Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, S. 299

Vau der Kopffüßer. 2D

zu die beiden großen Augen einander genähert ſind. Alle dieſe Regionen und Teile erheiſen aber eine no< nähere Betrachtung, da auf ihren Abweichungen die Eigentümlichfeiten der verſchiedenen Gruppen und Gattungen unſerer Klaſſe beruhen. Die den Mund umgebenden Arme ſind von ſehr feſter, muskulöſer Beſchaffenheit, dehnbar und ſehr beweglih; ihr Spiel bei den größeren Arten gleicht den Windungen eines Haufens miteinander verflo<htener Schlangen. Bei allen lebenden Kopffüßern, mit Ausnahme des Nautilus, ſind ſie mit Saugnäpfen beſeßt, wodur<h ihr Zwe>, die Beute feſtzuhalten oder bei den Kriehbewegungen zur Dirigierung des Körpers zu dienen, in ausgezeihneter Weiſe erfüllt wird. Gewöhnlich ſißen ſie auf einem kurzen muskulöſen Stiele. Fhx Umkreis beſteht aus einem knorpeligen Ringe, der von Muskelfaſern ausgefüllt iſt. Legt ſih nun der Ning an einen flahen Gegenſtand an, und zieht ſih die Muskelfüllung etwas aus ihm heraus, ſo entſteht ein Raum mit verdünnter Luft, der den Napf ſo feſt haften macht, daß man bei den Bemühungen, ein lebendes und friſches Tier frei zu bekommen, oft einzelne dieſer Drgane abreißt, und daß, wenn eine Anzahl zugleich wirkt, das Tier eher den ganzen Arm als den ergriffenen Gegenſtand fahren läßt; bei manchen Gattungen werden ſie unterſtüßt dur hornige Haken und Spißen. „Die Bewegungen der Saugnäpfe“, ſagt Collmann, „beſtehen aber niht nur im Feſthalten und Loslaſſen, ſie ſtre>en ſih au<h vor und a ziehen ſih zurü>, ohne daß eine Beute gefaßt wird. Sie ſchließen ſih und haben dann das Ausſehen einer Knoſpe, und öffnen ſih wieder zur Hälfte oder ganz, auf der einen Seite mehr als auf der anderen, je nah der Laune des Tieres. Jeder Saugnapf hat, ausgerüſtet ,) unterkiefer, b) Oberkiefer der Sepia. Nat. Größe. mit einem beſonderen Muskelapparat und mit beſonderen, nurx für ſein Bereich beſtimmten Nerven, einen hohen Grad von Selbſtändigkeit. Während die einen ſi< feſtklammern, bleiben die übrigen frei.“ Die Arme ſtehen vollkommen ſymmetriſch, und man zählt ſie vom Nücken aus, indem man vom erſten, zweiten, dritten und vierten Paare ſpricht, welches leßtere re<hts und links neben der Mittellinie des Bauches ſi befindet. Am Grunde ſind die Arme durch eine Haut verbunden, die bei einigen Arten ſih ſogar bis zur Spibe der Arme erſtre>t. Dieſe Haut dient, wie es ſcheint, vorzug8weiſe dazu, über der von den Armen umſtri>ten Beute eine allſeitig ſchließende Höhle zu bilden, in welcher das Opfer, während es von den Zähnen gefaßt wird, eher verenden muß. Breitet man die Arme auseinander, ſo kommt gerade in der Mitte ihres Kreiſes die von mehreren krei8runden Lippen umgebene Mundöffnung zum Vorſchein. Jn ihr liegen die beiden ſhwarzbraunen Kiefer, dem Raubtiercharakter unſerer Tiere entſprechend, groß, feſt, ſpiß und ſcharf. Der Unterkiefer (Fig. a obiger Abbild.) iſt breiter und tritt mehr hervor als der Oberkiefer (Fig. b), der in der Ruhe und beim Kauen zwiſchen die Seitenblätter jenes hineingleitet. Wir werden ſehen, wie die Tiere im ſtande ſind, damit den Kopf größerer Fiſche bis zum Gehirn zu durhnagen. Unterhalb des Kranzes der Arme iſt der Kopf an beiden Seiten und mehr na<h dem Rücken zu kugelig aufgetrieben. Es iſt die Stelle, an welher im Fnneren eine Art von Hirnſchale und als unmittelbare Fortſezungen derſelben die beiden napfförmigen, knorpeligen Augenkapſeln liegen. Dieſe Augen erſcheinen unverhältnismäßig groß und glänzen und funkeln mit unheimlihem Feuer. An dex Rüenſeite des Rumpfes iſ für die allgemeine Beſchreibung nihts Auffälliges. An den Seiten trägt unſere Sepiola ein paar blattförmige, abgerundete Hautlappen, Floſſen, welche ſowohl zur ſtetigen Fortbewegung als zur Regulierung der Haltung und Stellung dienen. Die Ausdehnung dieſer floſſenartigen Anhänge iſt bei den Gattungen ſehr verſchieden. Sie ſind am meiſten entwi>elt bei denjenigen, deren Körper Brehm, Tierleben. 3. Auflage. X. 17