Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, S. 295
Die Weichkiere (Mollusca).
Der Markt des Lebens ſtattet jeden, auch für die nähere Befreundung mit den Weichtieren, mit einer leinen Summe von Vorkenntniſſen und Erfahrungen aus. Von einer Schnee, einer Muſchel hat jedermann den Eindru> bekommen, daß ſie eben Weichtiere ſeien, und daß dieſe Bezeihnung in durchgreifenden Abweichungen von den Wirbel- und Gliedertieren beruhe. Fn der Annahme der Zuſammengehörigkeit von Schne>e und Muſchel laſſen wir uns niht ſtören dur< die Bemerkung, daß die eine einen mit Fühlhörnern und Augen ausgeſtatteten Kopf beſißt, während ein ſolcher Körperabſchnitt bei der anderen vergeblich geſucht wird; die Anweſenheit eines Gehäuſes bei der Weinbergs\hne>e hindert auch den ungeſchulten Betrachter durhaus nicht, in der na>ten Wegeſchne>e ihre nächſte Verwandte zu erbli>en. Und wenn ſi<h die Anſchauungen mit dem Beſuh des Meeresgeſtades verhundertfachen, die Märkte der Seeſtädte neue und neueſte Formen zuführen, werden auch die fremdartigeren Weichtiergeſtalten von dem prüfenden und vergleichenden Auge mit den Formen des Wirbeltier- und Gliedertierreiches, die Würmer niht ausgeſchloſſen, niht verwechſelt werden.
An vielen Weichtieren iſt freili<h Kopf und Leib zu unterſcheiden, aber der ganze Körper bleibt, im Vergleih zu den uns ſchon näher bekannten Tieren, klumpenhafter und zeigt niht im entfernteſten jene Gliederung oder au< nur die Anlage dazu, welche das Gliedertier im Fnnerſten beherrſht und au< dem Wirbeltier dur< die Sonderung ſeiner Wirbelſäule und der gelenkigen Gliedmaßen ſein eigentümlihes Gepräge verleiht. Die Entſchiedenheit der Geſtalt, welche beim Wirbeltier vom inneren Knochenſkelett, beim Gliedertier von den erhärteten Hautbedeœungen abhängt, mangelt dem Weichtier. Nur die einfacheren Würmer treten hier wenigſtens als oberflählihe Vermittler dazwiſchen. Aber die Schale, die Gehäuſe? wird man fragen. Das ſind eben bloße Gehäuſe, zwar ausgeſchieden und produziert vom Körper, aber ſo loſe mit ihm zuſammenhängend, daß ſie einen Vergleich mit einem inneren oder äußeren Skelett niht aushalten. Das lettere iſt in vollſter Bedeutung des Wortes ein Teil des Organismus. Die Knochen wachſen und ernähren ſih; der Käfer kann niht aus ſeinem Hautſkelett herausgeſchält werden; wenn der Panzer des Krebſes niht mehr lebendig mit dem Tiere verbunden iſt, fällt er ab, um einem neuen Plaß zu machen. Dieſes innige Verhältnis findet zwiſhen dem Weichtiere und ſeinem Gehäuſe nicht ſtatt; leßteres iſt ein Ausſcheidungsprodukt, das allerdings durch Auflagerung neuer Schichten verdi>t, dur< Anfügung an den freien Rändern vergrößert und erweitert, auh, wenn es beſchädigt iſt, notdürftig ausgefli>t werden fann, aber nur an einer oder einigen beſhränkten Stellen mit dem Tiere wirklih zuſammenhängt und,