Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, S. 559
Tiefſeeholothurien. Klettenholothurie. 509
Erſcheinung mehr an Schmetterlingsraupen oder Seena>tſchne>en, manche wieder ſind ganz flah gedrü>t wie Plattwürmer. Die Elaſipoden ſind in ſehr hohem Grade bilateral: ſymmetriſch; das Maul, das ſonſt bei Seewalzen an dem einen Körperende zu ſtehen pflegt, iſt wie der After auf die meiſt ſtark abgeplattete Bauchſeite gerückt und bisweilen erſcheint das vordere Körperende noch kopfartig abgeſezt. Die Fühler ſind ſchildförmig oder gefiedert, aber immer nur kurz und können niht als Greif: und Ernährungsorgane dienen. Sehr eigentümlich iſt die Beſchaffenheit der Füßchen. Nicht ſelten iſt die Mittelreihe auf der Bauchſeite oder Kriechflächhe verſ<hwunden und ſtehen die beiden anderen an deren Rande oder aber, ſie ſtehen in der erſteren doppelt und erſcheinen an den Seiten als niht zurücziehbare Fortſäße. Zu ähnlichen, öfters ſehr anſehnlichen Fortſäßen ſind die Füßchen der beiden Rückenreihen entwidelt, welhe wahrſcheinli< beſonders die Atmung vermitteln, aber, da ſie ſehr nervenreih ſind, zugleih auh zum Taſten dienen werden. Die meiſten Arten leben in großen Tiefen zwiſchen 1800 und 3600 m, wo ſie, wahrſcheinlih ziemlih raſh, auf dem Boden einher kriehen und mit ihrem Maule fortwährend Schlamm und Sand aufnehmen; da dieſe Subſtanzen ſehr arm an organiſchen Beimiſchungen ſind, werden ſie wohl große Maſſen davon in raſcher Folge verſchlingen müſſen, und in der That erſcheint ihr Darmrohr ganz voll ſolcher Stoffe. Unſere Abbildungen zeigen uns zwei Vertreterinnen dieſer Ordnung. Die nebenſtehende iſt Psychropotes longicauda, ein ohne den breiten S<hwanzanhang bis 150 mm lang werdendes, im Leben dunkelviolettes Tier, das ſih im Fndiſchen und ſüdlichen Stillen Ozean zwiſhen 3000 und 4000 m findet. Das andere ſeltſame Weſen (ſ. untere Figur, S. 508) iſt ein niht weniger merkwürdiges das wie eine Naktſhne>e des Meeres mit langen Rückenkiemen ausſieht. Das iſt Scotoplana globosa, ein graues Tier, das in einer Tiefe von 4000 m gefunden wurde.
Die dritte Ordnung umfaßt die fußloſen Holothurien (A poda), welche in der Regel Zwitter ſind und teilweiſe Lungen haben, teilweiſe aber auch derſelben entbehren. Fhr Waſſergefäßſyſtem iſt einfa, indem es nämlich, wie bei den jungen füßigen Seewalzen auf einer gewiſſen Stufe der Entwi>elung, nur aus einem den Mund umfaſſenden Ring mit blaſenförmigen Anhängen und den Mundtentakeln beſteht.
Die Hauptſippe iſt die Klettenholothurie (Synapta, Abbildung S. 510), ſo genannt von ſehr carakteriſtiſhen zweizähnigen PFsychropotes 1ongiKalk- Ankern in ihrer Haut. Der Anker ſte>t mit dem Schafte CAUCE UNSS in einer dur<löherten Platte, worin er dur einen Endknopf feſtgehalten wird. Abbildung e gibt beide Teile in Verbindung, während ſie in b und € auseinander gelegt ſind. d iſt das noh etwas mehr vergrößerte Schaftende von der Seite. Dieſe klettenden Organe ſind ſo groß, daß ſie mit gutem Auge re<t wohl erkannt werden. Von den drei europäiſchen Arten iſt die abgebildete Synapta inhaerens an der franzöſiſhen Nordweſtküſte und im Mittelmeer heimiſch. Eine zweite Art (8ynapta hispida) wurde, wie die dritte (Synapta digitata), aber weit ſeltener, nur im Adriatiſchen und Mittelländiſchen Meer gefunden. Auf