Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, S. 659
598 Hohltiere. Zweiter Unterkreis: Neſſeltiere; zweite Klaſſe: Blumenpolypen.
voneinander iſoliert, die Mauern fließen aber ineinander über, wodurh ſich die Oberfläche mit unregelmäßig geſ<hlungenen Thälern und Zungen bede>t. An den lebenden Exemplaren ſind natürlich dieſe Thäler mit den Weichteilen bede>t, und man exkennt an den Mundöffnungen die Bezirke der einzelnen Fndividuen, von denen man an den ausgewaſchenen Stücken nux die Begrenzungen nah zwei gegenüberliegenden Seiten hin wahrnimmt. Unſere Abbildung (S. 597, unten) zeigt drei Mundkelche und ihre Bezirke in mäßiger Vergrößerung, wodurch die mangelhafte Vorſtellung, welche man ſich aus dem alleinigen Anbli> des leeren oder eingetro>neten Stokes macht, eine weſentliche Vervollſtändigung erhält.
Zweite Drdnung. Die ahtſtrahligen Polypen (0etactinia).
Die zweite große Abteilung der Polypen enthält zwar no< genug des Mannigfaltigen, aber das Ausſehen der Einzeltiere iſt ein glei<hförmigeres, hervorgerufen durc die feſte Zahl von aht Fühlern. Dieſelben ſind niht hohl, gewöhnli<h etwas plattgedrückt und an den Rändern zierlichen Blättern gleih ausgeza>t.
Am weiteſten iſt die Familie der Korkpolypen (Alcyonaria) verbreitet, im weſentlichen aus der Sippe Alcyonium beſtehend, deren Arten im hohen Norden ſi< ſhon häufig finden und in den wärmeren Meeren zu den verbreitetſten Produkten gehören. Die Tiere ſind in Stöle vereinigt, entweder von unregelmäßig knollenförmiger und di>lappiger Geſtalt, oder hand- und baumförmig mit fingerdi>en oder ſtärteren, wenig verzweigten Äſten. Die Einzeltiere treten gewöhnli<h als einige Millimeter meſſende weiße Blüten über die eigentümlih glänzende, rötliche, gelbliche, gefle>te Sto>koberfläche hervor, die ſi< weih und fleiſchig anfühlt. Mit einem Stammteile wachſen die Stöcke entweder feſt, oder ſie ſte>en loſe im Boden, meiſt in mäßiger Tiefe. -
Die Korkpolypen ſondern au<h Skeletteile ab, aber dieſelben verſhmelzen nicht zu einem Stoke, bleiben vielmehr in Geſtalt kleiner, meiſt mikroſkopiſcher Kalkkörperchen von beſtimmter, nah den Arten wechſelnder Geſtalt dur die ganze Kolonie zerſtreut. Fm friſhen natürlichen Zuſtande zeigen die Seekorke eine gewiſſe Elaſtizität und Turgeszenz. Aus dem Waſſer genommen, ziehen ſie ſih, auh der ganze zuſammengeſeßte Sto, ſehr zuſammen. Sie ſchwellen jedo<h im Aquarium bald wieder an und dauern wochen- und monatelang aus. Ein Zeichen, daß ſie ſi< niht mehr wohl befinden, iſt ein übermäßiges Anſchwellen, namentlich der tieferen Teile. Aber auh no< in dieſem waſſerſüchtigen Zuſtande leben ſie no< längere Zeit fort. Beſondere Feinde ſcheinen ſie niht zu haben, und wer die Natur nah Zwe>en begreifen will, kommt auch bei ihnen arg in Verlegenheit.
Jn den mehr formloſen, der individuellen Geſtaltung den engſten Spielraum laſſenden Seekorken iſt ſozuſagen die an beſtimmte Formen gebundene Familiengruppe der Penn atuliden oder Seefedern vorbereitet. Schon bei manchen Arten von Alcyonium tritt die Neigung zur Stielbildung hervor, wie denn unſer auf S. 599 abgebildetes Exemplar einen deutlichen, der Polypenindividuen entbehrenden Stiel zeigt. Die Seefedern ſind nun dadur< charakteriſiert, daß jeder Sto> in einen polypentragenden Teil und einen freien Abſchnitt, den Stiel zerfällt, welher im weichen Meeresboden ſte>t. Bei den einfachſten Formen, welche der au<h im Mittelmeer vertretenen Gattung Yeretillum angehören, iſt der polypentragende Teil ringsum mit Polypen beſeßt, der Stiel drehrund. Es dürſte wenige Tiere geben, die, je nahdem es ihnen behagt, einen ſo verſchiedenartigen Anbli> gewähren als die Veretillen. Ein ſolcher Sto>, den ih im Aquarium einige Monate lang