenwürmern, aber nur lebenden, ſih windenden; über dieſe, und wenn ſie ein Sechſtel ſo lang wie die ganze Planarie ſind, ſtülpen ſie ihren Schlund weg, ſaugen ſie aber niht aus, ſondern verdauen die Nahrung Schicht auf Schicht innerhalb 1—-5 Stunden. Alle 5—7 Stunden nehmen ſie eine tüchtige Mahlzeit zu ſi, können aber auch 3 Monate und darüber hungern.

Lehnert konnte bei ſeinen Bipalien niht die Spur von Geſhleht8organen entde>en, wohl aber beobachtete er ungeſhle<htlihe Fortpflanzung, welche beſonders des Nachts ſih niht ſelten vollzog. Bei derſelben, die ganz ohne irgend welche bemerkbare einleitende Veränderungen des Körpers vor ſih ging, ſchnürte ſih das Shwanzende in einer Länge von 1—2, ſelten von 3—4 em ab und regenerierte in verhältnismäßig kurzer Zeit Kopf, Rüſſel und Darm. Bei Geodesmus waren freiwillige Teilungs8erſcheinungen niht bemerkbar, aber abgeſchnittene Stü>ke wuchſen ebenſo mit Leichtigkeit zu neuen, vollſtändigen Würmern heran.

Bevor wir den Kreis der Würmer verlaſſen, müſſen wir noch einiger Éleinen, ſeltſamen Weſen Erwähnung thun, deren endgültige ſyſtematiſche Stellung zwar noch nict feſtgeſeßt iſt, die aber do< wohl Würmer, allerdings dur< ſ<hmaroßende Orthonektide (Rhopalura Girardii), ſtark Lebensweiſe in ihrer Organiſation ſehr entartete und in E Is N ihrer Entwielung ſtart modifizierte, ſein und ſih zunächſt den Strudel- oder Saugwürmern anſchließen dürften. Das ſind die Orthonektiden und die Dicyemiden.

Die Orthonektiden leben in der Leibeshöhle von Strudelwürmern (PLeptoplana), S{<hnurwürmern (Nemertes, Lineus) und SwWlangenſternen (Amphiura). Sie ſind von ſpindelförmiger Geſtalt, ohne Verdauungsorgane, Nervenſyſtem 2c. und zwiſchen 0,066 und 0,15 mm groß. Jhre Binnenmaſſe beſteht aus einem Haufen polyédriſcher Zellen, um welche ſi äußerlih als Mantel eine einfache Lage kubiſcher Zellen lagert, die gruppenweiſe zu Querringen zuſammentreten und, abgeſehen die des zweiten Querringes, mit Flimmerhaaren beſegt ſind. Die Tiere ſind getrennt geſhle<tli<: die Männchen haben außen 8 (Rhopalura Intoshi aus den Würmern) oder 6 (Rhopalura Giardii, \. obige Abbildung, aus dem Seeſtern) Ringe oder Segmente und im Juneren einen mit Samentierchen gefüllten Sa>. Sie ſind