Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, S. 296
254 Weichtiere. Erſte Klaſſe: Kopfſüßer.
weil es an dem das Leben ausmachenden Stoffwechſel nicht teilnimmt, ein totes iſt. Eine Schnee kann man aus dem Gehäuſe herausnehmen, indem man nur einen kleinen Muskel, der ſie damit verbindet, zu dur(ſchneiden hat, ein Eingriff, der an ſih das Leben des Tieres durchaus nicht gefährdet. Nur in den Hautbede>ungen mancher Weichtiere kommen Abſonderungen horniger und kalkiger Platten vor, die ihrer Lage wegen den Eindru> innerer Skelettſtü>e und Knochen machen, im weſentlichen aber mit jenen äußeren Schalenbildungen übereinſtimmen.
So haben wir denn, um über den allgemeinen Charakter der Weichtiere ins reine zu kommen, uns an die zu halten, welche keine Gehäuſe beſißen, und die anderen ihrer Schalen zu entkleiden. Sie ſtehen dann vor uns als ungegliederte, oft ſehr ungeſchi>t ausſehende Tiere, deren in der Anlage vorhandene Symmetrie oft einer unſymmetriſchen Geſtalt gewichen iſt. Die Haut iſt ſhlüpfrig und weih, und ausnahmslos finden wir dieſelbe in Lappen und mantelartige Falten ausgezogen, von welchen der Körper ganz oder teilweiſe verhüllt werden kann. Es iſt nichts leichter, als ſi<h von dieſer Grundeigentümlichkeit der Weichtiere eine Anſchauung zu verſchaffen. Wenn die Schne>e ſi in das Gehäuſe zurückzieht, bemerkt man, wie ein di>er Hautlappen ſih über den verſchwindenden Kopf hinweglegt: es iſt ein Stück des Mantels. Schält man eine Muſchel aus, ſo iſt der Körper vollſtändig von jeder Seite mit einem großen häutigen Lappen bede>t: Das ſind die beiden Hälften des Mantels. Alle Schalenbildung geht vom Mantel aus, beſonders von ſeinen freien Rändern.
Wenn mwirx anführen, daß die am höchſten ausgebildeten Weichtiere bei einem nicht ſelten 1 m, wohl aber auh 2 und mehx, ja in rieſenhaften Dimenſionen 6 m und darüber langen Körper faſt ſo vollendete Sinneswerkzeuge tragen wie die höheren Wirbeltiere und ihrer Größe entſprehende Muskelkraft entwi>eln, während auch faſt mitroſkopiſhe Formen darunter vorkommen und manche ſich an die Strudelwürmer anzuſchließen ſ{<heinen, ſo wird man auch hier niht erwarten, daß der Bau, das Leben und Vorkommen dieſes Kreiſes im allgemeinen geſchildert werden kann. Nachdem wir die Wichtigkeit der Hautbede>ungen hervorgehoben, deuten wir nur an, daß der Hauptteil des Nervenſyſtems in einem Sqlundringe beſteht, mit welchem die übrigen im Körper zerſtreuten Nerven und Nervenfnoten zuſammenhängen. Das Vorhandenſein der Sinnesorgane rihtet ſi< na< der Stufe der Ausbildung des Körpers im ganzen und nach Aufenthalt und Lebensweiſe. So finden ſih, um nur einige Beiſpiele anzuführen, nur wenige Muſcheltiere mit Augen; ſie haben keinen Raub zu erſpähen, und ihre Nahrung wird ihnen dur unausgeſeßte Flimmerbewegung an den Körperflächen zugeführt. Aber alle S{hne>en und vor allen die ho< vrganiſierten raubgierigen Tintenſchne>en ſuchen na< ihrer Nahrung, und demgemäß ſpiegelt ſi< in ihren Augen die Umgebung ab.
Sehr vollſtändig iſt bei allen Weichtieren der Ernährungsapparat ausgebildet. Die höheren Ordnungen, nämli<h alle, welche eine feſte Nahrung zerkleinern, ſind mit ſehr auf: fallenden Beiß- und Raſpelwerkzeugen ausgeſtattet, die in neuerer Zeit mit eben dem Erfolg für eine naturgemäße Syſtematik ſih haben verwerten laſſen, wie man ſeit langer Zeit an der Beſchaffenheit des Gebiſſes der Säuger ihre Lebensweiſe und ſyſtematiſche Stellung erkennt. Als ſtarke Freſſer bedürfen die Weichtiere niht bloß eines geräumigen Darm: fanales, ſondern auch ein reihli<hes Maß der die Verdauung einleitenden und befördernden Säfte, daher wir die den Speichel und die Galle bereitenden Drüſen, Speicheldrüſen und Leber, ausnehmend entwi>elt finden. Wir ſehen den Blutlauf geregelt dur< ein Herz, aus Kammer und einer oder zwei Vorkammern beſtehend, in welches das Blut aus dem Atmungsorgan eintritt, um aus demſelben in erneuertem, zur Ernährung des Organismus tauglihem Zuſtande dem Körper zugeführt zu werden. Auch die Atmungsorgane, meiſt