Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, S. 556

506 Stachelhäuter. Erſte Klaſſe: Seewalzen.

„Der gewonnene und zubereitete Trepang wird nun an beſtimmte Pläße gebracht, wo zu gewiſſen Zeiten eine Art Meſſe ſtattfindet. Ein ſolcher Plaß iſt für die Bugineſen, die eifrigſten Trepangfiſcher, die kleine Fnſel Kilwaru zwiſchen Ceram-Laut und Geßir, eigent[ih nur eine Sandbank von 50 Ellen Breite und Länge, 3—4 Fuß über dem Meeresſpiegel und rings von Korallenriffen umgeben. Andere ſolche Pläße befinden ſi< auf den Aru-Jnſeln und ſonſt no< hin und wieder im Auſtralaſiatiſhen Archipel. Sehr viel wird nach dem Hauptſtapelplaß Makaſſar gebraht. Neuerdings hat übrigens Java angefangen, dieſem Eiland bezüglich des Trepanghandels ſtarke Konkurrenz zu machen.

„Der Marktpreis dieſes köſtlichen Leckerbiſſens hängt nun durchaus nicht von der Größe der einzelnen Fndividuen ab, ſondern von andern Eigenſchaften, welche für jeden, der niht ein ganz gewiegter Kenner iſt, geheimnisvoll und myſteriös ſind. Das verſtehen nur die chineſiſchen Händler und Sortierer, auch die eingeborenen Fiſcher haben keine Ahnung davon. Crawford unterſcheidet 30 verſchiedene Qualitäten, als die beſte gilt ,Takker Ftam“, welche an Ort und Stelle 300 Mark das Pikul koſtet, als die geringſte ,Kuaſſa‘ oder ,Peku goreng“, von der man ſih das Pikul chon für 20 Mark anſchaffen kann. Als ſehr gut gilt auh eine von den Mariannen kommende Sorte mit dem melodiſhen Namen „Guam“.

„Von den Aru-Juſeln werden jährlih durhſchnittlih 1510 Pikul (Wert an Ort und Stelle 108,000 Mark), von Java etwa 6000 und von Makaſſar etwa 8000—9000 nah China ausgeführt. Die Geſamtmenge, welche das himmliſche Reich jährlih verbraucht, beträgt 90,000 Pikul, aber die Nachfrage iſt immer weit ſtärker als das Angebot, und ein Volksnahrungsmittel iſt Trepang in China noch lange niht. Denn, iſt die Zahl von Seewalzenindividuen, welche jährlich dort verzehrt werden, immerhin auch auf 99 Mill. anzuſchlagen, ſo darf man doch nicht vergeſſen, daß China mindeſtens 380 Mill. Einwohner hat, mithin fommt noh nict auf jeden vierten Chineſen jährlich eine Holothurie. Der Marttpreis in China ſelbſt beträgt von 85 bis zu 500 Mark der Piful, je nah der Qualität, und nehmen wir als Durchſchnitt den Preis von 200 Mark an, ſo geben die ſonſt ſo ſparſamen mongoliſhen Söhne des Himmels jährlich 18 Mill. Mark für jenes Seegewürm aus!

„Über die Art der Zubereitung dieſer Delikateſſe habe ih leider ni<hts Genaues in Erfahrung bringen können, wahrſcheinlih wird aber gerade hierin das Hauptkunſtſtü> zu ſuchen ſein. Chineſiſch zu lernen, bloß um chineſiſhe Kochbücher zu ſtudieren, dazu habe ih mi< doh no< nicht entſchließen können; ih fann meinen Leſern nur ſo viel verraten, daß Jameſon verſichert, jene Zopfträger verſtünden ſehr kräftige und wohlſchme>ende Suppen ſowie verſchiedenartige Frikaſſees daraus zu bereiten.“

Alle bisher erwähnten Holothurien ſind Mitglieder der Ordnung Füßchen- oder Lungenholothurien. Das Organ, welches man Lunge nennt, iſt zweiäſtig baumförmig und entſpringt aus der ſogenannten Kloake, in welche auh der Enddarm einmündet. Die Holothurien ſind im ſtande, in dieſe Lunge, welche rihtiger eine innere Kieme genannt wird, vermittelſt der musfelreihen Wandungen der Kloake Waſſer ein- und auSzupumpen, yas mit ziemlicher Regelmäßigkeit geſchieht, jedoch ſo, daß, nah Sempers Beobachtungen, auf eine Reihe raſh aufeinander folgender Einatmungen eine große, einen di>en Waſſerſtrahl in wenigen Sekunden ausſendende Ausatmung eintritt, wobei die Kloake weir geöffnet wird. Dieſer natürliche Zugang ladet verſchiedene Tiere ein, ſih in die Lunge von Holothurien zu begeben und ſich dort als zeitweilige oder bleibende Schmaroßer aufzuhalten. Die merkwürdigſten dieſer Gäſte ſind Arten der Fiſchgattungen Fierasfer und Cachelyophis, welhe häufig von den Lungen aus ſi in die Leibeshöhle ihrer Wirte durhfreſſen, und an deren Mageninhalt ſi< Semper überzeugte, daß ſie als e<te Shmaroßer