Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

42, Kvebſe. Erſte Ordnung: Zehnfüßer; Familie: Einſiedlerkrebſe.

habe man den Krebs aus der Shneckenſchale entfernt, dann verlaſſe ſie dieſelbe glei<falls, wahrſcheinlich, um mit einem anderen Pagurus-Fndividuum ein neues Freundſchaftsbündnis einzugehen, denn beſonders treu iſt ſie niht. Hat ein Pagurus bei den zahlreichen Duellen, welche dieſe Krebſe unter ſi< ausfe<hten, ſeinen Rivalen überwunden, ſo nimmt ex ihm ſeine Adamſie, bringt ſie auf ſein Gehäuſe, und ſie folgt dem triumphierend abziehenden Sieger ſofort.

Auch in der Tiefſee ſind die Einſiedlertrebſe keine Seltenheit, einer (Parapagurus

abyssorum) geht ſogar bis in die ungeheuern Tiefen von 5486 m. Auch ſie ſind immer -

in einem Schne>enhaus eingemietet und von einer Aktinie vergeſellſchaſtet, aber dur einen merfwürdigen Vorgang löſt dieſe das Haus na<h und nah auf, und die lebende Genoſſin umgibt allein den ganzen Hinterleib des Krebſes in Geſtalt eines weihen Sa>es. Das iſt eine große Erleichterung für den Krebs, denn auf dem Boden des Meeres werden, bei dem ſtarken Gehalte des Meerwaſſers an Kohlenſäure in dieſen Tiefen, Schne>enſchalen von geeigneter Größe viel ſeltener ſein als im untiefen Waſſer, und vielleicht iſt auch weniger die Aktinie als eben der reiche Kohlenſäuregehalt des umgebenden Mediums Urſache der Auflöſung des Kalkgehäuſes.

Der Nuten, welchen die Einſiedlerkrebſe von den Aktinien haben, liegt auf der Hand. Dieſe ſehr wehrhaften, ſtark brennenden Tiere halten ihnen die Feinde vom Leibe. Die Adamſien finden aber in Geſellſchaft der Paguren reihlichere Nahrung. Sieht man die Krebſe auf ihrem natürlichen Boden, nämlich auf feinerem Kies, ſo wird augenbli>lic klar, warum die Aktinie das Schhne>enhaus ſo anfaßt, daß ihr Mund nach unten gekehrt iſt. Pagurus Prideauxii wirbelt nämli<h mit ſeinen Hilfsfkiefern den Sand ſo auf, daß ein Strom an ſeiner Mundöffnung vorübergeht, wobei er allerlei Nahrung profitiert. Dieſe fommt nun auch der Aktinie zu ſtatten, welche dur<h den vom Krebſe verurſahten Wirbel förmlich gefüttert wird und ihren Mund um ſo weiter öffnet und die Tentaïeln um ſo mehr entfaltet, je eifriger der Gaſtfreund den Sand umrührt. Unſere Paguren unterlaſſen übrigens das Wirbeln, wenn ſie beſſere, kompaktere Fleiſ<hnahrung, tote Fiſche und dergleichen, um ſi< haben. Daß ſie davon der Aktinie mitteilten, habe ih niht geſehen, wohl aber, daß ſie untereinander äußerſt zänkiſ<h und brotneidiſ< ſind. Sehr oft wird ein fleinerer von einem größeren verfolgt, indem dieſer jenem einen Biſſen abjagen will. Der Verfolgte wird von der Schere ſeines Gegners gefaßt, weiß aber gewöhnlih, wenn ihm ſelb nur eine Schere frei geblieben, ſehr geſ<hi>t mit dieſer ſeine Beute ſo zu halten und von ſih zu ſtre>en, daß der Angreifer ſchließlih unverrihteter Sache abziehen muß.

Die Paguriden ſind nun durchaus nicht die einzigen zehnfüßigen Krebſe, welche mit Aftinien in Symbioſe leben. Dieſelbe Erſcheinung tritt auh zwiſchen dieſen und Krabben auf. So beobachtete der ſhon erwähnte Stuart Wortley auf Jnſeln des Stillen Ozeans

eine ſhóne Krabbe, welche eine große Aktinie mit ſi< herumſhleppte. Sie ſcharrte ſich

halb in den Sand ein, ließ aber die Aktinie mit ihren ſi< lebhaft bewegenden Tentakeln außen und lauerte unter derſelben auf kleine Kruſter, Ringelwürmer 2c., welche, dur das Spiel der Tentakeln angelo>t, herbeiſhwammen. Auf den Seychellen beobachtete Möbius einen Taſchenkrebs (Melia tesselata), der in allen Eremplaren, männlihen ſo gut wie weiblichen, in jeder Schere eine Actinia prehensa trug. Nahm man ihnen dieſelben und zerſhnitt ſie in Stü>e, dann ſammelte ſie ſih dieſelben wieder.

Noch zwei Gattungen ſind zu erwähnen, welche von den Syſtematikern bald an die Einſiedlerkrebſe, bald an die folgende Abteilung angereiht werden, Porcellana und Galathea. Beide haben große Scherenfüße und das hinterſte Fußpaar ſehr ſchwach entwielt. An die Mittelkrebſe und Krabben erinnern ſie, indem ihr ſonſt ganz wohl entwicelter

SFr