Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, S. 563

Kletterholothurie: Entwi>kelung. — Seeigel im engeren Sinne. 518

Viele, vielleicht alle jungen Holothurien machen eine Periode dur<, während welcher ihr Ambulacralſyſtem (die Saugfüßchen) lediglich auf die Kiemententakeln allein oder auf dieſe nebſt einigen no< im Umkreiſe des Mundes ſtehenden eigentlichen Saugſüßchen beſchränkt iſt. Jn dieſem Zuſtande kriechen ſie, den Mund nach unten gekehrt, dieſelbe Lage einnehmend, welche die Seeigel, Seeſterne und Schlangenſterne zeitlebens beibehalten. Dann, wenn ſie ſih ſtre>en und die Ambulacra hervorkommen, legen ſie ſi auf die Seite. Unter dieſem, dem richtigen, dur<h die Entwi>elungsgeſchihte gegebenen Geſichtspuntkte iſt die Klettenholothurie niht eine extreme Bildung, ſondern, wie wir oben bemerkten, eine auf einem embryonalen Stadium verharrende Form. :

Die Artenzahl der drei Seewalzenordnungen ſtellt ſi gegenwärtig auf etwa 500.

Zweile Klaſſe. Die Seeigel (Echinoidea).

Die Seeigel bilden die an lebenden und foſſilen Formen und Arten reichſte Abteilung der Stachelhäuter , indem ſie ſih na< Bronns durch die Entde>ungen der Neuzeit, beſonders durch die Tiefſeeexpeditionen der Engländer, Franzoſen und Amerikaner allerdings bedeutend überſchrittener Zählung auf 1650 belaufen, auh machen ſie dem Namen der Klaſſe die meiſte Ehre. Unter allen aber zeichnet ſih als eigentliher Seeigel die Sippe Echinus aus, an welche wir zunächſt unſere Mitteilungen zu knüpfen gedenken. Alle Mitglieder der Ordnung haben ein aus vier-, fünf- oder ſehsſeitigen Platten zuſammengeſügtes gehäuſeartiges Hautſkelett/ an welchem ſi in der Familie der eigentlichen Seeigel ein größerer Ausſhnitt im Zentrum des nach unten gekehrten Poles befindet. Dieſer Ausſhnitt aber iſt bis auf die Mundöffnung mit einer weichen Haut überſpannt. Bei den anderen Familien iſt der für die Mundöffnung beſtimmte Schalen: ausſc<hnitt bedeutend fleiner.

Die Echinen oder Seeigel im engeren Sinne (Echini) ſind diejenigen von regelmäßiger Apfel- oder Laibform, an denen die Afteröffnung dem Mundpole gegenüberliegt, während die Saugfüßchenreihen von einem Pole zum anderen verlaufen. Man erbli>t die paarigen Löcher für die Saugfüßchen und Bläschen natürlih am deutli<hſten an Gehäuſen, welche ganz oder teilweiſe der Stacheln beraubt ſind. Dieſe ſogenannten Ambulacralplatten wechſeln mit Reihen ſolcher Platten ab, welche mit dur<hbohrten oder niht durhbohrten Hö>kern und Bu>eln verſehen ſind. Auf dieſen ſiven die Stacheln, an ihrer Baſis über dem Bu>el von einer mit vielen Muskelfaſern verſehenen Scheide umgeben und daher nach allen Richtungen bewegli<h. Am lebenden, in ſeinem Element ſi befindlihen Seeigel bemerkt man ſehr bald, daß die Stacheln keineswegs bloße Verteidigungsorgane ſind; ſie dienen auc als Stüßen und als Stelzen und Füße, ja ſie können ſogar, wie ih unten zeigen werde, als Arme zum

Brehm, Tierleben. 3. Auflage. X. 33

Gehäuſe des Echinus esculentus, zur Hälſte von den Stacheln entblößt. Natürliche Größe.